Noch bis Anfang November ist die Lusthaus-Ruine eingerüstet, weil am Gewölbe gearbeitet wurde. Foto: Peter Petsch

Das Ensemble ist trockengelegt, der Sandstein so behandelt, dass er nicht mehr bröckelt. Der Erhalt der Lusthausruine im Schlossgarten hat jedoch einen weitaus höheren Preis als angenommen.

Stuttgart - Wieder ein Gerüst. Wieder Handwerker, die sich an der Sandsteinruine zu schaffen machen. Passanten im Mittleren Schlossgarten standen zuletzt immer wieder ratlos vor den Resten des Neuen Lusthauses. Die historische Treppenanlage war doch 2010 gerettet. Das stimmt schon, klärt die Landesbauverwaltung auf. „Die Hauptmaßnahmen, die statische Sicherung und die Natursteinarbeiten an der Treppe waren damals tatsächlich abgeschlossen“, so der zuständige Abteilungsleiter Edgar Schindler. Nach diesem ersten Bauabschnitt habe das Bauwerk aber zunächst austrocknen müssen, ehe man die Konservierung des Sandsteins habe angehen können.

Zwei Trocknungsperioden, sprich zwei Sommer mussten vergehen, dann konnten Spezialisten den Sandstein mit Kieselsäure bearbeiten. Als letzter Bereich war jetzt das Gewölbe an der Reihe. Schindler: „Das Gerüst wird voraussichtlich Anfang November abgebaut.“ Die Rettungsaktion der eigentlich dem Verfall geweihten Lusthausruine ist damit nach rund fünf Jahren beendet.

Lusthausruine rechtlich ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung

Die Überbleibsel des für Herzog Ludwig von Württemberg (1554–1593) errichteten Neuen Lusthauses sind für die einen ein schmucklosen Haufen Sandstein, andere halten sie für eines der wertvollsten Baudenkmale der Landeshauptstadt. Letztere hatten erreicht, dass die Treppenanlage erhalten wird – was sich jetzt aber als kostspieliger entpuppt hat als gedacht. „Die Kosten der Restaurierung betragen rund 800 000 Euro“, sagt ein Sprecher des Wirtschafts- und Finanzministeriums und bestätigt damit Hinweise darauf, dass sich der Erhalt der Ruine um 200.000 Euro verteuert habe. „Im Zuge der Restaurierung hat sich deren Umfang als größer erwiesen als angenommen“, so der Sprecher weiter. Da es sich bei der Lusthausruine rechtlich um ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung handle, „ist das Land aber zum Erhalt verpflichtet“. Vor Jahren noch hatte das Land Baden-Württemberg dem Architekten Roland Ostertag in einem Brief mitgeteilt, man wolle die einsturzgefährdete Treppenanlage „in Würde verfallen lassen“.

Ostertag war Mitgründer eines Vereins, der sich unter anderem mit 30.000 Euro Spenden erfolgreich für den Erhalt der Lusthausruine starkgemacht hatte. „Die jetzt aufgelaufenen Zusatzkosten sind bedauerlich, aber dringend notwendig, um die Reste des wertvollsten Gebäudes der Hochrenaissance nördlich der Alpen zu erhalten“, so Ostertag. Tatsächlich gilt der Bau, der ursprünglich im Bereich des Kunstgebäudes am heutigen Schlossplatz stand, als wegweisend für die Architektur des 16. Jahrhunderts und laut Ostertag als eine der wenigen Spuren dieser Epoche in Stuttgart.