Die S-Bahn soll mit neuer Technik und neuen Zügen leistungsfähiger werden. Um das System ETCS bis dahin umzusetzen, muss der Regionalverband aber noch in diesem Jahr weitere 20 S-Bahn-Züge bestellen.
Stuttgart - Die Forderungen des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) zum Bahnprojekt Stuttgart 21 fallen bei den Projektpartnern nicht auf fruchtbaren Boden. Der BUND hatte vor einer Woche seinen jahrzehntelangen Widerstand gegen den Tiefbahnhof und die Tunnelstrecken für beendet erklärt. Die Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender und der Stuttgarter Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer fordern aber eine Debatte über den Teilerhalt des Kopfbahnhofs sowie einen Verzicht auf den Tiefbahnhof am Flughafen.
Gleise in der Stadt müssen weg
„Ich bin für jeden dankbar, der auf die konstruktive Seite wechselt“, kommentiert Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) die Wende des Umweltverbands. Die Hauptforderungen lehnt er gleichwohl ab. Mit dem Erhalt der Gleise „würde die Stadt weiter zerschnitten bleiben“, außerdem sei diese Infrastruktur 100 Jahre alt und müsse ersetzt werden, sagt Bopp, der im Hauptberuf Architekt ist. Für den Flughafen hätte sich Bopp „vor vier Jahren, als es um den Filderbahnhof plus ging, mehr Unterstützung gewünscht“. Nun aber sei der von S- und Gäubahnhalt getrennte Tiefbahnhof unter der Messe-Piazza beschlossen. „Man kann nicht mehr zurück“, sagt Bopp, schon gar nicht könne man den Fernbahnhalt wie vom BUND und dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel gefordert, an die A 8 legen. Damit würden die Umsteigemöglichkeiten zerschlagen. „Die Bahnhöfe am Flughafen müssen möglichst eng zusammenliegen“, so Bopp. Ziel sei, die S-Bahn im Hauptbahnhof durch weitere Umstiegsknoten zu entlasten.
Kauf neuer S-Bahnen nötig
Den Vorwurf der mangelnden Leistungsfähigkeit des achtgleisigen Durchgangsbahnhofs teilt Bopp nicht. Richtig sei aber, dass es Engpässe auf den Zulaufstrecken gebe. Bopp: „Deshalb sind wir in durchaus konstruktiven Gesprächen, inwieweit man auf Stuttgart 21 aufsatteln kann.“ Als Schlüssel für mehr Kapazität im Nahverkehr sieht er die automatische Zugbeeinflussung der S-Bahn mit dem System ETCS, was dichtere Zugfolgen ermöglicht. Das vom Regionalverband beauftragte Gutachten werde voraussichtlich ergeben, dass ein automatisiertes Fahren möglich sei. Zunächst solle ein 15-, langfristig bis etwa 2035 ein 10-Minuten-Takt umgesetzt werden. Eine zweite Stammstrecke für die S-Bahn durch Stuttgart sei kaum bau- noch finanzierbar und werde durch die digitale Steuerung obsolet, eine vierte Linie nach Vaihingen hält Bopp bis 2023 für möglich.
Um ETCS bis dahin umzusetzen, müsse der Regionalverband noch in diesem Jahr weitere 20 S-Bahn-Züge bestellen, womöglich aber deutlich mehr.