In Italien gilt Mario Schifano als künstlerische Ikone. Das Sindelfinger Schauwerk zeigt nun die erste hiesige Einzelschau und Retrospektive.
Fünf Arbeiten von Mario Schifano finden sich in der Sammlung Schaufler. – Grund genug, um mit der Schau „When I remember“ einen Überblick über sein Schaffen zu bieten.
Der 1934 geborene Autodidakt Mario Schifano wuchs in Rom auf und mischte mit seinen „Monochromi“ in den 60ern die italienische Kunstszene auf. Diese waren reduzierte, rechteckige, an Zeichen auf Schildern und Plakaten orientierte Arbeiten mit abgerundeten Ecken. Etwa Ausschnitte einer Werbung für Coca Cola, wie in der Arbeit „Propaganda“, mit der er in der für die Pop Art wegweisenden Ausstellung „New Realists“ in New York vertreten war.
Naturbilder und Autounfälle
Die Diarahmen- oder Bildschirm-Perspektive behielt Schifano in seinem späteren Werk bei. Nach New York vermittelt hatte ihn die Galeristin Ileana Sonnabend. Dann widmete er sich Naturbildern, die er in den 1980ern um gestische Variationen etwa von Monets Seerosen ergänzte.
Trotz einiger Widerstände fasste er in der New Yorker Pop-Art-Szene Fuß. Er mietete 1963 ein Atelier in Manhattan an und tauschte sich mit dem Dichter Frank O’Hara, Jasper Johns und besonders Andy Warhol aus. Vor Warhols „Car Disasters“ schuf Schifano eine Serie zu Autounfällen.
Schifanos Werke wurden auf der Biennale in Venedig gezeigt
Wieder in Rom angelangt, knüpfte Mario Schifano in Arbeiten an die italienischen Futuristen an und landete mit einer von dieser prompt auf der Biennale in Venedig. Das Wichtigste wie Gesichter blieb ausgespart – typisch für Schifano. Im Zuge dieser Arbeiten nutzte er erstmals Sprühfarbe und versah das Bild mit einer Acrylglashaube, als sei diese ein Objektiv. Es folgten „Fensterbilder“ – in der Tat nahm Schifano seine Umwelt oft durch seine Atelier-Fenster und vielfach in seiner Wohnung vorhandene Fernseher und Kameras vermittelt wahr.
Schifano projizierte auch Medienbilder auf Leinwand und überführte sie in Malerei, so 1990 in „Tearful“, in dem er sich mit dem Golfkrieg auseinandersetzt. Im Film „Umano non Umano“ von 1969 experimentierte er mit Collagen von Bildsequenzen, Interviews und Musik-Stars-Auftritten statt linearer Handlung. 1975 schuf er auf einem Historiendrama basierende Filmstills und zeigte sie wie im Kino in abgedunkelten Räumen.
Dem rockigen Schifano, der Drogen nahm und für Skandale sorgte, begegnet man an einer Medienstation. Dort kann man eine Hommage an ihn von den Rolling Stones hören: „Monkey Man“. Oder man lauscht einer psychedelischen Platte der Band „Le Stelle di Mario Schifano“. 1995 zog Schifano mit einem Tableau modifizierter Momentaufnahmen ein letztes Mal bei der Biennale die Aufmerksamkeit auf sich, ehe er 1998 verstarb.
Die Ausstellung wird am Sonntag, 19. Oktober, um 11.30 Uhr im Schauwerk, Eschenbrünnlestraße 15, in Sindelfingen eröffnet. Sie läuft bis 21. Juni 2026. Weitere Infos gibt es online unter www.schauwerk-sindelfingen.de.