Küchengespräch: Firat Arslan und Topas Foto: Leif Piechowski

Beide sind sie schlagfertig. Auf ihre ganz eigene Art und Weise. Am Donnerstagabend treffen Boxer Firat Arslan sowie Zauberer und Comedian Topas im Renitenz-Theater aufeinander. Ring frei!

Beide sind sie schlagfertig. Auf ihre ganz eigene Art und Weise. Am Donnerstagabend treffen Boxer Firat Arslan sowie Zauberer und Comedian Topas im Renitenz-Theater aufeinander. Ring frei!

Das Duell

Stuttgart - Weltmeister waren sie beide. Wenn auch in ganz unterschiedlichen Branchen und Gewichtsklassen. Hier der Zauberer Topas, deutscher Schwabe, nach eigener Aussage „das Gegenteil von einem Sportler“, dort der Modellathlet Arslan, türkischer Schwabe, der „noch nie gezaubert hat“. In Arslans Heim in Donzdorf haben sie sich beschnuppert. Wir durften dabei sein.

Die Kontrahenten

Thomas Fröschle, Kampfnamen „Topas“ und „Froggy“, geboren 1972, Kampfgewicht „zunehmend“, beidhändig äußerst geschickt, beherrscht blitzschnelle Links-rechts-Kombinationen, kann sehr gut einstecken, vor allem Dinge wie Spielkarten, und ist ein Meister des Verschwindens. Firat Arslan, Kampfname „Der Löwe“, geboren 1970, Kampfgewicht 90 Kilo, Bizepsumfang 41 Zentimeter, Rechtsausleger, mit eisernem Willen ausgestattet, marschiert stets nach vorne, hatte in seiner Karriere schon unter manch faulem Zauber von Boxmanagern und Punktrichtern zu leiden. 

Die mentale Stärke

Firat Arslan war schon immer ein Kämpfer. Im Kindergarten wurde er gehänselt, weil er kein Deutsch konnte. „Ich war ein Außenseiter“, sagt er. Und hat sich die Anerkennung erkämpft, mit „Fleiß und Leistung“. Arslan: „Ich wurde ewig von den großen Boxställen nicht angenommen, weil die in mir kein Talent gesehen haben.“ Aber Mut sei auch Talent, ebenso wie Härte und Stehvermögen, „Ich hatte den Kiefer gebrochen und bin stehen geblieben“, sagt er, „die mentale Stärke zu funktionieren am Tag x, die nervliche Belastbarkeit, das habe ich mitgebracht.“

Topas: „Du hast das Problem, dass du immer dasselbe machst, und doch muss es so aussehen, als ob es das erste Mal wäre.“ Schauspieler hätten da einen Trick, und zwar einen zweiten Text zu dem im Buch. Dieser Text schreibe vor, was man denke, während man spiele. „Ich nehme mal an, bei einem Boxkampf gibt es auch einen inneren Text. Vielleicht gibt es Leute, die sich die ganze Zeit was sagen. Das muss gar nicht ausformuliert sein, sondern eine innere Haltung.“ 

Die Vorbereitung

Man kann es nicht anders sagen: Topas ist beeindruckt. Zwar übt auch er zu Hause, doch Arslan hat in seinem Haus, einer ehemaligen Fabrikhalle, seinen eigenen Boxring. „Wie Firat rund um die Uhr Körper und Geist vorbereitet, das ist unglaublich“, sagt Topas. „Das fängt Wochen vor einem Kampf an“, sagt Arslan. „Wenn ich um zehn Uhr mit dem Training anfange, muss ich schauen, dass ich vor acht Uhr esse.“ Die Nahrung muss immer gesund sein. Während der Vorbereitung sind Süßes, Fettiges und Alkohol tabu. Dann heißt es: aufwärmen, trainieren, abwärmen, ausklingen, dehnen, regenerieren. „Dehnen und Ausklang sind die Vorbereitung für die nächste Einheit, damit ich ausgeruht bin.“ Eine Einheit dauert bis zu dreieinhalb Stunden, sechs bis sieben Liter Flüssigkeit schwitzt er aus. „Nach dem Training ist Massage, Physiotherapie etwa bis 20.30 Uhr.“ Dann isst er, nimmt ein Basenbad, „zum Entschlacken, und dann geht’s ins Bett“.

Auch Topas hat seinen Trainingsplan. „Es gibt das mechanische Üben, das Wiederholen von Bewegungen.“ Bei diesem Üben könne er das Hirn ausschalten. Dann gebe es Sachen „wie Timing, wo man was machen muss, was andere nicht mitkriegen dürfen“. Man könne sich das so vorstellen: „Man fährt das teure Auto vom Freund und muss so schalten, dass der das nicht mitkriegt.“ Man müsse schauen, dass die Bewegungen fließend seien, dass nichts hake. „Stelle ich eine Frage, wenn ich schalte, dass der andere nicht auf meine Hand achtet?“ Dann stelle er sich das Publikum vor, mache immer einen Durchlauf, „egal was passiert, wenn auf der Bühne was passiert, muss ich auch weitermachen. Die ganze Zeit stelle ich mir vor, wie die reagieren werden.“

Das Ritual

Firat Arslan betet vor jedem Training und jedem Kampf. „Ich bin ein gläubiger Mensch. Ich bete. Allerdings nicht, bitte, lieber Gott, lass mich gewinnen.“ Man müsse erst einmal etwas tun, um einen Sieg davonzutragen. „Ich bete, dass weder mir etwas passiert noch meinem Gegner.“

Topas: „Bei den stummen Sachen höre ich vorher Musik. Wenn ich sprechen muss, brauche ich vorher allerdings Ruhe.“

Das Publikum

Arslan hat am Kampftag einen Tunnelblick. „Aber wenn ich an einem normalen Tag in eine voll besetzte Schleyerhalle rein laufen müsste, wäre das der Horror für mich.Weil ich nicht vorbereitet bin.“ Aber er lebe ja zehn Wochen für diesen Kampf. „Und dann freust du dich aufs Einlaufen.“

Topas: „Auf der Bühne gibt es auch Leute, für die ist das Publikum ein Gegner.“ Er stelle sich eher vor, dass da jemand sei, der das mag, was er mache. „Und dann mache ich das für den, auch wenn ich niemand sehe, wenn da ein schwarzes Loch ist.“

Der Plan

Arslan: „Man sollte einen Plan haben. Aber der funktioniert nicht immer. Du musst in der Lage sein, ein Gegenmittel zu finden.“ Aber manchmal gebe es Tage, da funktioniere gar nichts, da helfe kein Improvisieren. „Deshalb gibt es Sieger und Verlierer. Wichtig ist zu wissen, warum du versagt hast. Die Fehler zu finden ist ein großer Fortschritt. Dann hast du die Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen.“

Die Analyse nachher macht auch der Zauberer. „Das Schlimmste ist die Analyse während des Auftritts. Wenn man neben sich steht und analysiert, dann ist es auch schon vorbei. Man spürt das auch: Kann ich reagieren? Kann ich was ausdrücken?“

Die Leidenschaft

Am Ende des Gesprächs erringt Topas einen Punktsieg. Er lässt keinen Schlagabtausch zu, sondern gerät so sehr ins Schwärmen, dass Arslan feststellt: „Was soll ich dazu noch sagen?“ Also Auftritt Topas und seine Hommage an Arslan: „ Was ich jetzt festgestellt habe, er liebt das wahnsinnig – auch nach 25 Jahren. Firat erzählt ja nicht nur von sich, sondern auch vom Boxen mit einer Faszination, dass du merkst, das ist eine echte Leidenschaft.“ Alle, die er kennengelernt habe, die Spitze seien, egal in welchem Bereich, liebten das, was sie tun. „Dann kann man die Probleme bis zu einem gewissen Grad wegstecken. Jemand, der das macht, um Geld zu verdienen, der würde das nicht durchhalten.“ Es gehe nur mit Hingabe. „Es gibt Auftritte, etwa am letzten Messetag, wo die Leute lieber ans Büfett wollen, als dir zuzuschauen, und das auch zeigen Aber dann zaubere ich, weil mir es gefällt. Das klingt so hippiemäßig. Aber es ist wirklich so, die Besten sind süchtig nach dem, was sie tun.“

Der Auftritt

Topas und Firat Arslan treten bei der Froggy Night an diesem Donnerstag um 20 Uhr im Renitenz-Theater gegeneinander an. Was genau die beiden auf der Bühne tun, darf man noch nicht verraten. Nur so viel, Arslan braucht die Boxhandschuhe und lernt zaubern. Karten für 20,50 Euro gibt es unter www.renitenztheater.de oder über Telefon 07 11 /  29 70 75.