In Göppingen landet vieles im Restmüll, das nicht hineingehört. Foto: dpa

Der Kreis produziert die zweithöchsten Müllberge im Land. Daran wird sich so bald nichts ändern. Denn eine Umstellung des Systems kostet Zeit.

Kreis Göppingen - Was ist nicht alles diskutiert worden: Den Biobeutel gegen Biotonnen auswechseln? Kleinere Mülltonnen anbieten? Die Gebühren anpassen? Geändert wurde allerdings nicht viel, und so hat sich auch am Müllproblem im Kreis Göppingen nichts geändert: Im Jahr 2016 produzierte jeder Bewohner im Schnitt 190 Kilogramm Restmüll – fast dreimal so viel wie ein durchschnittlicher Calwer (66 Kilo). Seit Jahren schneidet der Kreis bei der Abfallbilanz des Landes miserabel ab, nur der Ortenaukreis (204 Kilo je Einwohner) sowie die Stadtkreise Stuttgart (198 Kilo) und Mannheim (246 Kilo) verursachen noch mehr Haus- und Sperrmüll. Die anderen Kreise der Region Stuttgart schneiden wesentlich besser ab.

Bei der Vorstellung der Abfallbilanz für das vergangene Jahr im Landratsamt hat sich nun gezeigt, dass nach jahrelangen Debatten ein Umdenken einsetzt: Erstmals scheint sich eine Mehrheit der Kreisräte damit anfreunden zu können, das zu tun, was andere Landkreise längst getan haben: Kleinere Restmülltonnen mit nur 60 Litern Fassungsvermögen zu deutlich günstigeren Konditionen anzubieten, als die im Kreis beliebten 240-Liter-Tonnen oder die 120-Liter-Tonnen. Zumindest hat die Mehrzahl bei einer Klausurtagung im Sommer, bei der es ausschließlich um das Abfallproblem ging, Zustimmung signalisiert.

Mikrowelle und Elektrogeräte in der Restmülltonne

Solange kleine Tonnen nicht deutlich günstiger seien als große, so argumentiert der Chef des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) Dirk Hausmann, solange würden die Bürger die großen nutzen – und viele würden Dinge darin entsorgen, die nichts im Restmüll verloren hätten. So hätten die Mitarbeiter des AWB schon alte Mikrowellen und andere Elektrogeräte aus den grauen Tonnen gefischt. Von den Küchenabfällen ganz zu schweigen. Im Kreis Göppingen wurden im Jahr 2016 nur sechs Kilo Bioabfälle pro Einwohner gesammelt, die meisten Küchenabfälle landeten im Restmüll. Der Wert, den das Land als Ziel vorgegeben hat, liegt bei 25 Kilo.

Nun richten sich die Hoffnungen also auf ein neues System mit 60-, 120- und 240-Liter-Tonnen und deutlich gestaffelten Gebühren, bei dem sich das Mülltrennen lohnt. Doch ob aus der späten Einsicht, dass sich Mülltrennen für den Bürger lohnen muss, ein funktionierendes Müllsystem wird, ist noch offen. Denn noch haben die Kreisräte keinen Grundsatzbeschluss gefasst, das System im Kreis zu reformieren. Das soll erst im ersten Halbjahr des kommenden Jahres passieren. Und auch dann wird es noch dauern, bis sich etwas ändert. Denn Hausmann zufolge braucht es mindestens zwei Jahre Vorlaufzeit, bis ein solcher Plan umgesetzt werden kann.

Gebühren werden neu kalkuliert

Bis dahin kann der Kreis Göppingen nur an kleineren Stellschrauben drehen. So sollen im kommenden Jahr die Müllgebühren neu kalkuliert werden, der finanzielle Anreiz, die kleinere 120-Liter-Tonne zu nutzen und diese nur alle vier statt alle zwei Wochen leeren zu lassen, soll dann zumindest etwas größer werden. Es habe sich gezeigt, so erklärt Hausmann, dass die Fixkosten niedriger seien als die variablen Kosten, die von der Müllmenge beeinflusst werden. Dies könne man noch deutlicher in den Gebühren verankern. Außerdem sollen die Biobeutel etwas günstiger werden. Ob der Preisunterschied von drei statt fünf Euro für eine Rolle 15-Liter-Beutel einen großen Unterschied machen wird, bezweifeln freilich viele Kreisräte.

Die anderen Kreise der Region schneiden bei der Abfallbilanz deutlich besser ab als Göppingen, aber schlechter als der Landesschnitt der bei 120 Kilo pro Einwohner liegt. Der Spitzenreiter ist der Rems-Murr-Kreis mit 126 Kilo pro Einwohner, gefolgt vom Kreis Esslingen mit 128 Kilo. In den Kreisen Ludwigsburg und Böblingen liegt der Wert jeweils bei 141 Kilo Haus- und Sperrmüll pro Einwohner.