Die grün-rote Landesregierung hat versprochen, beim Tierschutz aktiver zu werden als ihre Vorgänger. Erste Marken sind bereits gesetzt, neue Gutachten auf den Weg gebracht. Und jetzt sind auch der Schwabenpark und seine Schimpansen ins Visier des politisch motivierten Tierschutzes gekommen. Foto: Symbolfoto/dpa

Grünen-Abgeordneter lässt Tierhaltung und Affenshow prüfen – Unterstützung für Eigentümer.

Stuttgart/Kaisersbach - Zwischen April und Oktober klatschen Tausende Zuschauer im Schwabenpark bei Kaisersbach, Rems-Murr-Kreis, begeistert Beifall, wenn Schimpansen rote von grünen Eimern trennen, auf dem Computer bis zehn zählen oder mit einem motorisierten Vehikel durch die Manege tuckern. Kaum einer der Besucher kommt bei diesen Vorführungen auf den Gedanken, dass Thomas Hudelmaier, der Schwabenpark-Chef, und seine Frau Silvia mit dieser Dressur die Tiere quälen. Und das schon seit mehr als 30 Jahren.

„Solche Vorführungen gehören nicht ins 21. Jahrhundert, weil sie die Tiere quälen“, meint dagegen Peter Höffken von der Tierschutzorganisation Peta. Tierschützer wie Höffken kritisieren die Art der Affenhaltung im Schwabenpark seit vielen Jahren. Ihre Einwendungen blieben jedoch bei den zuständigen Behörden und bei den amtierenden Politikern ohne Gehör. Diese Einstellung hat sich zumindest auf der politischen Ebene geändert, seit im Stuttgarter Landtag Grün-Rot das Sagen hat.

Wie ernst inzwischen vor allem die Landespolitiker der Grünen den Tierschutz nehmen, bekam der Betreiber des Schwabenparks bereits im Januar zu spüren. Außerhalb der Öffnungszeiten des Parks, aber offiziell angemeldet, kreuzte dort der Freiburger Grünen-Abgeordnete und gebürtige Stuttgarter Reinhold Pix auf. In seinem Schlepptau brachte Pix den Peta-Mann Höffken und andere Tierschützer mit. Sie hatten sich zuvor wegen der Affenhaltung im Schwabenpark an den Abgeordneten gewandt.

Die Zahl der Tiere sei mit über 40 viel zu hoch, deren Unterkünfte desolat und zu schlecht ausgestattet

Die Abordnung fand durch ihren Besuch die zuvor schon gehegte Meinung über den Park bestätigt. „Die Situation muss sich dort massiv ändern, wenn Hudelmaier mit seinen Tieren weitermachen will“, sagte Pix aus seinem Urlaub in Amrum gegenüber unserer Zeitung. Die Zahl der Tiere sei mit über 40 viel zu hoch, deren Unterkünfte desolat und zu schlecht ausgestattet. Kurzum: Im Schwabenpark werde bei der Haltung der Schimpansen gegen geltendes Tierschutzrecht verstoßen.

Inzwischen ist die Kampagne beim Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gelandet. Von dort aus wurde sie auf den Schreibtisch der neuen Landestierschutzbeauftragten geschickt. Cornelie Jäger hat sich der Sache mittlerweile angenommen und bei einem holländischen Experten ein Gutachten zu den Schwabenpark-Schimpansen in Auftrag gegeben. Sie selbst will sich noch im August ein eigenes Bild von der Affenhaltung in dem Freizeitpark im Schwäbischen Wald machen.

Geltende Gesetze müssten neu bewertet werden

Die Tierschutzbeauftragte will derzeit nicht darüber urteilen, ob die für die Überwachung der Tierhaltung zuständigen Behörden beim Landkreis und im Regierungspräsidium beim Schwabenpark über Unregelmäßigkeiten hinweggesehen haben. Jäger betont allerdings, dass eine Überprüfung des Parks durchaus angebracht sei. Im Lichte eines beim Tierschutz kritischer gewordenen Umfelds und durch neue politische Akzente müssten die geltenden Gesetze neu bewertet werden. Dies gelte insbesondere dann, wenn Tiere wie bei der Schimpansen-Show in einer vermenschlichenden Weise dargestellt werden.

Pix und Höffken be- und verurteilen die öffentlichen Auftritte der Menschenaffen noch in einer wesentlich schärferen Form. „Das ist die schlimmste Form von Tierquälerei, weil die Affen nicht artgerecht aufwachsen können“, stimmen der Abgeordnete und der Tierschützer überein. Insbesondere bei der von der Familie Hudelmaier betriebenen Handaufzucht von Affenbabys handle es sich um einen tierschutzpolitischen Super-Gau. Pix und Peta nehmen dem Schwabenpark nicht ab, dass nur junge Affen von Menschen aufgezogen werden, die von ihren Müttern verstoßen wurden. Dies werde gezielt gemacht, um Nachwuchs für die Show zu bekommen.

Der Park und seine Tierhaltung würden regelmäßig geprüft

Solche Sätze treiben Thomas Hudelmaier auf die Palme. „Was da behauptet wird ist eine Schweinerei“, wettert der Zoo-Chef. Der Park und seine Tierhaltung würden regelmäßig geprüft. „Und ob ein Affenbaby von uns aufgezogen wird, entscheiden nicht wir, sondern der Tierarzt“, stellt Hudelmaier klar.

Inzwischen haben Bundes- und Landespolitiker aus dem Rems-Murr-Kreis dem Schwabenpark Unterstützung zugesagt, damit sich die Einrichtung gegen einen überzogenen Tierschutz zur Wehr setzen könne. Kaisersbachs Bürgermeister Bodo Kern hat Reinhold Pix ebenfalls wissen lassen, was er von der Aktion hält. Der Abgeordnete spanne sich vor den Karren von radikalen Tierschützern und betreibe eine gnadenlose Hetzjagd gegen den Schwabenpark.