Früher sind die Stundenpläne an die Tafel geschrieben worden. Foto: picture alliance/dpa/Friso Gentsch

Das größte Gymnasium des Landes hat vom Deutschen Fußball-Bund gelernt, wie man Lust auf ein Großereignis, das neue Schuljahr, weckt. Oder doch nicht?

Was war das für ein toller PR-Erfolg für den Deutschen Fußball-Bund (DFB)? Seine Kadernominierung für die Europameisterschaft nahm der sonst als dröge bekannte Verband nicht bei einer nüchternen Pressekonferenz des Bundestrainers vor, sondern er ließ die Namen der Auserwählten nach und nach an ganz verschiedenen Orten durchsickern. Der Stuttgarter Chris Führich erfuhr von seiner Nominierung auf einer Brötchentüte eines Nagolder Bäckers, Antonio Rüdiger nahm sein Ticket an einer Dönerbude in Berlin-Neukölln entgegen. Das machte richtig Lust auf die EM.

Diesem Beispiel folgend hat sich jetzt auch das Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) in Marbach etwas einfallen lassen. Längst werden die neuen Stundenpläne nicht mehr wie früher am ersten Schultag von den Klassenlehrern an die Tafel geschrieben, sondern im Laufe der letzten Ferienwoche über eine Onlineplattform direkt aufs Handy der Pennäler gesendet. In diesem Jahr geschah das aber nicht auf einen Schlag, sondern – siehe DFB – häppchenweise. Erst war da nur ein Lückentext: Zweite Stunde Englisch, 10./11. Stunde Physik. Dann füllte sich die Zeit dazwischen wie von Geisterhand und vor den Augen der Schüler, jeden Tag ein bisschen mehr: Naturwissenschaft und Technik, dann Deutsch, zuletzt noch Bildende Kunst. Und Religionslehre. Das hielt Spannung und gewiss auch die Vorfreude bei den Teenagern hoch.

Doch Oberstudiendirektor Volker Müller schüttelt den Kopf: Die Salamitaktik sei ja gar keine Absicht gewesen und auch nicht vom DFB abgespickt, sondern hatte technische Gründe. Vor allem die Fächer, bei denen Schüler aus unterschiedlichen Klassen gemeinsam unterrichtet würden, hätten in diesem Jahr erst mit Verzug eingepflegt werden können. Seine Ehrlichkeit ehrt den Schulleiter. Dabei hätte er nicht nur moderne Marketingstrategien, sondern auch die traditionelle Erziehungskunst auf seiner Seite gewusst. Denn wie sagt es Professor Crey, genannt „Schnauz“, im legendären „Feuerzangenbowle“-Film mit Heinz Rühmann: „Mit der Schule ist es wie mit der Medizin. Sie muss bitter schmecken, sonst nützt sie nichts!“ Da ist tröpfchenweise Verabreichung unbedingt zu empfehlen.