Szene aus der ZDF-Serie „Schlafschafe“: Melanie (Lisa Bitter, li.) ist Anhängerin einer Verschwörungstheorie, sie fürchtet sich vor Rauchmeldern und glaubt nicht, dass Atemschutzmasken gegen Corona helfen. Foto: ZDF und Raymond Roemke/Raymond Roemke

Lisa Bitter, bekannt als Kommissarin im „Tatort“ Ludwigshafen, verkörpert in der neuen ZDF-Serie „Schlafschafe“ eine Frau, die die Corona-Pandemie für eine große Verschwörung hält.

Stuttgart - Melanie (Lisa Bitter) packt an. Sie wirft sich unters Bett, zieht und zerrt. Und eins, zwei, drei wirft sie „Das Blaue“ aus dem Fenster. Das Blaue ist ein Monster, das ihrem Sohn Janosch (Emil Brosch) unterm Bett auflauert. Da kann Papa Lars (Daniel Donskoy) zehnmal sagen, dass es das gar nicht gibt, für ihn ist es da. Und Melanie rettet ihn allabendlich.

Die Vorstellungskraft hat der Junge von Mama geerbt, denn die glaubt, dass dunkle Mächte die Leute mit Hilfe von Rauchmeldern überwachen, die Bevölkerung von einem schwarzen Satelliten bedroht wird und Atemschutzmasken für Kinder gefährlich sind. Ihr Wissen hat sie von einem „Aufklärer“ aus Baden-Württemberg (gespielt von August Zirner), der auf dem „Kanal Veritas“ Verschwörungstheorien verbreitet.

Löcher in der Atemschutzmaske

Die Miniserie „Schlafschafe“ (Buch und Regie: Matthias Thönnissen) erzählt, wie die Familie damit umgeht und welche Folgen derlei haben kann. Damit ja keine Zweifel an der Haltung der Serienmacher aufkommt, ist von Anfang an klar, wer Recht hat und wer nicht, auch sprechen die Figuren gern direkt in die Kamera – „Ich heule! Ja – Ihr würdet auch heulen“, schnieft Lars. „Meine Familie wird vom schwarzen Satelliten zerstört. Und dann setzt Daniel Donskoy auch gern eine besonders bekümmerte Augenrunzel-Miene auf, mehr gewollt als witzig, all das.

Sehenswerte Lisa Bitter

Sehenswert ist die bei allen schrägen Volten pädagogisch korrekt daherkommende Serie, weil Lisa Bitter – bekannt als Ludwigshafener „Tatort“-Kommissarin und ein ehemaliges Ensemblemitglied am Schauspiel Stuttgart – ihre Figur ernst nimmt. Sie will eben kein „Schlafschaf“ sein: „Jemand, der es sich dermaßen bequem gemacht hat in seinem Leben, dass er die großen Probleme der Menschheit einfach nicht sehen kann“. Sie spielt Melanie als eigentlich sehr vernünftig wirkende Frau. Als selbst ernannte Aufklärerin sucht sie nach Argumenten für ihre Theorien und vertritt sie in ruhigem Ton.

Was wäre wenn? Die Ängste, die solche Anhänger von Verschwörungstheorien umtreibt, macht sie nachvollziehbar. Anders aber als Sohnemann Janosch lässt sie sich nicht überzeugen, wenn Lars und Janosch ihr vorführen, woraus böse Satelliten in Wirklichkeit bestehen.

Sendetermin

Ab 12. Mai auf ZDF Neo.