Mit sofortiger Wirkung hat die Bundeswehr alle Schießübungen mit hohem Munitionsansatz auf der Standort-Schießanlage im Bernet abgesagt. Foto: dpa/Florian Räbel

Bei der Bundeswehr sind einige Beschwerden eingegangen, weil Bewohner von Stuttgart-Vaihingen vermehrt Schießgeräusche zu hören meinten. Die Bundeswehr sagt, es bewege sich alles im erlaubten Rahmen, trotzdem reagiert sie.

Vaihingen - Silvester ist doch eigentlich längst vorbei. Und dennoch hörten Menschen im Westen Vaihingens in den vergangenen Wochen immer wieder laute Schussgeräusche. Ausgangspunkt war die Bundeswehr-Standortschießanlage Im Bernet. Diese befindet sich im Wald bei Büsnau nordwestlich des Autobahnkreuzes Stuttgart. Das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr erklärte auf Nachfrage, dass dort „gemäß den Benutzungsbestimmungen“ montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr und von 18 bis 24 Uhr geschossen werden dürfe. Samstags sei das Schießen von 7.30 bis 17 Uhr erlaubt, allerdings immer nur am zweiten und vierten Samstag eines Monats. „Diese Zeiten sind schon seit Jahren gültig und werden bedarfsabhängig genutzt“, so der Sprecher der Bundeswehr.

Am 28. Januar sei es mal wieder besonders schlimm gewesen, sagt eine Leserin unserer Zeitung. Da habe sie vor Schreck im Bett hochgeschreckt. Am nächsten Tag hörte sie erneut Schüsse – und griff zum Telefonhörer. Sie wählte die Nummer des Standortältesten in Calw, der für die Verwaltung der Schießanlage zuständig ist. Was sie dann zu hören bekam, überraschte sie. Denn der Herr habe sie darüber informiert, dass bald nichts mehr von der Standortschießanlage Im Bernet zu hören seien werde.

Der normale Schießbetrieb wird fortgesetzt

Können die Menschen im Westen Vaihingens also wieder auf mehr Ruhe hoffen? „Die Intensität der Schießübungen hat bereits vergangene Woche abgenommen. Mit sofortiger Wirkung sind alle Schießübungen mit hohem Munitionsansatz, die ursächlich für die Beschwerden waren, bis auf Weiteres abgesagt. Außerdem wurde die Schießzeit auf 19 Uhr beschränkt“, erklärt das Bundesamt auf eine erneute Anfrage unserer Zeitung und ergänzt: „Die Bundeswehr nimmt die Anliegen der Bevölkerung sehr ernst.“ Die Schießübungen hätten den geltenden Nutzungsbestimmungen entsprochen. Dennoch habe man auf die Beschwerden aus der Bevölkerung sofort reagiert. „Die Schießübungen wurden signifikant um zwei Drittel reduziert und die Schießzeiten deutlich eingeschränkt“, betont der Pressesprecher. Zudem sei geplant, die Schießausbildung mit hohem Munitionsansatz auf andere Trainingseinrichtungen wie Truppenübungsplätze zu verlegen.

Der normale Schießbetrieb werde aber fortgesetzt. Auch in dieser Woche seien Schießausbildungen von Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll im routinemäßigen Rahmen und Umfang anberaumt. Zudem wird die Standortschießanlage Im Bernet von Reservistenvereinen genutzt, so zum Beispiel von dem Verein RAG Schießsport Stuttgart.

Es gab mehrere Beschwerden

Dem Eindruck einiger Vaihinger Bürger, dass die Intensität der Übungen auf der Standortschießanlage in den vergangenen Wochen zugenommen hatte, widerspricht die Bundeswehr. Die Anzahl der Schießübungen sei seit Jahren relativ konstant – abgesehen von jahreszeitlichen und durch Baumaßnahmen bedingte Schwankungen. Richtig sei jedoch, dass es jüngst einige Beschwerden wegen der aktuellen Schießausbildung gegeben habe, allerdings im niedrigen einstelligen Bereich. „Diese konnten im persönlichen Gespräch durch die Bundeswehr erörtert und ausgeräumt werden“, betont der Pressesprecher. Er weist zudem daraufhin, dass die Ausbildung der bestmöglichen Vorbereitung der Soldatinnen und Soldaten für den Einsatz diene und fügt hinzu. „Wir danken den Bürgerinnen und Bürgern für ihr Verständnis.“

Am kommenden Dienstag, 11. Februar, steht das Thema auf der Tagesordnung des Vaihinger Bezirksbeirats. Anlass ist ein fraktionsübergreifender Antrag der CDU und der Freien Wähler. Die Sitzung in der Alten Kelter am Kelterberg 5 beginnt um 18 Uhr.