Durch die kürzere Grünphase im Berufsverkehr an der Beskidenstraße hat sich der Verkehr auf der Alten B 14 entspannt. Foto: Uli Nagel

Seit Dezember 2017 ist in der Nürnberger Straße die Grünphase stadteinwärts auf Höhe der Beskidenstraße kürzer. Die Folgen: Der Schleichverkehr im Espan ist um 20 Prozent zurückgegangen.

Bad Cannstatt - Eine Pförtnerampel, die den Pendlern aus dem Remstal die Einfahrt nach Stuttgart „erschweren“ soll, wurde jahrzehntelang von Bad Cannstatt gefordert. Vehement wurde dieser Ruf, nachdem der Radstreifen auf der Waiblinger/Nürnberger Straße installiert worden war, sich dadurch Staus im morgendlichen Berufsverkehr bildeten und in der Folge Autofahrer verstärkt durch den Espan fuhren. Der Bezirksbeirat Bad Cannstatt plädierte 2017 dafür, vorerst als Gegenmaßnahme keine Durchfahrtsperren – unter anderem in der Oberen Waiblinger Straße (Wilhelmshöhe) – zu realisieren, sondern stattdessen an der Beskidenstraße zu „pförtnern“. Der Technikausschuss gab grünes Licht und im Dezember 2017 war es soweit: Die Zuflussdosierung stadteinwärts wurde – trotz großer Proteste der Fellbacher – von der Integrierten Verkehrsleitzentrale umgeschaltet. Seitdem können zwischen 7 und 8.15 Uhr statt 1013 nur noch 888 Fahrzeuge pro Stunde die Ampel passieren.

Weniger Autos gezählt

Nicht nur die Verkehrsexperten beim Stadtplanungsamt stellte sich die spannende Frage: Was hat’s gebracht? Auch die vom Schleichverkehr geplagten Espanbewohner hofften, dass durch diese Maßnahme weniger Fahrzeuge mit Doppelkennzeichen morgens durch ihr Wohngebiet rollen. „Nach einer zweiten Verkehrszählung lässt sich feststellen, dass die Zuflussdosierung Wirkung zeigt“, sagte Stadtplaner Andreas Hemmerich im Bezirksbeirat. Die Zahl der Autos sei vor allem in der Theodor-Veiel-Straße um rund 20 Prozent zurückgegangen. „Wir haben im Februar und März Zählungen durchgeführt“, so Hemmerich. Und zwar mit den gleichen Zählmaschinen und an denselben Stellen: auf Höhe der Wichernkirche und bei der Wilhelmshöhe in der Oberen Waiblinger Straße.

Während sich der Rückgang an der zweiten Zählstelle nicht erheblich auswirkte, so war der positive Effekt der Zuflussdosierung für die Theodor-Veiel-Straße doch erheblich. So sank der Tagesmittelwert von 983 Fahrzeugen auf 787. „Der verbesserte Verkehrsfluss auf der Alten B 14 verleitet weniger Autofahrer zum Ausweichen in den Espan“, bilanzierte Hemmerich. In der Theodor-Veiel-Straße bestehe jetzt kein akuter Handlungsbedarf mehr. Anders dagegen in der Oberen Waiblinger Straße: Hier liegt die Spitzenstundenbelastung knapp unter 400 Fahrzeugen, was laut dem Stadtplaner immer noch am Rande des Verträglichen für eine Tempo-30-Straße liegen würde. „Im Geiger haben wir in der Badbrunnenstraße ebenfalls gezählt, nach wie vor besteht hier jedoch kein Handlungsbedarf.“

Weitere Untersuchungen

Insgesamt waren die Fraktionen zufrieden mit den neuen Zahlen. „Die Pförtnerampel war das richtige Mittel“, so CDU-Chef Roland Schmid, der wissen wollte, ob man an der Zuflussdosierung „noch weiter drehen könnte“. Auch Peter Mielert, Fraktionssprecher der Grünen, sieht die Entwicklung positiv, gab jedoch zu Bedenken, dass nach wie vor in der Melanchthonstraße zu viele Schleicher unterwegs seien. Kein Wunder, die größte Schwäche des Augsburger Platzes ist die, dass Autofahrer an dem Verkehrsknoten nicht direkt in Richtung Gnesener Straße abbiegen können. Schon seit Jahren fordern die Grünen die Stadt auf, hier baulich Abhilfe zu schaffen.

Und wie geht es weiter? Wird die Grünphase an der Beskidenstraße, wie von der CDU vorgeschlagen, noch kürzer als heute geschaltet? „Das hängt vom Zuflusskonzept Nord-Ost ab“, sagte Andreas Hemmerich. Bei diesem Gutachten lässt die Stadt sämtliche wichtigen Verkehrskorridore, die aus Richtung Ludwigsburg und dem Remstal in Richtung Stuttgart rollen, unter die Lupe nehmen. „Sobald die Auswertung vorliegt, wissen wir, welches Maß beim künftigen Pförtnern und vor allem wo richtig ist“, betonte der Stadtplaner, der im kommenden Jahr auf jeden Fall mit diesem wichtigen Thema im Bezirksbeirat wieder aufschlagen will.