Die E-Mobilität verändert die Arbeitswelt im Mercedes-Stammwerk von Grund auf. Als Umweltmanagerin arbeitet Christina Maier daran, den Standort Untertürkheim so klimaschonend wie möglich aufzustellen.
Hält den laufenden Betrieb auf, kostet neben Zeit auch noch Geld, verkompliziert Abläufe und lässt sich noch nicht einmal vermarkten. Über Jahrzehnte hinweg galten Maßnahmen zum Umweltschutz und zur Sicherheit am Arbeitsplatz in vielen Unternehmen, wenn nicht als Zumutung, so doch mindestens als vom Gesetzgeber verordnetes Übel. In den strategischen Überlegungen der Chefetage spielte der Bereich aber nur in absoluten Ausnahmefällen eine Rolle. Diese weit verbreitete innerbetriebliche Einstellung gerade zum Thema Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren in die entgegengesetzte Richtung entwickelt – frag’ nach bei Christina Maier.
Christina Maier ist im Mercedes-Benz-Werk Untertürkheim für Nachhaltigkeit und Umweltschutz zuständig. „Das Thema ist wirklich auf allen Ebenen angekommen“, stellt die Teamleiterin fest. „Das Mindset“, wie sie sagt, diese neue Denkweise sei auch „ganz fest im Mercedes-Benz-Vorstand verankert“. In diesem Zusammenhang führt Christina Maier die übergeordnete Unternehmensstrategie an, die durch eine konsequente Transformation zur E-Mobilität manifestiert sei. Mit der E-Klasse ist gerade die letzte Modellserie auf den Markt gekommen, zu der der letzte Mercedes-Pkw mit einem reinen Verbrennerantrieb gehört. Was einen historischen Schlusspunkt darstellt.
Der untypische Werdegang passt zum Job
Die komplette Umstellung auf eine elektrifizierte Produktpalette geht Hand in Hand mit den Bestrebungen, die Standorte von Mercedes-Benz möglichst Ressourcen und Klima schonend aufzustellen. Dabei nimmt das Werk Untertürkheim eine Vorreiterrolle ein, was in den Aufgabenbereich der von Iris Stodtko und Christina Kubach im Tandem geleiteten Abteilung „Arbeits- und Umweltschutzmanagement“ fällt. Dieser rund 50-köpfige Bereich setzt sich aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen, die häufig Ingenieurwissenschaften aber auch beispielsweise Umweltwissenschaften oder Chemie studiert haben.
Eher untypisch ist da schon der berufliche Werdegang von Christina Maier, die dem sechs Personen zählenden Team Nachhaltigkeit und Umweltschutz vorsteht. Als Geisteswissenschaftlerin war sie bei Mercedes-Benz zunächst im Personalbereich tätig, um danach unterschiedliche Leitungspositionen im Bereich Planung, Strukturprojekte und in der Montage zu übernehmen. Der Hintergrund mit der Mischung aus Theorie und Praxis kommt gerade in ihrem jetzigen Job im Umweltsektor zum Tragen, den sie seit 2019 mit Leidenschaft ausübt. Dort wo es auch um die Umsetzbarkeit von Ideen geht. „Ökologie und Ökonomie müssen kein Widerspruch sein“, sagt Christina Maier, eine pragmatische Umweltschützerin, die mit ihrem Team im Unternehmen statt auf Skepsis mittlerweile überall auf offene Ohren stößt. „Eine wirklich tolle Aufgabe“, sagt sie über ihren Job, von dem sie auch lerne, ihr Privatleben umweltbewusster zu führen.
Die sensible Umgebung als Verpflichtung
Die Transformation in der Autoindustrie bedeutet für Christina Maier, den zentralen Standort Untertürkheim in so vielen Bereichen wie möglich nachhaltiger zu machen. Das fängt bei der konsequenten Mülltrennung und dem Verzicht auf Papierausdrucke an. Es geht weiter mit den Möglichkeiten, direkt Energie zu sparen. „Es muss doch nicht im gesamten Parkhaus die ganz Nacht über das Licht brennen, wenn es praktisch nicht genutzt wird“, gibt Christina Maier ein einleuchtendes Beispiel. Sie spricht von optimierten Lüftungsanlagen und von alten Betriebsgebäuden, die früher abgerissen worden wären und heute saniert werden. Und vom Bienenvolk ist die Rede, das auf der Biodiversitätswiese angesiedelt wurde. Dort wird besonders deutlich, wie facettenreich Mercedes-Benz grüner wird.
Doch dieser Entwicklung sind auch Grenzen gesetzt. „80 Prozent unserer Fläche sind versiegelt“, sagte Christina Maier und meint damit die eng bebaute Fläche des Untertürkheimer Standorts. Sie hebt gleichzeitig die exponierte Lage des Werks und seine sensible Umgebung mit Heilquellen, Neckar und angrenzenden Wohngebieten hervor. Eine Reihe von Schutzmaßnahmen ist also geboten, zu denen mitunter die regelmäßige Überwachung der Abluftanlagen oder die kontinuierliche Kontrolle des Abwassers gehört. Dazu sorgt die spezielle Messtechnik dafür, dass nichts Schädliches aus dem Werk gespült wird. „Vorher geht der Schieber automatisch zu“, sagt Christina Maier, bevor sie sich mit ihrem Team über neue Ideen austauscht.
Das Stammwerk in Zahlen
Untertürkheim
Gegründet wurde das Mercedes-Werk im Jahr 1904. Auf einer Fläche von über 30 000 Quadratmetern arbeiten dort heute rund 15 000 Beschäftigte. Der Standort ist auch Sitz der Konzernzentrale der Mercedes-Benz Group.
Werksteile
Zum Untertürkheimer Werk gehören auch die Mercedes-Anlagen in Hedelfingen und Bad Cannstatt sowie die in den Esslinger Stadtteilen Brühl, Mettingen und Sirnau. sto