Eine Menschenmenge wartet im Juni auf ihr Drankommen im Bürgerbüro in der Eberhardstraße Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Nach einem Bericht unserer Zeitung über schlechte Bewertungen für Stuttgarter Behörden und Ämter äußert sich nun die Stadt. Auch in Ausländerbehörden gelte es, die Kunden zu respektieren.

Kritik fällt nicht immer sachlich aus – gerade wenn sie von anonymer Quelle kommt und öffentlich geteilt wird. Besonders hart kriegen das die Stuttgarter Bürgerbüros zu spüren. In einer Auswertung unserer Zeitung hatten wir über überwiegend negative Rezensionen zu Behörden und Ämtern in der Landeshauptstadt berichtet. Insbesondere unter den Einträgen für das Ordnungsamt und die Ausländerbehörde wurden verhältnismäßig viele negative Erfahrungen von Bürgern geteilt. Sie kritisieren unfreundliches Personal, lange Wartezeiten und wenig Wertschätzung gerade in der Ausländerbehörde. Die Stadt hat sich laut eigenen Angaben nun mit den Vorwürfen intensiv auseinandergesetzt.

Sprecher Sven Matis nimmt insbesondere die Mitarbeiter der Behörden in Schutz. Die Situation sei nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Belegschaft aktuell schwierig, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Laut Matis machen den Behörden unter anderem fehlende Fachkräfte und komplexe rechtliche Vorgaben zu schaffen. Allein in der Ausländerbehörde seien Ende November ein Drittel der Stellen unbesetzt gewesen. Die Taskforce, die vergangenes Jahr eingesetzt wurde, arbeite daran, beispielsweise Wartezeiten zu reduzieren. „Wir wissen jedoch, dass das Amt für öffentliche Ordnung mit einzelnen Dienststellen, die verstärkten Kundenkontakt haben, in der öffentlichen Diskussion steht“ sagt er.

Kritik an der Plattform für Google-Rezensionen

Die Kritik an der Ausländerbehörde weist er zudem zurück. „Wir behandeln alle Kundinnen und Kunden mit Respekt“, so der Sprecher. Die Probleme in den Behörden seien keine „singuläre Erscheinung bei der Ausländerbehörde“. In einzelnen Rezensionen wurde kritisiert, dass sich Menschen gerade ohne deutschen Pass nicht gewertschätzt fühlten. Matis kritisiert zudem die Online-Plattform. „Wir sind nie gefragt worden, ob wir auch bei Google bewertet werden wollen und wie die getätigten Aussagen zu werten oder zu verstehen sind“, sagt er. Die Einträge, unter denen die Rezensionen stattfinden können, werden oft auch von Internet-Nutzern ohne die Einwilligung der jeweiligen Institution selbst erstellt. Dementsprechend können wie in diesem aktuellen Stuttgarter Fall die Behörden die Einträge grundlegend nicht moderieren.

Die Probleme in den Behörden bleiben jedoch zunächst auch im neuen Jahr weiter bestehen. Aktuell sind wegen des Personalmangels laut Aussage der Stadt die Bürgerbüros in West, Plieningen, Feuerbach und Degerloch noch immer komplett geschlossen. Ein Weg, um zumindest Kritik an der Stadt und ihren Mitarbeiten zu äußern, der auch im Einflussbereich der Stadt liegt, sind die sogenannten Gelben Karten. In Beiträgen können Bürger online und analog Kritik und Ideen aufschreiben. Immerhin seien bei den Karten laut Matis bei zwei Prozent ein explizites Lob für die Stadt enthalten, beim Ordnungsamt seien es sechs Prozent.