Goldie Hawn (links) und Amy Schumer als Mutter und Tochter in „Mädelstrip“. Foto: Verleih

Sie hat sich eine Zeitlang rar gemacht, doch für die Komödie „Mädelstrip“ kehrt Hollywoodstar Goldie Hawn zurück auf die Leinwand.

Los Angeles - Die Hollywoodschauspielerin Goldie Hawn spricht im Interview über ihre Stiftung für Kinder, das Los reifer Frauen in Hollywood, ihr komödiantisches Talent, ihren neuen Film „Mädelstrip“ mit der Komikerin Amy Schumer und eine mögliche Fortsetzung von „Der Club der Teufelinnen“.

Frau Hawn, es ist 15 Jahre her, dass Sie das letzte Mal auf der Leinwand zu sehen waren. Wie hat Amy Schumer Sie überredet, für „Mädelstrip“ wieder eine Rolle anzunehmen?
Ich musste gar nicht überredet werden. Amy hatte diese Idee von einem gemeinsamen Film und erzählte mir davon. Sie ließ keinen Zweifel daran, wie wichtig ihr es war, dass ich ihre Mutter spiele. Das hat mir gefallen, das Drehbuch hat mich amüsiert und vor allem hatte ich große Lust darauf, mit einer Frau wie Amy Schumer zu arbeiten. Also habe ich zugesagt. So einfach war das.
Warum haben Sie davor überhaupt so lange pausiert?
Es ist ja nicht so, dass ich im Ruhestand war. Aber ich war sehr beschäftigt mit meiner Stiftung, die ich 2003 gegründet habe. Manchmal fragte ich mich tatsächlich: War’s das jetzt mit dem Showgeschäft? Doch die meiste Zeit habe ich darüber gar nicht nachgedacht, denn es war mir viel wichtiger, mein Kinder-Bildungsprogramm Mind-up zu entwickeln. Ich habe mich in die Materie eingearbeitet: Wie lernen Kinder, was passiert im Klassenzimmer in ihren kleinen Gehirnen, all diese Sachen. Mittlerweile partizipieren weltweit mehr als zwei Millionen Kinder an diesem Programm. Das fand ich erfüllender und aufregender als jede Filmrolle.
Sie waren also nicht einfach nur frustriert, weil Hollywood kein besonders dankbarer Ort ist für Schauspielerinnen ab einem gewissen Alter?
Das kam natürlich auch dazu. Viele Rollen gibt es nicht für Frauen wie mich. Und wenn, dann haben sie meistens nur ein paar Szenen. Das kann ja auch nett sein, aber eine Hauptrolle ist eben doch etwas anderes. Die Bezahlung ist übrigens auch schlechter als früher. Nicht nur bei mir, auch wirklich große weibliche Stars wie Julia Roberts bekommen nicht mehr das Gleiche wie noch vor 15 oder 20 Jahren. Alles in allem kann man sagen: Ein Film muss schon wirklich lustig sein und mir etwas zu bieten haben, damit ich meine Zeit in diesen Job investiere.
Insgesamt ist die Filmbranche nicht mehr die gleiche wie früher, oder?
Das können Sie laut sagen. Eine Filmproduktion hat heutzutage nicht mehr viel mit Kunst zu tun, sondern fast nur noch mit Unternehmenspolitik. Früher waren die Studios niemandem Rechenschaft schuldig, heute gehören sie alle zu irgendwelchen börsennotierten Konzernen, weswegen immer ein Aufsichtsrat das letzte Wort hat. Als ich in den Achtzigern selbst Filme wie „American Wildcats“ produzierte, da haben wir so lange daran gefeilt, bis wir mit dem Ergebnis zufrieden waren. Heute ist so etwas eine riesige Maschinerie, in die die unterschiedlichsten Leute ein paar Millionen gesteckt haben. Alles muss reibungslos laufen, daher ist für Leidenschaft kaum noch Platz.
Auch als Star hatte man es früher leichter, oder? Twitter und Instagram gab es noch nicht, und das Interesse der Klatschblätter an Paparazzifotos war auch ein anderes.
Das beschäftigt mich allerdings nicht so sehr. Natürlich können Paparazzi nerven, keine Frage. Aber ich habe mich schon früh dazu entschieden, denen einfach immer freundlich Guten Morgen zu sagen als mich aufzuregen und mit dem Mittelfinger herumzufuchteln. Das ist einfach nicht meine Art, dazu bin ich zu höflich. Mit dem Gegenüber ins Gespräch zu kommen ist sowieso immer besser als wütend zu werden.
Fühlen Sie sich eigentlich als Wegbereiterin für die vielen lustigen Frauen im Kino, die nach Ihnen kamen, so wie Amy Schumer?
Im Rückblick würde ich sagen, dass da etwas dran ist. Aber so habe ich das damals natürlich nie gesehen. Ich habe einfach immer nur das gemacht, was mir richtig und wichtig erschien. Egal ob „Schütze Benjamin“ oder „Der Club der Teufelinnen“ – immer wieder habe ich Filme gedreht, die nicht nur witzig waren, sondern eben auch etwas zu sagen hatten, was ich richtig und gut fand. Dass ich damit Erfolg haben und sogar für andere zum Vorbild werden würde, daran habe ich nie gedacht, als ich damals vor der Kamera stand.
Sie waren gerade Mal Anfang Zwanzig, als Sie mit einer Sitcom und dem Film „Die Kaktusblüte“ berühmt wurden. War das damals, Ende der 60er Jahre, eine aufregende Zeit?
Selbstverständlich, und wie! Aber auch alles andere als einfach. Ich kann gut verstehen, weswegen so viele Teenie-Stars mit ihrem Ruhm nicht zurechtkommen. Ich bin damals zu einem Psychologen gegangen, weil ich Beklemmungen und Angstzustände bekam. Dass plötzlich so viele Menschen etwas wollten, und seien es auch nur Autogramme – das verstand ich nicht und machte mich nervös. Denn ich wollte eigentlich gar kein Star sein. Ich hatte von einer Karriere als Tänzerin geträumt und dem, was man ein normales Leben nennt. Aber schon mein Vater hat damals immer zu mir gesagt: Goldie, du bist nicht normal, also wirst du auch kein normales Leben führen.
Dass Sie enormes komisches Talent hatten, muss Ihnen doch früh aufgefallen sein, oder?
Beim Tanzen machte ich hin und wieder Sachen, die andere zum Lachen zu bringen schienen. Und in einer Highschool-Inszenierung von „Bye Bye Birdie“ spielte ich die Frau des Bürgermeisters. Text hatte ich keinen, aber ich fiel ständig in Ohnmacht, und das Publikum kringelte sich. Aber wissen Sie was? Lassen Sie uns doch noch kurz über „Mädelstrip“ sprechen.
Kein Problem! Erzählen Sie doch mal von der Zusammenarbeit mit Amy Schumer!
Die war fantastisch. Dass wir uns so gut verstanden und perfekt miteinander harmoniert haben, lag sicher auch daran, dass wir uns erstaunlich ähnlich sind. Sie ist genauso ein Familienmensch wie ich und steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Außerdem hat sie genau wie ich nichts übrig für Partys und gesellschaftliche Anlässe, sondern bleibt lieber zu Hause auf dem Sofa. Wir haben privat sogar den gleichen Stil, wie wir am Set immer wieder feststellten: Jogginghosen und Sportklamotten. Auch wenn wir nicht besonders oft Sport machen. (lacht)
Zum Schluss noch eine ganz andere Frage, weil Sie den „Club der Teufelinnen“ schon erwähnt haben. Was ist dran an dem Gerücht, dass Sie, Bette Midler und Diane Keaton sich für eine späte Fortsetzung zusammentun?
Leider gar nichts. Die Sache ist geplatzt. Netflix hatte ein Drehbuch für eine mögliche Fortsetzung gekauft, doch das war leider ziemlich schlecht. Man hätte es komplett neu schreiben müssen. Deswegen haben wir abgelehnt. Wenn man schon einen zweiten Teil vom „Club der Teufelinnen“ drehen will, dann sollte der besser lustiger sein als der erste. Und das ist – nicht überraschend – scheinbar nicht so einfach.