Schön anzuschauen, aber noch zu gefährlich: der zugefrorene Kirchheimer Bürgersee Foto: Horst Rudel

Die DLRG warnt vor Leichtsinn beim Schlittschuhlaufen. Noch sei das Eis auf den Naturseen zu dünn. Als besonders tückisch gelten die Wernauer Baggerseen.

Kirchheim - In der winterlichen Morgensonne glitzert das Eis auf den Kirchheimer Bürgerseen verführerisch. Geht es nach Bastian Sturm, dem stellvertretenden Einsatzleiter der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Württemberg, dann sollten sich die Eisläufer von dem Augenschein nicht auf Glatteis locken lassen. „Das Eis ist noch zu dünn“, sagt der Fachmann, der auch den rund 4300 im Kreisverband Esslingen registrierten DLRG-Mitgliedern vorsteht. Rund 100 von ihnen, so Sturm, stünden aktiv für die Wasserrettung zur Verfügung.

Noch ist das Eis zu dünn zum Schlittschuhlaufen

Erst von einer Stärke von 15 bis 18 Zentimetern an aufwärts sind die Wintersportler Sturms Worten zufolge auf der sicheren Seite. „Dazu haben die paar kalten Tage bisher nicht gereicht“, sagt er. Ist das Eis dünner, dann könnten eingeschlossene Luftbläschen oder die Strömung des Wassers die Tragfähigkeit negativ beeinflussen. Da Eisläufer zudem gerne in Gruppenstärke ihre Kreise ziehen, laufen sie nur allzuleicht Gefahr, den brüchigen Boden unter den Füßen ganz zu verlieren.

Um ihre Warnung durchzusetzen, ist die DLRG allein auf Überzeugungskraft und Aufklärung angewiesen. „Wir haben keine Weisungsbefugnis“, sagt Sturm, der schon oft genug erlebt hat, dass Eisläufer die DLRG-Warnungen in den Wind geschlagen haben. „Wenn sich mal einer aufs Eis wagt, dann gibt es kein Halten mehr“, sagt Sturm. Andererseits, so sagt er, sei es in den vergangenen zehn Jahren auch zu keinem Todesfall auf den Seen im Landkreis Esslingen gekommen.

Die Bagerseen bei Wernau gelten als tückisch

Auch die Stadt Kirchheim, auf deren Markung die drei Bürgerseen liegen, überwacht das Geschehen auf dem Eis nicht. „Es gibt keine Messung der Eisdecke. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass das Betreten des Unteren Sees, denn nur dort ist das Eislaufen gestattet, grundsätzlich auf eigene Gefahr geschieht“, sagt Cornelia Luber, in deren Sachgebiet Grünflächen auch die Eisflächen am Bürgersee fallen.

Reiner Stradinger, der Pächter der Bürgersee-Gaststätte, hat nach zwei weitgehend eislosen Jahren heuer schon die ersten Schlittschuhläufer in Richtung Eisfläche ziehen sehen. „Wenn die Seen erst einmal richtig zugefroren sind, dann steht der Betrieb hier einem schönen Sommertag kaum nach“, sagt er. Für das Wochenende jedenfalls ist er gerüstet. Vor allem am Spätnachmittag, wenn es darum geht, die eingefrorenen Gliedmaßen wieder aufzuwärmen, ist seine gute Stube gefragt.

Neben den Bürgerseen gibt es im Kreis Esslingen an größeren, der Öffentlichkeit zur Verfügung stehenden Natureisflächen nur noch den Aileswasensee bei Nürtingen-Neckarhausen und den Feuerlöschteich in Bissingen. Vom Eislaufen auf dem Baggersee an der B 313 bei Wernau rät Sturm entschieden hab. „Der See ist tückisch. Da gibt es unterirdische Quellen, die die Bildung einer einheitlichen Eisfläche verhindern“, sagt er. Entsprechend groß sei die Gefahr, dort auf dünnes Eis zu geraten und einzubrechen.

Nie alleine aufs Eis

Retter
Die DLRG im Kreis Esslingen übt regelmäßig die Rettung von Personen, die ins Eis eingebrochen sind. Im Ernstfall haben die Eisretter den Anspruch, in zehn Minuten an Ort und Stelle zu sein. Sie werden bei einem Notfall parallel zur Feuerwehr über den Notruf 112 alarmiert. Den sollten Augenzeugen zuerst wählen – bevor sie irgendetwas anderes unternehmen.

Eisregeln
Für den Umgang mit dem gefrorenen Element hat die DLRG zehn Eisregeln aufgestellt. Sie empfehlen grundsätzlich, nie alleine und nie gleich an den ersten kalten Tagen aufs Eis zu gehen. Wenn es knackt, sollte man das Eis sofort verlassen – und zwar flach liegend auf dem gleichen Weg zurück, auch wenn das andere Ufer näher liegt. Ist eine Person eingebrochen, dann sollten sich die Retter mit einem Brett, einer Leiter oder einem umgedrehten Schlitten zur Einbruchstelle vortasten. Wichtig ist auch, den Geretteten an Land warm zu halten und der Gefahr einer lebensbedrohlichen Unterkühlung wegen den Notarzt zu rufen.