Die Schlammlawine, die nach einem Wasserrohrbruch im vergangenen September in Kaltental abgegangen ist, hat eine Schneise der Verwüstung zurückgelassen. Foto: dpa

Die Schlammlawine im September hat die Schienen beschädigt. Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) wollen diese nun reparieren. Ein grünes Gleisbett wird es wahrscheinlich aber nicht geben.

Kaltental - Der kleine Stuttgarter Stadtteil Kaltental schafft es nur selten in die überregionalen Nachrichten. Doch an diesem Tag hat das Örtchen Schlagzeilen gemacht. Am Morgen des 9. September des vergangenen Jahres barst auf den Hengstäckern in Möhringen gegen 7.20 Uhr eine Wasserleitung der Energie Baden-Württemberg (EnBW). 3000 Kubikmeter Wasser, also drei Millionen Liter, sprudelten aus der Röhre mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern. Die Folge: eine Schlammlawine bahnte sich ihren Weg von Möhringen nach Kaltental. Sie hinterließ eine Schneise der Verwüstung.

Noch ist kein Gras drüber gewachsen

Inzwischen hat die EnBW die meisten der Schäden behoben. „Die Wasserleitung ist seit Ende vergangenen Jahres wieder in Betrieb“, sagt Romy Hoffmann, Sprecherin der EnBW Regional AG. Anschließend waren Bauarbeiter mit Baggern und Radladern vor Ort, um den Hang wieder zu richten und zu sichern. Auf den Hengstäckern wurden die in Mitleidenschaft gezogenen Wege instand gesetzt. Inzwischen sind die Bauarbeiter mit ihrem schweren Gerät wieder abgerückt. Noch ist aber kein Gras über die Sache gewachsen. Soll heißen, die Schneise ist noch immer deutlich erkennbar. „Auf dem Hang fehlt noch der Bewuchs. Das braucht eben seine Zeit“, sagt Romy Hoffmann.

Auch bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) stehen noch Bauarbeiten aus. Denn die Schlammlawine hat auch die Stadtbahngleise in Mitleidenschaft gezogen. Sie wurden teilweise unterspült. „Das Gleisbett muss an dieser Stelle repariert werden“, sagt die SSB-Sprecherin Birte Schaper. Sie betont aber auch: „Die Strecke ist nach wie vor sicher. Sonst würden wir dort nicht fahren. Und die SSB macht mehr als sie eigentlich müsste. Denn die Schienen werden in einem größeren Bereich repariert. „Alle Gleisanlagen werden in regelmäßigen Abständen überprüft und instand gesetzt. Wir machen jetzt den gesamten Abschnitt, damit wir nicht zweimal binnen kurzer Zeit im gleichen Bereich eine Baustelle einrichten müssen“, sagt Schaper. Die Arbeiten sollen in den Sommerferien, also in der verkehrsarmen Zeit, in Angriff genommen werden.

„Wir haben nie versprochen, dass das Gleisbett begrünt wird“

In Kaltental gibt es schon länger den Wunsch, dass das Gleisbett begrünt wird. So könnte der gesamte Stadtteil, der von der Böblinger Straße regelrecht zerschnitten wird, aufgewertet werden, meinen viele Menschen in dem kleinen Stuttgarter Stadtteil. Der Wunsch findet sich auch in einem interfraktionellen Antrag des Bezirksbeirats Süd zum Doppelhaushalt 2012/2013 wieder. Damals forderten die Lokalpolitiker den Rückbau der alten B 14 und den Umbau des Verkehrsknotenpunkts Waldeck zu einem Kreisverkehr.

In der Sitzung, die Ende des vergangenen Jahres in Kaltental stattfand, kam der Wunsch wieder aufs Tapet. Damals antwortete der Bezirksvorsteher Rupert Kellermann, dass eine Begrünung des Gleisbetts zwar geplant sei. Jedoch erst in Angriff genommen werde, wenn die alten Holzschwellen auf der Strecke gegen neue Schwellen aus Beton ausgetauscht werden.

Die SSB haben nichts versprochen

Nun hoffen viele Kaltentaler, dass die geplante Instandsetzung des Gleisbetts ein Anlass für die SSB ist, die Schienen zu begrünen. Doch schon gibt es Gerüchte im Ort, dass der städtische Eigenbetrieb nur so viel macht, wie die Versicherung der EnBW zahlt. Und da sei ein grünes Gleisbett nicht drin. Schaper sagt dazu: „Da weiß das Gerücht mehr als wir. Denn wir wissen noch nicht, was die Versicherung zahlt. So weit ist die Sache noch nicht gediehen.“ Richtig sei jedoch, dass die Instandsetzung der Gleise rund um die Stadtbahnhaltestelle Kaltental ein Versicherungsfall sei. Schaper betont aber auch: „Wir haben nie versprochen, dass das Gleisbett begrünt wird, wenn wir die Schienen instand setzen.“

Für die EnBW gibt es noch einen weiteren offenen Versicherungsfall. Denn die Schlammlawine hat auch das Haus und den Garten einer Familie am Anweiler Weg in Mitleidenschaft gezogen. Das Kellergeschoss des Hauses werde noch auf Kosten der EnBW saniert, sagt Romy Hoffmann. Die Arbeiten seien noch nicht in Angriff genommen worden, weil die Räume vorher austrocknen sollten. Was den verwüsteten Garten betreffe, habe man sich mit der Familie auf einen Vergleich geeinigt: Die EnBW hat einen bestimmten Geldbetrag überwiesen, die Eigentümer des Grundstücks beauftragen nun selbst Firmen, die den Garten wieder in Ordnung bringen.