Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (Archivbild) Foto: dpa/Thomas Kienzle

Fans mit beleidigenden Plakaten oder Schmähgesängen trüben Spiele der Fußball-Bundesliga. Die Täter zu identifizieren, ist manchmal schwierig. Baden-Württembergs Innenminister macht einen Vorschlag.

Stuttgart - Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl regt personalisierte Tickets für Zuschauer im Profi-Fußball an, um Täter nach Schmähgesängen besser ermitteln zu können. „Es ist absolut inakzeptabel, wenn bei Fußballspielen Rassismus offen zutage tritt, wenn völlig unschuldige Menschen traktiert werden, nur weil sie anderer Herkunft oder Hautfarbe sind“, teilte der CDU-Minister auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart mit.

Die Innenminister müssten auf ihrer Konferenz vom 17. bis zum 19. Juni in Erfurt darüber sprechen, ob Eintrittskarten für Fußballspiele in den Profiligen künftig nur noch personalisiert ausgegeben werden dürften. „Das Risiko, als Täter erwischt zu werden und spürbare strafrechtliche Sanktionen auferlegt zu bekommen, war und ist eines der besten Mittel, um Straftaten zu verhindern“, sagte Strobl. Bislang könnten die Täter nur schwer ausgemacht werden.

Kritik kommt von der FDP

Das Ministerium erklärte, es lägen zwar meistens Videoaufnahmen der Tatverdächtigen vor. Die Täter könnten jedoch nicht oder nur schwer identifiziert werden. Manchmal seien sie vermummt, oder aufgehängte Transparente verdeckten die Personen. Eine Arbeitsgruppe solle das Thema personalisierte Tickets prüfen.

Als Beispiel nannte das Ministerium das Bundesliga-Spiel zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem FC Bayern München am 29. Februar 2020 in Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis). Bayern-Fans hatten den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp mit Spruchbändern schwer beleidigt. Das Spiel in Hoffenheim wurde daraufhin zweimal von Schiedsrichter Christian Dingert unterbrochen. In den letzten 13 Minuten spielten die beiden Mannschaften nur noch symbolisch den Ball hin und her.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke kritisierte, der Vorstoß offenbare „ein Denken, das von überwachungsstaatlichem Misstrauen getrieben ist“. Er sieht darin eine Gefahr für den Datenschutz. „Gerade im Rahmen der gegenwärtigen Situation ist dies ein Versuch, coronabedingte Maßnahmen dauerhaft zu institutionalisieren und den gläsernen Bürger mit fadenscheinigen Argumenten zu etablieren.“