Die Anwohner rund um die US-Panzerkaserne in Böblingen beschweren sich immer wieder über Schießlärm. Foto: US-Army

Bis nach Washington dringt in Sachen Schießlärm vermutlich nur lautstarker Protest durch. Da kommen die Supermarktpläne der US-Panzerkaserne in Böblingen gerade recht.

Böblingen - Gaststreitkräfte heißt es und schon lange nicht mehr Besatzungsmacht. Aber in Böblingen verhalten sich die US-Amerikaner momentan nicht wie Gäste. Die hier stationierten Soldaten können dafür nichts. Die Entscheidungen über Bauprojekte werden in Washington gefällt. Dazu gehört der Schießlärm, der mit einer Baumaßnahme einzudämmen wäre. Um so weit entfernt Gehör zu finden, ist lautstarker Protest nötig, trotz aller gebotenen Gastfreundschaft. Wenn es dann wenigstens dem Bundesverteidigungsministerium zu laut wird, ist etwas erreicht.

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Eine Erfolgsstrategie

Vom Lärm geplagt sind schließlich auch die Böblinger Bürger. Seit 23 Jahren beklagen sie sich über die Schießübungen in der Panzerkaserne. Vergangene Woche hat die Beeinträchtigung sogar eine neue Dimension erreicht, das Geballere war in der ganzen Stadt zu hören. Mehr als 100 Beschwerden gingen im Rathaus ein. Die Supermarktpläne der US-Amerikaner kommen da gerade recht: Sie können nämlich eine Chance sein.

Die Kaserne losgelöst von ihrem Umfeld zu betrachten mag für die Amerikaner beim Schießlärm bislang eine Erfolgsstrategie gewesen sein. Im Fall des Einkaufszentrums sollten sie aber vor ihren eigenen Plänen geschützt werden. Denn nach dessen Eröffnung im Jahr 2020 würden nicht nur die Böblinger auf der Panzerstraße im Stau stehen, sondern auch die Soldaten. Der Ausbau der Infrastruktur könnte deshalb mit dem Abbau des Schießlärms verknüpft werden. Dann wäre das Grundprinzip der Gastfreundschaft wiederhergestellt – das der Gegenseitigkeit.