Seit Dienstag von einem Bauzaun umgeben: die Jubiläumssäule auf dem Schlossplatz Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Schon wieder Baustelle? Das fragen sich jetzt viele beim Blick zur Jubiläumssäule auf dem Schlossplatz in Stuttgart. Tatsächlich haben am Dienstag neuerliche Restaurierungsarbeiten am Denkmal begonnen.

Stuttgart - Über die Osterfeiertage war der große Anziehungspunkt auf dem zentralen Platz mitten der City noch unverstellt. Und wie tagtäglich ein beliebtes Fotomotiv für Touristen bei ihrem Streifzug durch die Landeshauptstadt. Eine Aufnahme von der Jubiläumssäule, am besten mit dem Neuen Schloss im Hintergrund, fehlt wohl in kaum einem Fotoalbum eines Stuttgart-Besuchers.

Seit Dienstag haben es die Hobbyfotografen schwer, eine Perspektive zu finden, die das 170 Jahre alte Bauwerk in den Vordergrund rückt, ohne gleichzeitig eine Baustelle zu zeigen. Der Grund ist ein gut zwei Meter hoher und mit weißen Sichtschutzplanen behängter Bauzaun, der als Quadrat mit ungefähr 15 Meter Seitenlänge um die Jubiläumssäule herum aufgestellt wurde. Hinter dem Zaun werden die Vorbereitungen für die Arbeiten getroffen, die in den nächsten vier Wochen anstehen. „In Abstimmung mit der Denkmalpflege werden bis voraussichtlich Ende April 2016 als Abschluss zu den Restaurierungsarbeiten an der Jubiläumssäule die umlaufenden Reliefs im Sockelbereich gereinigt und Schadstellen am Gestein ausgebessert“, erklärt Michaela Reiter, Sprecherin des baden-württembergischen Finanzministeriums.

Concordia stand lange Zeit auf wackeligen Beinen

Dem Land obliegt die Pflege des Denkmals, das 1841 zunächst aus Holz und 1846 dann aus Stein aus Anlass des 25-jährigen Regierungsjubiläums und des 60. Geburtstags von König Wilhelm I. von Württemberg auf dem Schlossplatz errichtet wurde. Vor drei Jahren sollte die 30 Meter hohe Rundsäule, die 1863 mit einer Statue der römischen Göttin Concordia ihre markante Spitze erhielt, einer Reinigung unterzogen werden. Dabei entdeckten Spezialisten, dass die tragende Konstruktion massive Mängel aufwies. Neben erheblichen Rostschäden von Eisenteilen im Inneren der Säule war auch das Gestein stärker geschädigt, als dies Experten vermutet hatten. Ein Granateinschlag während des Zweiten Weltkriegs hatte dem Sandstein zugesetzt und für Risse gesorgt. Die immerhin fast fünf Tonnen schwere und fünf Meter hohe Concordia stand, vereinfacht ausgedrückt, auf ziemlich wackeligen Beinen. „Zum Glück ist all die Jahre nichts passiert“, sagte Rolf-Dieter Blumer vom Landesamt für Denkmalschutz im August 2014, als die Restaurierungsarbeiten schon drei Monate im Gange waren.

Am 29. April 2015 kehrte die Concordia mit einem Hubschrauberkran auf den runderneuerten Betonsockel zurück. Statt wie geplant ein halbes Jahr hatten die aufwendigen Arbeiten fast ein ganzes Jahr gedauert und dazu an die 400 000 Euro Kosten verursacht. Zum Missfallen vieler Stuttgarter war die Jubiläumssäule fast ein Jahr lang von einem mächtigen Baugerüst eingezäunt. „Weil am Boden durch das Gerüst kaum Platz vorhanden war, hatte man die abschließenden Arbeiten zurückgestellt“, sagt Sprecherin Michaela Reiter. Zudem galt es, auf Außenveranstaltungen auf dem Schlossplatz wie das jährliche internationale Trickfilmfestival Rücksicht zu nehmen. In diesem Jahr beginnt es am 26. April.