Die „Emden“ auf dem Weg von Bad Cannstatt zum Max-Eyth-See. Sie fuhr ab 1936 die Strecke. Foto:  

Die Personenschifffahrt auf dem Neckar ist älter als mancher denkt. Denn in den Anfängen fuhren sogar noch die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) per Schiff ab Bad Cannstatt gen Hofen.

Einer, der sich mit der Historie der Personenschifffahrt in Stuttgart besonders gut auskennt, ist der Hofener Ortshistoriker Wolfgang Zwinz. Er arbeitet auch als Neckarguide, hält viele Vorträge und kennt allein schon deshalb viele Details über die Schifffahrt, die auf dem Neckar mit der Eröffnung der Sport-, Bade- und Freizeitanlage am Stausee Hofen am 27. Juli 1935 ihren Anfang nahm. Damals wurde Süddeutschlands größte Anlage dieser Art eröffnet, die nach den Vorstellungen von Karl Epple gebaut worden war. Das Datum markiert auch den Beginn des Freizeitverkehrs auf dem Wasser per Schiff.

Von der König-Karls-Brücke nach Hofen

Betreiber der Schifffahrtslinie von der König-Karls-Brücke bis zum Max-Eyth-See waren die SSB. Sie hatten ab 1935 zwei Dieselmotorboote, die „Danzig“ und die „Memel“, ab 1936 das Motorschiff „Emden“. Los ging es an der Anlegestelle an der König-Karls-Brücke. Dann gab es noch eine Anlegestelle in Münster und schließlich auf der Halbinsel in Hofen. Von 1935 bis 1939 gab es 10 799 Fahrten mit 303 132 Fahrgästen von Bad Cannstatt bis zum Max-Eyth-See.

Der Neckar und der Max-Eyth-See waren damals noch miteinander verbunden. Erst 1940 wurde der Neckar vom See getrennt und ein Damm aufgeschüttet, damit die Flieger im Krieg keine Orientierungsfläche hatten, sagt Zwinz. Der See wurde trocken gelegt. „Meine Großeltern haben in der schlechten Zeit dort noch Gemüse angepflanzt.“ Zwinz hat auch noch ein Foto, auf dem seine Mutter Leni Zwinz zu sehen ist, außerdem das Bootshaus der SSB am See von 1950, das im Krieg zerstört wurde.

Karl Epple übernahm die Linie der SSB nach dem Krieg

Trotz der vielen Fahrgäste sei die Schifffahrtslinie nicht rentabel gewesen, erzählt Zwinz. Nach dem Krieg übernahm der Kies- und Tiefbauunternehmer Karl Epple die Linie. Er hatte 1919 in Bad Cannstatt ein eigenes Fuhrunternehmen gegründet. Die Neckarpersonenschifffahrt wurde 1956 ins Handelsregister eingetragen.

Am 7. März 1957 fuhren erstmals Personenschiffe durch die Schleuse Hofen: das Schiff „Stuttgart“ und die „Dorothea“, benannt nach der Mutter von Karl Epple. Nachdem die Schleusen in Bad Cannstatt und Hofen fertiggestellt waren, konnten zahlreiche Ausflugsfahrten angeboten werden. 1967 konnte die Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple nach Angaben von Zwinz auf eine Million Passagiere zurückblicken. Die Weiße Flotte wurde weiter ausgebaut: Der Dorothea Epple (1957) folgte 1958 die Berta Epple, 1959 die Rosenstein, 1961 die Lichtenstein und 1962 die Wilhelma.

Von 1957 bis 1967 gab es eine Million Passagiere

Das Ausflugsschiff Berta Epple wurde 2004 verkauft und befördert aktuell in Paris als „Le Signac“ Touristen auf der Seine. Der neue Name bezieht sich auf den Künstler Paul Signac. Nach der Übernahme der Neckar-Personenschifffahrt von Kapitän Wolfgang Thie, der von 1997 an als Neckar-Käpt’n die Firma verantwortete, wollte der neue Inhaber Jens Caspar 2019 die Berta Epple wieder zurückkaufen, doch es klappte nicht, wie Pressesprecher Heiko Volz erklärt. Aktuell ist der Neckar-Käpt’n, sprich die Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple, mit fünf Schiffen von Stuttgart bis Besigheim unterwegs. 2023 führte die Fahrt noch bis Neckarzimmern. „Den Standort Heilbronn haben wir 2024 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Möglicherweise nehmen wir dies 2025 wieder auf. Es laufen gerade Gespräche mit der Stadt Heilbronn“, sagt Volz.

2023 beförderte der Neckar-Käpt’n 85 000 Fahrgäste

2023 beförderte der Neckar-Käpt’n nach eigenen Angaben 85 000 Fahrgäste, 16 000 davon waren Gäste von privaten Charterfahrten. Somit dienen die Schiffe bis heute dem Freizeitvergnügen auf dem Wasser. Die Neckarschifffahrt ist heute ins Verkehrsnetz der VVS integriert. Tickets für das Schiff können am Geltungstag auch im öffentlichen Nahverkehr benutzt werden. Und der Max-Eyth-See ist bis heute im Visier des Neckar-Käpt’n – derzeit bei den Piratenfahrten für Kinder.