Ricardo de Burgos gilt in Spanien als erfahrener Spielleiter in der Primera Division – doch auch ihm unterlaufen Fehler. Foto: imago/Alterphotos

Ein Spiel dauert 90 Minuten – diese goldene Regel des Fußballs ist mit der Einführung der offiziellen Nachspielzeit Vergangenheit. Und auch der Glaube, dass ein Spiel mit dem Schlusspfiff vorbei ist, ist veraltet.

Stuttgart - „Papa, wann ist das Spiel aus?“ Diese Frage haben Väter (und Mütter) vom fußballbegeisterten Nachwuchs oft zu hören bekommen – dann haben sie sich an die eigene Kindheit erinnert und an die Antwort, die sie von einem erfahrenen Fußball-Patriarchen erhalten haben: „Das Spiel ist aus, wenn der Schiedsrichter abpfeift.“ Nun hat sich in vielen Jahrzehnten einiges getan in der Welt des Fußballs. Der Torhüter darf den Ball nicht mehr zigmal aufnehmen, gleiche Höhe ist kein Abseits mehr, der Abstoß darf nicht erst außerhalb des Strafraums angenommen werden, und ein Video-Schiri kann sich in die Entscheidungen auf dem Platz einmischen. Aber ein Spiel ist doch noch immer dann aus, wenn der Schiri abpfeift? Nein! Auch diese Konstante ist gelöscht.

Schuld ist Ricardo de Burgos. Der 35 Jahre alte Referee hat die Partie FC Sevilla gegen FC Granada in der spanischen Primera Division nach drei Minuten Nachspielzeit abgepfiffen, obwohl vier Minuten angezeigt worden waren. Die Granada-Profis, die 1:2 zurücklagen, protestierten und weigerten sich, den Rasen zu verlassen. In erschöpfenden Diskussionen mit Señor de Burgos sah der seinen Fehler ein und bat die Spieler von Sevilla, von denen sich manche in der Kabine schon ausgezogen hatten, zurück aufs Feld. Die Minute wurde drangehängt, was am Resultat nichts änderte. Nachdem eine weitere Fußball-Weisheit im Orkus der Geschichte gelandet ist, empfehlen wir diese Variante. Auf die Frage „Papa, wann ist das Spiel aus?“ lautet die Antwort, deren ewige Gültigkeit kaum angetastet werden dürfte: „Wenn deine Mutter den Fernseher ausschaltet.“