Das Degerlocher Jobcenter ist zu klein, um zu überleben, sagt die Stadt. Foto: Cedric Rehman

Das Jobcenter im Bezirksrathaus soll geschlossen werden. Die SPD will das nicht hinnehmen.

Degerloch - Es ist alles nur zum Wohl des Bürgers: Das Degerlocher Jobcenter soll die Pforten schließen. Ende Juni wird der Verwaltungsausschuss darüber entscheiden. Der Sprecher der Stadt, Sven Matis, sieht darin Vorteile für die Kunden der Agentur. Denn bisher sei es schwierig, im Krankheitsfall oder bei Urlauben den Normalbetrieb zu gewährleisten. Wenn eine oder gleich zwei der vier Mitarbeiterinnen ausfallen, könnten keine geregelten Öffnungszeiten garantiert werden, schreibt Matis in einer Stellungnahme. „Daher müssen Bürger immer wieder nach Sillenbuch oder Plieningen-Birkach ausweichen“, heißt es weiter.

Künftig müssen Degerlocher Arbeitssuchende ohnehin den Weg nach Plieningen antreten, wenn sie Beratung und Hilfe suchen. Aus Sicht der Stadt lohnt sich aber die weitere Anfahrt für die Kunden der Degerlocher Außenstelle. Die Integration der Außenstelle Degerloch mit Plieningen werde eine bessere Beratung gewährleisten. Größere Zweigstellen könnten gerade bei kniffligen Fragen besser beraten, sagt Matis: „Die Kunden werden künftig zwar einen etwas weiteren Weg zum Jobcenter haben, sie profitieren aber von einem besseren Zugang zu den Hilfeangeboten des Jobcenters.“ Die Degerlocher SPD sieht in der Schließung des Jobcenters vor allem eines: einen schlechteren Service für die Degerlocher. Außerdem schwächt das Ende des Jobcenters im Bezirksrathaus aus Sicht der Sozialdemokraten das dezentrale Angebot an Unterstützung für die Bürger in den Bezirken. „ Die Knochen am dezentralen Bürgerservice werden weiter abgenagt“, sagt Klaus-Dieter Kadner, Sprecher der Degerlocher Sozialdemokraten im Bezirksbeirat.

„Probleme mit Vertretungen lassen sich anders lösen“

Die Partei hat einen Antrag im Bezirksbeirat gegen das beschlossene Ende des Degerlocher Jobcenters gestellt. Es wäre etwas anderes, wenn die Stadt darlegen würde, dass dem Jobcenter die Kunden fehlen, sagt der SPD-Politiker. „Probleme mit Vertretungen lassen sich anders lösen“, sagt Kadner.

Rückendeckung für den Antrag bekommt Kadner nicht zuletzt von der Bezirkschefin Brigitte Kunath-Scheffold. Auch sie sieht den Service für den Bürger geschwächt, wenn ein Jobcenter vor Ort schließt. Außerdem hält sie es für wenig plausibel, dass das Jobcenter mit vier Mitarbeiterinnen Personalausfall nicht bewältigen kann: „Aus meiner Erfahrung heraus kann man mit dieser Personalstärke durchaus eine qualifizierte Arbeitsstruktur gewährleisten, aber letztlich entscheidet der Gemeinderat.“ Anders ausgedrückt: alles eine Frage der Organisation.