Felix Brych könnte das diesjährige EM-Finale in Wembley pfeifen. Foto: dpa/Dirk Waem

Immerhin Felix Brych vertritt den Deutschen Fußball-Bund (DFB) noch bei der EM-Endrunde. Seine Chance auf das Finale hat der Münchner Schiedsrichter gewahrt.

Rom - Selbst die Engländer hätten nun nichts mehr gegen ein Wiedersehen mit Felix Brych am Sonntag in Wembley. Anerkennend klopften Teammanager Gareth Southgate und Kapitän Harry Kane dem deutschen Schiedsrichter nach dem Abpfiff in Rom auf die Schulter. 

Sogar der ukrainische Star-Trainer Andrej Schewtschenko gratulierte Brych trotz der Pleite (0:4) im Viertelfinale. Der souveräne Auftritt bei seinem vierten Einsatz hat dafür gesorgt, dass der Münchner vom EM-Finale träumen darf.

Brych wäre der zweite Deutsche nach Markus Merk im Jahr 2004, der ein EM-Endspiel leiten würde. Und nach Ansicht von Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner hätte es der 45-Jährige auch „absolut verdient“. Laut Wagner sprechen mehrere Faktoren für Brych. 

Brych „extrem fit“

„Er lässt sich nie verbiegen und ist durchaus bereit, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen“, sagte der Funktionär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Hinzu komme, dass Brych „extrem fit“ sei: „Das sieht man daran, wie gut er steht.“

Für Brych spricht zudem die „Unterstützung“ durch die DFB-Auswahl. „Durch das Ausscheiden der deutschen Mannschaft steigen natürlich die Chancen für einen Endspiel-Einsatz“, weiß der frühere WM- und EM-Unparteiische Wolfgang Stark. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass Brych zu der handvoll Final-Kandidaten gehört.

Fragezeichen hinter Brychs Neutralität bestehen jedenfalls spätestens seit Samstag nicht mehr. Denn obwohl die englischen Medien eine Benachteiligung durch den Deutschen im nächsten Spiel nach ihrem Sieg gegen die DFB-Elf im Achtelfinale (2:0) befürchtet hatten, ließ sich der Jurist nichts zu Schulden kommen.

In Russland war nach der Vorrunde Schluss

Die EM ist bereits Brychs viertes großes Turnier, nie zuvor durfte er so viele Spiele pfeifen. Schon jetzt darf die Endrunde als eine Art Rehabilitierung gewertet werden. 

Schließlich war der viermalige deutsche Schiedsrichter des Jahres bei der WM-Endrunde 2018 in Russland nach nur einem Vorrundenspiel vom Weltverband FIFA aus dem Turnier genommen worden. Für Brych war das eine große Enttäuschung.

Grund war damals der Skandal, der nach dem Spiel zwischen der Schweiz und Serbien (2:1) vom damaligen serbischen Trainer Mladen Krstajic ausgelöst wurde. Der frühere Bundesliga-Profi hatte zu Protokoll gegeben, dass Brych für seine Leistung vor das Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag gestellt werden sollte. „Damals war Felix zwischen die Fronten geraten“, äußerte Wagner: „Umso mehr freut es mich, dass er nun so überzeugen kann.“

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Sollte Brych tatsächlich von der Schiedsrichter-Spitze der Europäischen Fußball-Union (UEFA) um den Italiener Roberto Rosetti für das Finale nominiert werden, müsste nicht nur Krstajic zu Kreuze kriechen. 

Auch der an Brych haftende Makel als Folge seines anerkannten Phantomtors von Stefan Kießling im Oktober 2013 in Sinsheim würde endgültig an Bedeutung verlieren.