TV-Star Licht beim Interview in der Komödie im Marquardt Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Er gehört zu den meistengagierten Schauspielern im deutschen Fernsehen. Derzeit ist Simon Licht in der Bühnen­adaption von „Laible und Frisch“ in der Komödie im Marquardt zu sehen.

Stuttgart - Herr Licht, haben Sie schon einen festen Wohnsitz in Stuttgart?
Nein, während der Dreharbeiten zu „Dr. Klein“ habe ich fast sechs Monate im Hotel gelebt. Jetzt, da ich mit „Laible und Frisch“ in der Komödie im Marquardt auf der Bühne stehe, hat mir das Theater eine sehr schöne Wohnung beim Feuersee besorgt.
Sechs Monate im Hotel, ist das nicht fad?
Nein, ich liebe es, im Hotel zu leben, obwohl ich auch gern koche. Aber das mache ich mit meiner Freundin Theresa, wenn ich zu Hause bin. Für mich allein koche ich nicht.
Was macht man abends in einer fremden Stadt im Hotel?
Ich spanne aus. Wenn man den ganzen Tag gedreht hat, ist man froh, wenn man sich um nichts kümmern muss. Dann kann man sich auf den nächsten Drehtag vorbereiten. Außerdem mache ich viermal die Woche Sport, da ist es gut, wenn man den Rücken frei hat.
Wie läuft „Laible und Frisch“ am Theater?
Prima. Wir sind so gut wie ausverkauft.
Wie erklären Sie sich den Erfolg?
Zum einen hat der Stoff Lokalkolorit, weil die meisten Figuren Schwäbisch sprechen. Zum andern geht es um eine Familienfehde, bei der es ums Überleben einer Familienbäckerei und einer Backfabrik geht. Entscheidend ist, dass die Schwaben nicht kittelschürzig gezeigt werden. Die Figuren sind schlaue, findige Typen, die sich veränderten Lebensumständen anpassen.
Sie fallen als Nordlicht aus der Rolle.
Stimmt, das machte das Ganze für mich so spannend. Aber ich muss, um den Erfolg erklären zu können, noch etwas ausholen. „Laible und Frisch“ ist, und das darf man nicht vergessen, als Studienarbeit von Frieder Scheiffele an der Filmakademie Ludwigsburg entstanden. Dass der SWR das Potenzial erkannt und diese Nachwuchsarbeit gefördert hat, kann man nicht genug loben. Die Serie ist eine waschechte baden-württembergische Produktion, wenn man von mir absieht. Das haben die Zuschauer gespürt – und die Serie deshalb geliebt. Wir hatten bei der zweiten Staffel 900 000 Zuschauer, das sind über 14 Prozent Marktanteil, sonst hat der SWR sieben Prozent.
Trotzdem hat der SWR nicht weiterproduziert.
Ich will das positiv ausdrücken: Wir führen jetzt das erfolgreiche Format „Laible und Frisch“ am Theater weiter. Man muss dem Sender die Chance geben, durchzuatmen und das auf sich wirken zu lassen. Dann wird man sicher erkennen, dass etliche Protagonisten mittlerweile Stars sind. Lisa Bitter unterstützt als „ Tatort“-Ermittlerin Ulrike Folkerts, Teddy Teclebrhan ist ein Internetstar, und ich gehöre zu den meistengagierten Schauspielern im deutschen Fernsehen.
Beim SWR hieß es, die Story wäre auserzählt.
Natürlich ist sie nicht auserzählt. Wurde „Romeo und Julia“ je auserzählt? Eine Familienfehde kann nicht auserzählt sein. „Laible und Frisch“ bietet Material und Geschichten so viel wie das Leben bunt ist.
Man musste Sie nicht überzeugen, um mit dem Stoff auf die Bühne zu gehen?
Nein, keine Sekunde. Ich habe den Vertrag unterschrieben, ohne das Stück gelesen zu haben. Ich vertraute der Truppe, weil ich wusste, was für hervorragende Arbeit die bei der TV-Produktion geleistet hat.
Es heißt: Auf die Bühne gehen Schauspieler wegen der Lust, Fernsehen und Film machen sie, um Geld zu verdienen.
Würde ich so nicht sagen. Ich habe mit Theater angefangen, dann Kurzfilme gemacht und kann behaupten, dass ich das Filmemachen von der Pike auf gelernt habe. Das tat ich nicht, um reich zu werden, sondern weil ich gemerkt habe, dass das funktioniert. Ich mache Filme, weil ich damit Erfolg habe – und habe mit „Laible und Frisch“ die Liebe zur Bühne wiederentdeckt.
Was unterscheidet die Arbeit auf der Bühne von der vor der Kamera?
Theaterarbeit ist ein viel demokratischerer Prozess als das Filmen, weil jeder sich berufen fühlt, mitzureden. Beim Film gibt es einen unglaublich engen Terminplan. Die armen Regisseure sind in erster Linie Zeitverwalter. Als ich fürs ZDF die Telenovela „Wege zum Glück“ gedreht habe, mussten wir pro Drehtag 43 Minuten abliefern. Im Kino ist das natürlich anderes. Da kann es schon mal sein, dass man nur 30 bis 40 Sekunden pro Drehtag schafft. Auf der großen Kinoleinwand siehst du jede Kleinigkeit.
Sie haben, was die Genres angeht, offenbar keine Berührungsängste.
Stimmt. Ich bin wahrscheinlich der einzige deutsche Schauspieler, der alle Genres abdeckt, von der Oscar-prämierten Kinoproduktion bis zur Telenovela. Entscheidend ist doch eines: Es muss professionell gemacht sein. Regisseur Dominik Graf besetzt mich doch nicht deshalb, nur weil ich mal eine Telenovela abgesagt habe.
In „Dr. Klein“ spielen Sie einen Oberarzt. Ein Beruf, den Sie tatsächlich ausüben wollten.
Nach dem Abi wollte ich Medizin studieren. Dann kam die Schauspielerei dazwischen.
Leistungssport wäre auch eine Möglichkeit gewesen. Sie waren ein hervorragender Fechter. Ist Ihnen alles zugeflogen?
Es gibt viele Möglichkeiten, meine Geschichten zu erzählen. Ich bin immer bemüht, sie positiv zu erzählen. Davon halte ich viel. Wenn du nach außen positiv ausstrahlst, bekommst du viel Positives zurück. Natürlich habe ich auch hart gearbeitet. 1988 haben sich meine Eltern getrennt, ich bin ein Scheidungskind. Das war natürlich alles andere als einfach.
Aber der Sportler lässt sich nicht unterkriegen?
Ich bin ein mindestens so ehrgeiziger Arbeiter, wie ich Talent habe. Wenn ich mal nicht weiterkomme, suche ich keinen Schuldigen. Dann mache ich halt weiter. Vermutlich hat das schon mit meiner Vergangenheit als Leistungssportler zu tun. Ich habe Judo und all so ein Zeugs gemacht und bin dann beim Fechten gelandet.
Das heißt, Sie konnten sich den Fechtunterricht auf der Schauspielschule sparen.
Genau. Ich war Niedersachsenmeister und gehörte zum Kader von Emil Beck. Aber leider wurde ich noch nie für einen Mantel-und-Degen-Film besetzt.
Wissen Sie, was eine Ihrer stärksten Szenen bei „Laible und Frisch“ ist?
Lassen Sie hören.
Das ist der Moment, als Sie sich am Ende vor dem Publikum verneigen. Dann erkennt man, dass dieses Lachen nichts mit dem harten Lachen der Bühnenfigur Frisch zu tun hat.
Schön, das zu hören. Das warme Lachen gehört auch zu mir. Aber wenn du als Macho gebucht wirst, darfst du das nicht zeigen.