Seit gut 23 Jahren bringen die „Einsteiner“ junge Zuschauer dazu, nach der Schule den gemeinsamen Kinderkanal KiKA von ARD und ZDF einzuschalten. Foto: dpa/--

Alles ist, alles ist relativ normal...“ - Das Titellied von „Schloss Einstein“ können einige Generationen mitsingen. Ein Ende der Kinder- und Jugendserie ist nicht in Sicht. Auch die Pandemie ändert daran nichts - erschwert aber manche romantische Momente beim Dreh.

Erfurt/Leipzig - „Normalerweise haben wir fünf Küsse pro Staffel, doch in dieser Staffel war kein Kuss echt.“ Ein solcher Körperkontakt zwischen den Darstellern war wegen der Corona-Auflagen beim Dreh tabu, berichtet Drehbuchautorin Dana Bechtle-Bechtinger über die Arbeiten an der 24. Staffel der Kinder- und Jugendserie „Schloss Einstein“. Um nicht ganz auf die für viele Zuschauer wichtige Knutscherei zu verzichten, habe man Green Screen-Technologie eingesetzt, berichtet Redaktionsleiterin Anke Lindemann.

Seit gut 23 Jahren bringen die „Einsteiner“ junge Zuschauer dazu, nach der Schule den gemeinsamen Kinderkanal KiKA von ARD und ZDF einzuschalten - wobei inzwischen auch viele Folgen im Netz zu sehen sind. Am Freitag wird die nun 1000. Episode der Serie ausgestrahlt, die die Erlebnisse von immer wieder neuen Generationen von Schülern des fiktiven „Einstein“-Internats erzählt. Federführend ist bei der Serienproduktion der Mitteldeutsche Rundfunk.

Drehstart im Juli

Im Juni soll der Dreh für die 25. Staffel beginnen. Auch dann rechne Lindemann damit, dass in Anbetracht der Pandemie strenge Hygiene-Vorschriften gelten. „Bislang gab es keinen Corona-Fall am Set.“ Allerdings verlängere sich die Dauer der Inszenierungen durch die Auflagen etwas. Auch das Casting für die neue Staffel sei wegen der Pandemie in den ersten Phasen über Video und Internet gelaufen, sagte Lindemann.

Corona mag einen Einfluss auf den Dreh für die nun endende 24. Staffel gehabt haben: Im Internatsuniversum aber kommt die Pandemie nicht vor. Auch in den neuen Episoden werde sie inhaltlich keine Rolle spielen. Dazu habe man sich nach langen Diskussionen entschieden, berichten Bechtle-Bechtinger und Lindemann. „Die Zuschauer wollen von dem Thema auch einmal abschalten können“, so Lindemann. „Es ist ein eskapistisches Format: Wir greifen Themen der Realität der Zuschauer auf, wollen sie aber in eine andere Welt entführen und Hoffnung aufzeigen“, sagt Bechtle-Bechtinger.

Komplexe Themen werden aufgegriffen

Dabei scheut sich die Serien in ihrer langen Laufzeit nicht davor, komplexe Themen aufzugreifen. Bechtle-Bechtinger berichtet von Teenager-Schwangerschaften, Rechtsradikalismus, der Umgang mit Geflüchteten. In der noch aktuellen 24. Staffel gehe es um Cyber-Mobbing, Shitstorms und andere Schattenseiten des Internets. Verknüpft ist das Ganze mit einer Mystery-Erzählung, die beim Finale am Freitag in der 1000. Folge ihre Auflösung finden soll. Wichtig sei, dass den jungen Zuschauern gerade auch bei schwierigen Themen Lösungsmöglichkeiten angeboten würden. „Die gibt es so in der Realität nicht immer“, erklärt Bechtle-Bechtinger.

Sie stieß im Jahr 2000 zur Produktion dazu, inzwischen ist sie die dienstälteste Drehbuchautorin bei den „Einsteinern“. Zig Episoden hat sie geschrieben, auch das Buch für die 1000. Folge stammt von ihr. „Es ist ein großes Glück und eine absolute Ausnahme in der Fernsehlandschaft, dass eine Serienproduktion so lange läuft.“

Bechtle-Bechtinger hat auch einen guten Überblick über Veränderungen: „Anfangs hingen vielleicht Poster von Boybands und Schauspielern in den Zimmern der Figuren - jetzt sind Streamer und Influencer die Idole.“ Sie selbst sei viel auf Social-Media-Plattformen wie Tik Tok unterwegs, um die Interessen und Ausdrucksformen der neuen Generationen im Blick zu behalten.

Soziale Medien werden wichtiger

Auch für den Umgang mit den Fans der Serie seien die Sozialen Medien immer wichtiger geworden, sagte Lindemann. Bei Instagram gebe es einen regen Austausch. „Wir bekommen zum Beispiel gespiegelt, wie schade es manche Zuschauer finden, wenn Darsteller aussteigen.“ Das Publikum nutze das Angebot auch, um selbst Vorschläge zu machen. „Wir haben in dieser Staffel erstmals ein lesbisches Paar, das wurde von den Zuschauern begrüßt - und die Frage kam auf, wann es denn das erste Jungspaar gebe.“

Bei allen Veränderungen über die Jahre gebe es aber auch inhaltliche Konstanten, erklärt Bechtle-Bechtinger: „Im Prinzip gibt es ein ABC-Grundsatz: Abenteuer, Beziehung, Comedy.“ Und auch so mancher Zuschauer von einst, finde wieder zurück zu den „Einsteinern“: „Jetzt gucken Menschen die Serie mit ihren Kindern, die sie damals selbst schon gesehen haben.“