Draußen wird getrauert, drinnen schon wieder gefeiert: die Diskothek Grey in Konstanz eine Woche nach dem tödlichen Angriff eines 34-jährigen Mannes. Foto: dpa

Jemand leistet Erste Hilfe, ein Mann versucht, den Täter zu entwaffnen. Doch viele Gäste wollen nach der Bluttat in der Konstanzer Disko Ende Juli offenbar nur ein aufregendes Handyfilmchen drehen.

Konstanz - Eben noch in Todesangst, im nächsten Augenblick wird schon das Handy gezückt und mitgefilmt. Es sind verstörende Szenen, die die Polizei im Zusammenhang mit der Bluttat vom letzten Juli-Wochenende in der Konstanzer Diskothek Grey anhand von Videoaufzeichnungen aus den Überwachungskameras gesichtet hat. Demnach hätten Gäste den Einsatz massiv behindert, heißt es in einer Mitteilung der Konstanzer Polizei.

Noch während sich die Polizisten auf der Straße vor dem Parkplatz ihre Sicherheitskleidung anlegten, seien sie von Umstehenden beschimpft worden. Ihnen sei Untätigkeit vorgeworfen worden. Zu diesem Zeitpunkt lief der 34-jährige Schütze mit seinem Sturmgewehr über den Parkplatz und schoss um sich. Ein Polizist wurde getroffen und überlebte nur, weil er seinen Schutzhelm bereits aufgezogen hatte.

Polizei gibt zwei Schüsse ab

Kurz darauf gab ein Beamter zwei Schüsse ab, einer verletzte den Mann lebensgefährlich. Er starb im Krankenhaus. Weitere Schüsse seien von der Polizei, die auch Maschinenpistolen dabei hatte, nicht abgegeben worden. Auf den Bildern der Überwachungskameras sei zu erkennen, dass ein Mann und eine Frau dem 34-Jährigen Erste Hilfe geleistet hätten. Andere Besucher, die sich eben noch hinter Autos verschanzt hatten, machten Handyfilmchen.

Bei der Bluttat war ein Türsteher getötet worden. Vier Menschen erlitten Schussverletzungen, elf wurden bei ihrer panikartigen Flucht leicht verletzt. Unklar sei, ob der Täter den Türsteher schon beim Betreten der Disko erschoss oder erst, als er versuchte, nach dem Eintreffen der Polizei ins Grey zurückzukehren. Jedenfalls feuerte er durch die geschlossene Glastüre.

Ein Mann versucht, den Täter zu entwaffnen

Die Polizei sucht derweil nach einem Zeugen, der dem Täter im Vorbeilaufen die Waffe entreißen wollte. Die Nachforschungen des Bundeskriminalamtes zur Herkunft des amerikanischen Schnellfeuergewehrs dauern an. Auch die Ermittlungen zu den Hintergründen des Streits zwischen dem Schützen und seinem Schwager, dem Betriebsleiter der Disko, laufen noch.