Sondervorstellung in Ludwigsburg: Starke Kräne sorgten dafür, dass Klaviere für die Schlossfestspiele sicher transportiert werden konnten.
Wenn ein Flügel schon mal Flügel bekommt, wird dafür enorme Kraft benötigt. So wie sie die Kräne der Firma Wiesbauer aus Bietigheim haben. Sie bewiesen am Montagmorgen, dass das Versprechen des Unternehmens – „macht schwere Arbeit leicht“ – zu Recht gegeben wird. Für die Schlossfestspiele haben zwei ihrer Kräne jeweils einen Flügel von Innenhöfen des Residenzschlosses aus in höhere Etagen schweben lassen.
Erster Akt, 7 Uhr 30: Jochen Valent von Wiesbauer lenkt den Kran, dessen Hydraulik von einem Dieselmotor angetrieben wird, zentimetergenau durch den engen Torbogen vor die Balkontür, die zum Schlosstheater führt. Dort wird in den nächsten Tagen der Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert gegeben; der Pianist Alan Hamilton wird dabei abwechselnd auf einem Hammerflügel und einem Steinway spielen. Beide wurden von der Firma K. H. Schmidt Klavier- und Flügeltransporte angeliefert. „Der kleinere Hammerflügel hat es vorgezogen, zu Fuß zu gehen“, bemerkt Beate Herbert von der Künstlerischen Planung mit einem Augenzwinkern. Zwei Männer hatten das Instrument geschickt durch das Treppenhaus nach oben jongliert.
Steinway-Flügel schwebt in barocke Gemächer
Dem Steinway bleibt der Flug nicht erspart, er muss an den Haken. Der Kran fährt seinen Arm aus, der mit Puffern umhüllte Steinway wird befestigt und im Zeitlupentempo angehoben. Es erfordert viel Gefühl, das 340 Kilogramm schwere Instrument so zu hieven und zu lavieren, dass es nicht ins Pendeln gerät. Gut acht Meter hoch steigt der Flügel empor und wird dann sanft in die Türöffnung abgesenkt, wo ihn zwei Männer von K.H. Schmidt in Empfang nehmen. In wenigen Tagen wird er auf einer der ältesten deutschen Bühnen mit funktionierender Theatertechnik aus Holz für akustische Genüsse während der bereits ausverkauften drei Konzerte sorgen.
Zweiter Akt, 9 Uhr 45: Der zweite Flügel-Flug wird vorbereitet. Ein größerer Kran, der bis zu 50 Tonnen heben kann, muss ran, um den festspieleigenen Steinway-Dora-Flügel auf den Balkon des Alten Corps de Logis zu heben. Uwe Wahl, der diesen Job seit 36 Jahren macht, sitzt im Kranhäuschen, als der Flügel am Hebearm befestigt wird. Das Instrument, von der Karlskaserne angeliefert von der Transportfirma hardwork, wiegt 550 Kilogramm.
Es soll im Ordenssaal des Schlosses für schöne Konzertmomente sorgen: Lukas Geniusas begleitet dort erstmals am Donnerstag die „Höhepunkte russischer Romantik“. Auf dem Weg zu Tschaikowsky und Rachmaninow hebt der Flügel kurz vor 10 Uhr ab. Und landet nach exakt einer Minute und 55 Sekunden Flugzeit wohlbehalten auf dem Balkon.