Wolfgang Thie (rechts) und sein Mitarbeiter Jürgen Romann bringen die Info-Tafel für die nächste Saison an der Anlegestelle Wilhelma an. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Von Karfreitag an sind die Touristenschiffe wieder unterwegs. Wenn es nach dem Chef-Kapitän Wolfgang Thie geht, gehört bald ein neues Schiff zur Flotte. Dafür benötigt er noch Investoren.

Stuttgart - An der Anlegestelle Wilhelma in Bad Cannstatt dümpeln die fünf Schiffe des Neckar-Käpt’n den Winter über im Wasser. Seit Anfang Februar sind Wolfgang Thie und seine Mitarbeiter mit der Renovierung der Schiffe beschäftigt. „Alle zwei Jahre stehen in etwa dieselben Arbeiten an“, sagt Thie. Innen und außen streichen, Fußböden polieren, zur Werft fahren, um an den Propellern zu schrauben – typische Aufgaben vor Beginn der neuen Saison. „Die Gäste wollen Kreuzfahrtambiente, da muss alles tipptopp sein“, sagt der Besitzer der Schiffe. Die „Wilhelma“ und die „Stuttgart“ sind älter als 50 Jahre und können auf beiden Decks 280 beziehungsweise 130 Personen beherbergen. Das Partyfloß und die „Liberty“ gehören ebenfalls zur Flotte, über die „Bad Cannstatt“ läuft die Versorgung der anderen Schiffe. Sie liegt immer vor Anker.

Pro Saison schippern rund 100 000 Menschen mit diesen Schiffen auf dem Neckar – Tendenz fallend. „Bis Anfang der 1970er-Jahre waren es doppelt so viele Fahrgäste“, sagt Thie. Urlaub in fernen Ländern steht mittlerweile vor Tagesausflügen in der Heimat: „Die Leute kommen aus maximal 130 Kilometer Entfernung.“

Thie setzt deshalb künftig verstärkt auf größere Veranstaltungen. 400 Personen sollten idealerweise auf ein Deck passen. Momentan bekomme bei Firmenveranstaltungen die Ansprache des Chefs immer nur die Hälfte der Gäste mit. Entweder laufe das Programm auf dem Ober- oder Unterdeck. Um diesem Markt künftig mehr bieten zu können, plant der 59-Jährige den Bau eines neuen Schiffs. Pläne und Skizzen hat er schon entworfen und auch Gespräche mit Schiffsbauern geführt. Es hakt an der Finanzierung: „Die kalkulierten Gesamtkosten von drei Millionen Euro können wir als privater Betrieb nicht allein stemmen.“

Drei mäßige Jahre

In den vergangenen drei Jahren konnte er kein Geld zur Seite legen. Im Sommer 2013 Rekordhochwasser, 2014 viel Regen und herbstliches Wetter, 2015 blieben wegen der hohen Temperaturen die Senioren weg. Die bald beginnende Saison lässt den Kapitän aber hoffen: „So schlimm die weltweite Krise ist, viele Deutsche werden eher in der Heimat urlauben.“ Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.

Der Abhängigkeit vom Wetter will Thie mit dem Neubau entgehen. Von langer Hand geplante Firmenveranstaltungen finden auch bei Regen und Sturm statt. Finden sich Investoren oder Partner, sei das Schiff im Mai oder Juni 2018 fertig. Das Schiff soll 50 Meter lang und elf Meter breit werden. Zum Vergleich: Die „Wilhelma“ misst 37 Meter in der Länge und 7,5 Meter in der Breite. Die Flotte soll im Gegenzug schrumpfen: „Vermutlich bleiben das Partyfloß, die ‚Wilhelma’, das Versorgungsschiff und natürlich der Neubau.“

Den Streifen am Neckarufer hat Thie vom Schifffahrtsamt und der Stadt gepachtet, der Vertrag verlängert sich jedes Jahr. Zwei Anlegestellen musste der Neckar-Käpt’n wegen Bauarbeiten an Stuttgart 21 und der Rosensteinbrücke aufgeben, eine neue befindet sich am Standort des Theaterschiffs. Dieses Segment könnte sich Thie auch vorstellen, der Saal des geplanten Schiffs bietet deshalb Platz für eine Bühne. Dem Parkplatzproblem an der Anlegestelle Wilhelma widmet er sich auch. Bisher müssen die Fahrgäste im ständig vollen Parkhaus des Zoos ihre Autos abstellen. Ihm schwebt ein Parkschiff vor. Nun soll erst einmal die Finanzierung des neuen Schiffs gesichert sein.