Blick in das neue Sudhaus der Badischen Staatsbrauerei Rothaus: Teilzeit-Chefs sind die große Ausnahme Foto: dpa

Dass leitende Angestellte Teilzeit arbeiten, ist bei den Landesfirmen noch seltener als in der Privatwirtschaft. Das soll sich nach dem Willen von Wirtschaftsminister NIls Schmid nun ändern.

Stuttgart - Trotz aller Appelle der Politik ist die Zahl der Führungskräfte, die Teilzeit arbeiten, in den landeseigenen Unternehmen noch niedriger als in der freien Wirtschaft. Baden-Württembergs Finanzminister Nils Schmid (SPD) will nun die Aufsichtsräte der Landesfirmen anschreiben.

In einer Regierungsantwort auf eine Anfrage des Esslinger Landtagsabgeordneten Andreas Deuschle (CDU), die unserer Zeitung vorliegt, musste Schmid einräumen, dass derzeit nur drei Prozent der leitenden Angestellten in Landesfirmen Teilzeit arbeiten. Unter den Männern sind es sogar nur 0,6 Prozent. In der freien Wirtschaft treten hingegen laut früheren Untersuchungen rund fünf Prozent der Führungskräfte kürzer – 15 Prozent bei den Frauen und rund ein Prozent bei den Männern. Andere europäische Länder sind weiter: In den Niederlanden liegt der Anteil der Teilzeit-Chefs bei zwölf Prozent, in Großbritannien bei acht Prozent.

Schmid will laut der Antwort nun die Aufsichtsräte der Landesfirmen schriftlich darum bitten, darauf hinzuwirken, „dass Personen, die in Teilzeit beschäftigt sind, keine Nachteile erleiden“. Die Gremien sollen dieses Schreiben nach seinen Vorstellungen auf ihre nächsten Sitzungen beraten.

Zu den Firmen, um die es geht, gehören nicht nur landeseigene Firmen wie die Lotto GmbH oder die Rothaus-Brauerei, sondern auch Firmen, an denen das Land nur beteiligt ist wie etwa die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) oder der Karlsruher Energiekonzern EnBW.

Der Antragsteller und CDU-Abgeordnete Deuschle zeigte sich „überrascht“ über die niedrige Zahl an Teilzeit-Chefs bei den Landesfirmen. Es sei aus seiner Sicht „höchste Eisenbahn“, dass die grün-rote Landesregierung etwas dagegen unternehme. Der Sprecher von Finanzminister Schmid sprach von einem „kulturellen Prozess“, der eine Weile dauern werde.