Ludwigsburg begrüßt Reisende bereits in Kornwestheim. Foto: Marius Venturini

Die Stadt Ludwigsburg macht sich mit einem Schild größer als sie ist. Hartnäckige Recherchen unserer Zeitung helfen dabei, diesen Schildbürgerstreich aus der Welt zu schaffen.

Ludwigsburg - Ludwigsburg breitet sich auf 43,34 Quadratkilometern aus. Das ist wenig für eine Stadt, die mehrere Schlösser auf ihrer Gemarkung weiß und die viel auf sich hält. Womöglich ist es den Ludwigsburgern peinlich, dass ihre bedeutende Stadt so klein ist. Weshalb sie sich jetzt etwas größer macht – aber nicht offiziell, weil das mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden wäre, sondern zum Schein. Für Auswärtige eben, damit sie sich in einer Mordsmetropole wähnen.

„Willkommen“, begrüßt Ludwigsburg seine Gäste mit einer Stele an der Bundesstraße 27. Für gewöhnlich stehen derlei Schilder am Ortseingang, Ludwigsburg hat sich für einen Standort in Kornwestheim entschieden, einen Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. Zwischen den Anschlussstellen Kornwestheim-Nord und Ludwigsburg-West, die sich – trotz des Namens – auch auf Kornwestheimer Gemarkung befindet, heißt Ludwigsburg die Autofahrer bei sich willkommen und informiert en passant noch schnell über seine Partnerstädte. Einen kleinen Sprachkursus gibt’s gratis. Willkommen heißt in anderen Sprachen bienvenue, crueso oder vitáme vás.

Ludwigsburg beginnt weiter nördlich

Abgesehen davon, dass die Autofahrer bei Tempo 80 diese vielen Informationen nicht aufnehmen können, ist die Stele auch deshalb fehl am Platz, weil Ludwigsburg nicht hier beginnt. Ludwigsburger Boden gibt’s erst dort, wo sich die Fahrbahn der B 27 teilt. Weiter im Norden, vor der ersten der unzähligen Ampeln im Stadtgebiet.

Wie die Stele dorthin geraten ist, das zu ergründen bedurfte es eines langen Atems. Obgleich am Montagvormittag angefragt, antworteten uns die Städte Ludwigsburg und Kornwestheim erst am Abend. Zunächst Kornwestheim: „Die Stele ,Willkommen’ wurde versehentlich von der Stadt Ludwigsburg an dieser Stelle angebracht. Sie wird nun umgehend von Ludwigsburg auf deren Gemarkung zurückgebaut.“

Der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk berichtete, man habe – wie andernorts auch – eigentlich den nicht mehr aktuellen Stadtplan an der dortigen Haltebucht ersetzen wollen. Aber diese Stadteingangstafel mache dort in der Tat keinen Sinn. Kleinlaut klang er, gar nicht wie der Vertreter einer großen, wichtigen Stadt.