Kein Bild mit Seltenheitswert: Ein Auto sucht sich seinen Weg durch die Marktstraße. Foto: Uli Nagel

Der Autoverkehr durch die Marktstraße nimmt zu. Dabei handelt es sich um eine Fußgängerzone. Um dem Schleichverkehr Einhalt zu gebieten, sollen Poller die Zufahrten absperren.

Bad Cannstatt - Als die Überkinger Straße vor einigen Jahren im großen Stil saniert werden musste und deshalb nur einspurig befahrbar war, da waren sie an der Tagesordnung in der Fußgängerzone: Autofahrer, die vor der Baustelle nicht im Stau stehen wollten und kurzerhand durch die Markstraße fuhren. Leider hat das illegale Abkürzen über die Fußgängerzone Schule gemacht und in den vergangenen Monaten wieder erheblich zugenommen. Vor allem am Nachmittag, wo fast jede Minute ein Fahrzeug an den Straßencafés vorbei fährt.

„Wir beobachten solche Szenen seit gut zwei Jahren“, sagt Siegfried Deuschle, Bezirksbeirats-Sprecher der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke/PluS. Teilweise werden Passanten in der Marktstraße sogar angehupt, wenn sie nicht sofort Platz machen. Einen Autofahrer, der am Jakobsbrunnen vorbei in Richtung Marktstraße fuhr, habe er darauf aufmerksam gemacht, dass er sich in einer Fußgängerzone befinde und hier nicht fahren dürfe. „Der hat mir ziemlich unverschämt geantwortet, dass auf der Wilhelmstraße ein Stau wäre und er es eilig habe“, so Siegfried Deuschle, der – wie seine Fraktionskollegen auch – diese Zustände nicht mehr länger hinnehmen will. „Wir haben auch mit Polizei und Ordnungsamt gesprochen, für regelmäßige Kontrollen fehlt jedoch das Personal.“

Versenkbare Poller

Aus diesem Grund fordert die Fraktionsgemeinschaft endlich bauliche Maßnahmen. „Die Altstadt ist mit dem berechtigtem Liefer- und Anwohnerverkehr schon genug belastet“, so Deuschle. Er könne sich elektrische Poller im Kampf gegen die vielen illegalen Schleicher sehr gut vorstellen, zumal viele Städte schon längst zu dieser Maßnahme gegriffen hätte und das Thema bekanntlich auch im Stuttgarter Gemeinderat für die Innenstadt diskutiert werde.

Beobachtet wird der „Abkürzungsverkehr“ vor allem von der Brunnenstraße vorbei an der Stadtkirche hin zur Ausfahrt in Richtung Wilhelmsbrücke. „Aber auch von der Badstraße durch die Brählesgasse am alten Rathaus vorbei und weiter Richtung Wilhelmstraße habe ich schon Autofahrer beobachtet“, erinnert sich Deuschle. Oft spiele es nicht einmal eine Rolle, dass es sich um eine Einbahnstraße handelt. „In der Fußgängerzone sind auch viele Kinder unterwegs, tollen in der Marktstraße oder auf dem Marktplatz herum und sind hier nicht auf Autos eingestellt“, so der Fraktionssprecher, der angesichts der Situation keine Alternative zu den versenkbaren Pollern sieht.

Acht Standorte

In ihrem Antrag schlägt die Fraktionsgemeinschaft insgesamt acht Standorte vor (siehe nebenstehenden Plan), die in drei Dringlichkeitsstufen unterteilt sind. „Eine Umsetzung ist natürlich eine Frage des Geldes“, so Deuschle. Wichtig sei, die Zufahrt von der Badstraße in die Brählesgasse zu unterbinden. Ein Poller gleich neben dem Verwaltungsgebäude wäre ebenfalls wünschenswert. Erst in einer zweiten Stufe sollen dann weitere „Spaßbremsen für Schleicher“ an den Eingängen der Marktstraße eingebaut werden.

Insgesamt ein Maßnahmenbündel, das auch durch Bezirksvorsteher Bernd-Marcel-Löffler vollste Rückendeckung erfährt. „Der Schleichverkehr durch die Cannstatter Altstadt hat erheblich zugenommen, teilweise fahren Autos sogar über den Marktplatz“, so Löffler, der in einer Pollerlösung ebenfalls kein großes Problem sieht – auch nicht für den berechtigten Lieferverkehr oder für Anwohner.