Das Treffen bei dem Medienkonzern Constantin gerät zur Schlammschlacht. Foto: dpa

Das Anlegertreffer des Münchner Medienkonzerns Constantin gerät zu einer Schlammschlacht. Mehr als 20 Stunden beharken sich die beiden Großaktionäre. Jetzt könnte es vor Gericht weitergehen.

München - Wenn zwei auf Krawall gebürstete Männer aufeinanderprallen, endet das bisweilen damit, dass einer den anderen vor die Tür bittet, um die Sache dort zu beenden. Verfeindete Manager zitieren sich zum Notar. „Da machen wir uns gegenseitig ein Angebot und wer mehr bezahlt, kauft den anderen raus“, schlägt Dieter Hahn vor. Der ist nicht nur die ehemalige rechte Hand des verstorbenen Pleitiers Leo Kirch und Aufsichtsratschef von Constantin Medien. Er führt auch eine von zwei rivalisierenden Aktionärsgruppen an, deren Streit den Münchner Medienkonzern zu zerreißen droht. Die andere Gruppe repräsentiert der Schweizer Kaufmann Bernhard Burgener, der bis Ende 2015 Constantin-Chef war. Mit ihm will Hahn sich beim Notar treffen, um klar zu machen, wer bei Constantin das Sagen hat.

Ergangen ist das Angebot nicht im vertraulichen Kreis, wie bei solchen Offerten üblich. Ausgesprochen hat Hahn es auf offener Bühne einer aggressionsgeladenen Constantin-Hauptversammlung im Münchner Starkbiertempel am Nockherberg. Zuvor hatten sich beide Streithähne persönlich von Rechtsverstößen über Raffgier und Lügen wechselseitig einiges auch unterhalb der Gürtellinie vorgeworfen. Mit dem Notar wird es aber wohl nichts. „Herr Burgener will nicht verkaufen, aber Herr Hahn kann ja raus, wenn er will“, erklärte ein Vertrauter des Schweizers. Burgener selbst wollte auf den Vorschlag Hahns nicht selbst antworten.

Ein verschachtelter Konzern

Zuvor hatten beim Eignertreffen auch unabhängige Aktionäre die Streithähne angefleht, ihren Disput zu beenden. „Wir müssen ein positives Signal an den Markt senden“, forderte der Vertreter einer Aktionärsschutzvereinigung auf. Seit einer schon mal im Chaos versunkenen Constantin-Hauptversammlung im Sommer sei die Aktie auf Talfahrt. So wie jetzt könne es nicht mehr weitergehen. „Die fahren das Unternehmen noch an die Wand“, fürchtet eine Kollegin. Vordergründig geht es um die Strategie. Die Hahn-Seite will die Tochter Constantin Film verkaufen, die Erfolgsstreifen wie „Fack ju Göhte“ und „Das Parfüm“ produziert hat und sich ganz auf das Geschäft mit Sportübertragungen und dem Sportrechtehandel konzentrieren. Burgener findet das zu riskant und will eine solche Zerschlagung verhindern.

Constantin ist ein verschachtelter Konzern, der sich mit der Münchner Holding und der 60prozentigen Beteiligung Highlight in der Schweiz den Luxus zweier börsennotierter Gesellschaften leistet. Unbestritten ist, dass diese Doppelstruktur viel Geld verschwendet. Hahn aber hält Highlight für überflüssig, wo Burgener das Sagen hat. Für den Schweizer ist die Münchner Holding verzichtbar, der Fred Kogel vorsitzt. „Constantin muss wieder zur Ruhe kommen“, weiß auch der Ex-Produzent und Medienmanager, der dem Hahn-Lager angehört. Nachgeben will keiner. Der Stil, in dem sich beide Seiten beharken, steht einem US-Wahlkampf kaum nach. Mal werden Stimmrechte unter fragwürdigen Umständen entzogen. Mal Aktien von Constantin Medien aktienrechtlich angreifbar Stohmännern in die Hände gespielt. Mal steht schlicht Wort gegen Wort.

„Hört endlich auf“

Mitaktionäre wissen nicht, wem sie noch trauen können. „Ich bin der Hüter der Werte“, beansprucht Burgener für sich. „Es geht nur um Geld“, sagte Hahn einmal. Zumindest Letzteres steht außer Zweifel. Constantin Film könnte 200 Millionen Euro Verkaufserlös bringen. Beachtlich, bei einem Börsenwert der Münchner Holding von 180 Millionen Euro. „Hört endlich auf“, stöhnt eine Aktionärin nach mehreren Stunden Kleinkrieg im Hauptversammlungssaal. Der Appell verhallt ungehört. Immer wieder gehen beide Aktionärsgruppen bei der vorsorglich auf zwei Tage angesetzten Hauptversammlung aufeinander los. Die Abstimmung am Ende nach weit über 20 Stunden Kleinkrieg und über 500 Aktionärsfragen mit Beschlüssen zum Verkauf des Filmgeschäfts und einer Schadenersatzklage gegen Burgener wird dann zum Durchmarsch für die Hahn-Seite. Aber nur weil kurz zuvor der komplette Burgener-Pool mit knapp 30 Prozent der Stimmrechte begleitet von lautstarken Tumulten von der Abstimmung ausgeschlossen wird. Zeitweise müssen Sicherheitskräfte das Podium schützen. „Das ist noch nicht das Ende, die Beschlüsse sind null und nichtig“, droht der Schweizer mit verschränkten Armen kurz vor 22 Uhr. Er will sie per Klage anfechten. Nun müssen Gerichte entscheiden.