Petra Pfeiffer (links) und Stefan Morgenstern (rechts) fördern die Nachbarschaftlichkeit an der Schlößlestraße. Foto: Rebecca Anna Fritzsche

Der Verein „Unsere Schlößlestraße“ hat ein Dinner ganz in weiß gefeiert. Dafür wurde die kleine Straße zwischen Gablenberger Hauptstraße und Klingenstraße gesperrt und jeder konnt an der langen weißen Tafel Platz nehmen.

S-Ost - Ein ungewohntes Bild am Samstag an der Schlößlestraße: Statt Reihen an geparkten Autos und dem üblichen Durchgangsverkehr ist eine lange Tafel mitten auf der Straße aufgebaut. Gedeckt mit weißen Tischtüchern, geschmückt von weißen Blumen in Vasen. Auf den Bänken sitzen weiß gekleidete Nachbarn, in Sommerkleidern, Leinenhosen und Hemden, unterhalten sich, naschen vom mitgebrachten Kuchen, um sie herum spielen Kinder Ball oder brausen auf dem Skateboard die Straße hinunter.

Vorbild ist eine Aktion aus Paris

Der Verein „Unsere Schlößlestraße“ hat zum gemeinsamen Essen an der Tafel eingeladen – nach dem Pariser Vorbild der „Diners en blanc“, bei dem sich ganz in Weiß gekleidete Bekannte zum Essen an weiß gedeckten Tafeln im öffentlichen Raum treffen. „Wir wollten eine größere Aktion organisieren“, erklärt Petra Pfeiffer vom Verein, „und wir wollten markieren, wie es aussieht, wenn die Straße nicht befahren ist, wir wollten diesen eigentlichen Lebensraum wieder zurück erobern.“ Ein Sommerfest sollte es sein, und so war die Idee vom weißen Dinner geboren.

An einer Tafel wird das Essen geteilt

Für die rund 20 aktiven Mitglieder des Vereins war es durchaus ein Kraftakt, die Straßensperrung zu beantragen und die Tafel aufzubauen, finanziell unterstützt von der Sozialen Stadt Gablenberg. „Wir mussten aber kein Auto abschleppen lassen“, berichtet Stefan Morgenstern, der erste Vorsitzende des Vereins, und lacht. Die Parkverbotstafeln haben ausgereicht, um die Schlößlestraße von Autos zu leeren. Neben dem gemeinsamen Essen und Teilen der mitgebrachten Speisen hat der Verein auch ein kleines Kulturprogramm geplant, „mit Gesang, Musik, Fotoprojektionen und Texten zum Thema Weiß“, sagt Ken Kinoya. Bis dahin läuft erst einmal die Fußball-WM auf dem Fernseher an der Straße: an Samstag ist es das Spiel um Platz drei.

Unter den Nachbarn, die an der weißen Tafel sitzen und sich unterhalten, sind auch Timo Zunft und Lisa Gruber mit ihrer kleinen Tochter. „Wir wohnen erst seit etwa einem Jahr hier“, erzählt Zunft. „Die Nachbarn im eigenen Haus kennt man vielleicht noch, aber zwei, drei Häuser weiter? Für uns ist das eine super Gelegenheit, die Nachbarn in der Straße kennen zu lernen.“

Der Verein hat schon neue Ideen

Auch über das weiße Dinner hinaus hat der Verein Pläne. „In Barcelona oder Ljubljana stehen überall Bänke an den Straßen und Plätzen, man kann sich hinsetzen, ausruhen, ins Gespräch kommen“, erzählt Stefan Morgenstern. Eine solche Bank können sich die Nachbarn auch gut an der Schlößlestraße vorstellen. „Heckenrosen an den Hauswänden wären auch schön“, sagt Petra Pfeiffer, „allerdings müssen da die Eigentümer zustimmen.“ Oder Stefan Morgensterns Idee für ein alternatives Fest in Weiß: „Es gibt ein altes Foto von der Schlößlestraße, sie ist komplett zugeschneit, und die Kinder fahren Schlitten die Straße hinunter“, sagt er. „Wir könnten eine Schneekanone hier aufstellen und das wieder machen! Das wäre was.“