Die Bewohner können es sich in den neuen Räumlichkeiten gemütlich machen. Foto: Sauer

Das neue Wohnhaus der Diakonie Stetten an der Stauferstraße ist nun offiziell eröffnet. Insgesamt 24 Bewohner haben den Tapetenwechsel gewagt.

Schmiden - Insgesamt 24 Bewohner der Diakonie Stetten haben den Tapetenwechsel gewagt. Sie haben den Koffer gepackt und sind im Juli in das Wohnhaus an der Stauferstraße 2 gezogen. Dort haben sie neue Menschen kennen gelernt, Freundschaften geschlossen und gestritten. Oder, um es mit den Worten von Dorothea Werner, der Teamleiterin in der Stauferstraße, auszudrücken: „Es wurde hier schon gelebt.“

Am Mittwoch wurde das neue vierstöckige Wohnhaus nun offiziell eröffnet. „Wir haben hier 24 Plätze für mutige junge Menschen mit Behinderung“, sagte Heiderose Maaß, Mitglied des Vorstands der Diakonie Stetten. Die Bewohner seien aus einem eher ländlichen Umfeld in die Stadt gezogen, um inmitten der Gesellschaft ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Auch neue Häuser in Weinstadt und Schorndorf wurden fertig

Die Pläne der Diakonie Stetten zur Dezentralisierung von Behinderteneinrichtungen werden Gestalt. So sind kürzlich auch neue Wohnhäuser in Weinstadt und Schorndorf fertiggestellt worden. Wie Heiderose Maaß berichtete, wollte bisher noch keiner der Bewohner zurück in die Stammeinrichtung nach Stetten ziehen.

Die Sozialdezernentin des Rems-Murr-Kreises, Rosemarie Längle-Sanmartin, betonte, dass nicht alle Räume der Diakonie Stetten mehr dem heutigen Anspruch genügen: „Das Wohnen auf der Hangweide ist nicht inklusiv, sondern exklusiv.“ Dort seien behinderte Menschen nur unter sich – und damit von der Gesellschaft abgeschnitten. In der Stauferstraße sei das anders, dort gebe es neue Möglichkeiten. „Der Sprung ist gewagt, jetzt kann es losgehen mit dem Leben in Fellbach“, sagte die Sozialdezernentin.

Die Stauferstraße 2 soll ein Wohlfühlort werden

Oberbürgermeister Christoph Palm lobte das Dezentralisierungsprojekt. „Es ist ein Weg, auf dem wir die Diakonie Stetten gerne begleiten.“ Der OB erinnerte daran, wie es vor dem Bau des Wohnhauses an der Kreuzung Fellbacher Straße/Stauferstraße ausgesehen hat. „Wir haben aus diesem Unort einen Wohnort gemacht.“ Mit Hilfe von Teamleiterin Dorothea Werner soll die Stauferstraße 2 jetzt ein Wohlfühlort werden. Es sei das richtige Konzept und der richtige Ort, so der OB.

Da hatte Gerhard Pfeiffer, der Vorsitzende des Angehörigenbeirats, zunächst seine Zweifel. „Als ich damals beim Spatenstich war, konnte ich mir nicht vorstellen, dass hier mal ein Haus für behinderte Menschen stehen kann“, sagte er. Die belebte Straße habe Anlass zur Kritik gegeben. Mittlerweile, so Pfeifer, habe das Wohnhaus aber viel Zuspruch erfahren. „Fellbach ist der richtige Standort.“

Jede Etage hat einen eigenen Balkon bekommen

Architektin Ute Michaelsen charakterisiert das von ihr projektierte Wohnhaus als sehr städtisch. „Weil die Fläche nicht so groß ist, hat jede Etage einen eigenen Balkon bekommen“, sagte sie. Zudem seien alle Bewohnerzimmer nach Süden oder Osten ausgerichtet – also weg von der Kreuzung.

Dass der Umzug neue Chancen birgt, davon ist Steffen Wilhelm, Mitarbeiter der Diakonie Stetten, überzeugt. „Wir haben guten Kontakt zur Stabsstelle im Fellbacher Rathaus, die für das Thema Ehrenamt zuständig ist, und seit Kurzem hat die Stadt eine Inklusionsbeauftragte“, sagte der Projektkoordinator im Geschäftsbereich Wohnen. „Es wird Einiges passieren, damit die Bewohner neue soziale Kontakte knüpfen und sich die Stadt erschließen.“