Der 18-Jährige war auch in eine Schlägerei in Stuttgart verwickelt. Foto: Archiv (dpa)

Ein Freiberger und seine Kumpel haben immer wieder Ärger gemacht. Unter anderem hat der 18-Jährige einen Passanten in Benningen bedroht. Außerdem zeichnete eine Kamera auf, wie er am Bahnhof in Ludwigsburg einen anderen niederschlug.

Benningen - Erziehungsmaßnahmen fruchten manchmal trotz gutem Willen nicht. Ein Beispiel dafür liefert der Fall eines gerade einmal 18-Jährigen aus Freiberg, der sich jüngst vor dem Jugendschöffengericht in Ludwigsburg verantworten musste. Auf das Konto des Jugendlichen gehen Straftaten in Benningen, Korntal-Münchingen und Stuttgart. Die Richter haben ihm nun noch sechs Monate Zeit gegeben, um das Ruder herumzureißen – ansonsten muss er für ein Jahr ins Jugendgefängnis Adelsheim.

Autoschlüssel des Vaters gestohlen

Der zur Tatzeit noch 17-Jährige war mit seinen mitangeklagten Kumpels vielerorts unterwegs. Und egal wo, sie machten Ärger: So hatte einer der Kumpel am 12. Juli 2020 in Benningen die Heckscheibe eines Wagens eingeschlagen. Einem Passanten, der dies beobachtet hatte, drohte der Freiberger Schläge an, falls er die Polizei rufen würde.

Weiter ging es dann am 9. August 2020 auf der Wiese vor dem Landtag im Stuttgart. Im Zuge einer Schlägerei soll der Angeklagte seinem Kontrahenten eine Glasflasche auf den Kopf geschlagen haben und ihn mit einer Gürtelschnalle angegriffen haben. Zeugnis darüber, wie er am 15. November 2020 am Ludwigsburger Bahnhofs einen anderen zu Boden schlug, legte dann die Aufnahme einer Überwachungskamera ab. Mit dem Auto seines Vaters, zu dem er die Schlüssel geklaut hatte, prallte der junge Mann ohne Führerschein zudem am 1. Januar in Korntal gegen ein geparktes Auto und eine Laterne.

„Ich bomb dich weg“, droht er dem Passanten

Das Verfahren gegen die beiden Freunde des 18-Jährigen stellte das Gericht schnell ein, nachdem sich direkt herausstellte, dass sie nicht die Hauptakteure waren. Von dem Freiberger selbst hagelte es viele Ausreden: „Ich habe mich nur gewehrt“ und zudem „gab es Stress mit den Afghanen“ führte er aus. Und dann sei da ja noch der Alkohol.

„Wenn ich betrunken bin, denke ich, dass ich Rambo bin“, erklärte der Freiberger auch seine Tat in Benningen, wo er zuvor bei einer Hausparty gewesen sei. Warum er zu dem Augenzeugen „Ich bomb dich“ gesagt habe, könne er nicht plausibel erklären. Ähnlich äußerte er sich zu der Schlägerei vor dem Landtag. Den Vorfall am Bahnhof schob er dagegen auf „ein Mädchen, mit dem ich mal zusammengewesen bin und das nach mir einen anderen gehabt hatte“. Sie sei zudem auch die Ursache dafür gewesen, dass er in Korntal betrunken Auto gefahren sei.

Erst nach Zigaretten gefragt, dann beleidigt

Ein 22-jähriger aus Weissach im Tal gab im Anschluss seine Sicht auf die Schlägerei in Stuttgart wieder. Er hatte „die Flasche auf den Schädel“ bekommen und wurde „mit einem Gegenstand geschlagen“, bevor er das Bewusstsein verlor. Seine Freunde und er hätten im Schlosspark gesessen, als sie erst nach Zigaretten gefragt und dann beleidigt worden waren. Der Weissacher erinnerte sich auch an ein Mädchen, welches sich vom Angeklagten abgewandt hatte und daher für diesen kein „gutes Mädchen“ mehr war.

„Kein Bock“ auf gemeinnützige Arbeit

Vor Gericht ist der Freiberger übrigens ein guter Bekannter: Diebstahl, Beihilfe zur versuchten räuberischen Erpressung, Betäubungsmitteldelikte – das Jugendgericht hatte es bisher mit Auflagen versucht. Doch der Angeklagte befolgte keine einzige von diesen und war dafür kurzzeitig im Jugendarrest in Göppingen gelandet. Auf gemeinnützige Arbeit und zwei Erziehungsbeistände hatte er „keinen Bock“. Auch der Kontakt zu seiner Therapeutin bestehe nicht mehr.

Dafür hat der junge Mann jetzt Kontakt zu einem Bewährungshelfer. Die Entscheidung, ob er auf freiem Fuß bleibt, wird spätestens in sechs Monaten fallen. Die Entscheidung, ob sich bessert und auf freiem Fuß bleibt oder ins Jugendgefängnis gehen muss, wird spätestens in sechs Monaten getroffen.