Gruppenbild mit Schloss (von links): Ludwigsburgs Erster Bürgermeister Konrad Seigfried, Ministerin Edith Sitzmann und die Konservatorin Patricia Peschel begutachten das Favorite. Foto: factum/Granville

Rund drei Millionen Euro investiert das Land in das Ludwigsburger Lustschlösschen – denn bislang kommen zu wenig Touristen. Die Finanzministerin Edith Sitzmann machte sich ein Bild von den Plänen.

Ludwigsburg - Es gibt in der Zuständigkeit ihres Ministeriums sicherlich unangenehmere Termine als jenen, den Edith Sitzmann am Dienstag in Ludwigsburg absolvierte: Bei strahlendem Sonnenschein besuchte die grüne Finanzchefin des Landes das Schloss Favorite. Im Zuge ihrer diesjährigen Sommertour durch einige Schlösser zwischen Bodensee und Stuttgart hatte sie außerdem noch gute Nachrichten im Gepäck: Wie berichtet investiert das Land rund 2,7 Millionen in eine aufwendige Sanierung von Favorite. Denn, auch das wurde am Dienstag deutlich: Es gibt einiges zu tun.

Nach dem Auszug von Moderator Wieland Backes und seinem SWR-„Nachtcafé“ müssen vor allem die Fassade und das Dach dringend ausgebessert werden. Wenn alles nach Plan geht, könnten die Handwerker im Herbst mit der Arbeit beginnen, sagt der Projektleiter Volker Janzen. Aktuell stehe noch die rechtliche Erlaubnis aus. Wie jede Baustelle wird auch die am Favorite mit Schmutz, Lärm und Autoverkehr verbunden sein – und das in einem Naturschutzgebiet. Daher warte man derzeit noch die Stellungnahmen von Naturschützern ab, sagt Janzen.

Im Oktober soll das Gerüst stehen

Sollte das Gerüst wie geplant im Oktober aufgestellt werden können, rechnet der Architekt mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren. In dieser Zeit werden Risse und Schäden an der Fassade ausgebessert, außerdem wird das Jagdschloss neu gestrichen. Auch die Toilettenanlagen werden modernisiert, ein Behinderten-WC wird neu eingebaut. Ursprünglich hatten die Behörden mit rund 800 000 Euro für die Arbeiten geplant, doch nach langen Voruntersuchungen stellten sich heraus, dass auch das Dach erneuert werden muss. Die Restauratoren entfernen hierbei alle Ziegel, bessern die Balken und die Holzkonstruktion aus und beheben Schäden, die durch Feuchtigkeit entstanden sind.

Von der Sanierung erhoffen sich die Staatlichen Schlösser und Gärten, die das Gebäude verwalten, mehr Attraktivität. Etwas weniger als 10 000 Besucher habe man im vergangenen Jahr gezählt, sagt der Geschäftsführer Andreas Falz beim Besuch der Ministerin – zu wenige. Das Favorite sei ein „Hidden Champion“, also ein versteckter Sieger: Viele würden es nur aus der SWR-Talkshow kennen. Seit der Frequenzbringer wegfällt, sinken auch die Besucherzahlen – 2014 waren es immerhin noch rund 15 000 im Jahr. Nun soll ein frisches Erscheinungsbild nach der Sanierung wieder mehr Touristen locken.

Der Museumsbetrieb muss während der Arbeiten wohl ruhen

Wie genau das Schlösschen nach den Arbeiten genutzt werden kann, ist aber noch unklar. Die Lage inmitten des Wildparks setzt auch dabei enge Grenzen – zumal der Park nicht beleuchtet ist, und im Winter daher nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr betreten werden darf. Daran wird sich voraussichtlich auch künftig nichts ändern, um das Wild auf dem Gelände nicht über Gebühr zu stören. Der Leiter der Ludwigsburger Schlossverwaltung, Stephan Hurst, will sich im kommenden Winter in großer Runde beraten, was künftig in Sichtweite des großen Residenzschlosses passieren soll. Veranstaltungen seien im Jagdschloss ebenso denkbar wie ein Museumsshop oder Ausstellungen, sagt Hurst. Entschieden sei aber noch nichts.

Dass die Besucherzahlen in den kommenden Jahren steigen werden, ist kaum anzunehmen. Denn eine schlechte Botschaft hatte Edith Sitzmann am Dienstag doch zu überbringen: Der Museumsbetrieb wird während der Sanierungsarbeiten wohl ruhen. Das Favorite ist in dieser Zeit vermutlich nur von außen zu bewundern.