Viele Straßen in Stuttgart sind sehr alt. Durch die starke Nutzung und den Winter bröckelt der Asphalt. Foto: Andreas Rosar

Es wackelt und rüttelt an allen Ecken und Enden. Gefühlt gibt es immer mehr Schlaglöcher in der Landeshauptstadt. Doch wie ist der Zustand der Straßen und Gehwege in Stuttgart wirklich?

An vielen Stellen in der Landeshauptstadt wackelt und rüttelt es. Gefühlt hat die Zahl der Schlaglöcher und Bodensenken auf Stuttgarts Straßen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Das dementieren jedoch Stadt und Polizei. Allerdings wurden die Finanzmittel zur Instandhaltung des Straßennetzes deutlich erhöht. Dennoch kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen oder gar zu Unfällen.

Regelmäßige Beschwerden bei der Polizei

Dass die Zahl der Beschwerden über den schlechten Zustand der Infrastruktur in der Landeshauptstadt zugenommen hat, kann die Polizei weder bestätigen noch dementieren. Denn statistische Erhebungen dazu gibt es keine. „Es kommen aber regelmäßig Beschwerden bei uns an – entweder über den Notruf oder bei den einzelnen Revieren“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Dann wird die genannte Stelle von den Beamten umgehend vor Ort überprüft.

In der Regel sind die Schlaglöcher meist nicht so gravierend wie von den Autofahrern vor Ort eingeschätzt. „Dann wird das Tiefbauamt informiert, das in den kommenden Tagen und Wochen die Ausbesserung vornimmt“, erklärt Widmann die Vorgehensweise. In Ausnahmefällen stellen die Beamten aber auch eine latente Gefahr für Auto- oder Radfahrer fest – oder es ist bereits zu einem Unfall gekommen.

Immer wieder kommt es auch zu Unfällen

Das jüngste Beispiel stammt vom 30. Dezember vergangenen Jahres in der Epplestraße in Degerloch, an der Auffahrt zur B 27. Eine Autofahrerin hatte einen Unfall gemeldet. Aufgrund eines tiefen Schlaglochs auf der Straße hatte sich die Frau einen Reifen an ihrem Fahrzeug kaputt gefahren. „Dann muss natürlich sofort gehandelt werden“, sagt Widmann. Der Bereich wird gesichert und der Notdienst des städtischen Betriebshofs informiert, der den Schaden umgehend beheben muss.

Kein Einzelfall: Erst im Oktober hatte ein Autofahrer eine ähnliche Gefahrenstelle auf der B 10 gemeldet. Vor allem auf den viel befahrenen Hauptstraßen sieht Widmann derzeit Probleme – unter anderem auf der Heilbronner Straße. Öfters genannt werden in dem Zusammenhang auch die Cannstatter und Neckartalstraße sowie das Paradebeispiel, die Pragstraße. Der Polizeisprecher führt die gefühlte Häufung der Schlaglöcher auch auf den Winter zurück. Durch die strengere Kälte sowie Eis und den Schnee Anfang Dezember platze der Asphalt auf. Durch die schweren Fahrzeuge würden diese Stellen dann immer mehr ausgeschlagen.

Bereitschaftsdienst beseitigt akute Gefahrenstellen

Grundsätzlich gebe es im Frühjahr ein höheres Aufkommen eingehender Meldungen über Straßenschäden, bestätigt auch die Pressestelle der Stadt. Daher müsse man erst noch den gesamten Winter abwarten, um eine generelle Beurteilung treffen zu können. Grundsätzlich bleibe die Zahl über das gesamte Jahr aber konstant.

Dennoch scheint auch die Stadt das Gefühl vieler Bürger über den schlechten Zustand der Stuttgarter Straßen zumindest anzuerkennen. Denn in den vergangenen Jahren wurde das Budget für die Straßenunterhaltung durch den Gemeinderat deutlich angehoben. Die Kosten des Bereitschaftsdienstes der Betriebshöfe, der sich um die akuten Straßenschäden (Schlaglöcher) kümmert, beläuft sich nach Angaben der Stadt inzwischen auf 200 000 Euro pro Jahr. Dabei können nicht alle Probleme sofort von den Mitarbeitern vor Ort behoben werden, „sondern werden, wenn möglich, in das bestehende Sanierungsprogramm integriert“, so ein Stadtsprecher.

23 Millionen Euro für Straßenunterhaltung pro Jahr

Im Mittelpunkt steht dabei in erster Linie das Vorbehaltsstraßennetz sowie stark frequentierte Geh- und Radwege. Daher würden die Schäden vermehrt in Neben- und Anliegerstraßen auftreten. Neben der Witterung sei dafür häufig das sehr hohe Alter der Straßen und der dadurch entstandene Verschleiß der Beläge verantwortlich. Aber auch Aufgrabungen für private Versorgungsanschlüsse und Leitungsarbeiten, zum Beispiel für den Breitbandausbau des Internets oder die E-Mobilität, spielen eine große Rolle. Das aktuelle Budget für die Straßenunterhaltung liegt im Doppelhaushalt 2022/23 bei 23 Millionen Euro pro Jahr, 2020/21 lag dieses noch bei 18 Millionen pro Jahr.

Um stadtweit flächendeckend sichtbare und dauerhafte Verbesserungen zu erreichen, würden auch in den kommenden Jahren ähnlich hohe Haushaltsmittel benötigt – im Kampf gegen den „Straßenkaries“ in Stuttgart.