Mit Sturm und Drang in eine neue Zeit: In Stuttgart beginnt mit dem „Urgötz“ die Intendanz des Ex-Berliners Armin Petras. Für das Startwochenende hat er gleich sechs Premieren angesetzt - darunter eine Aufführung, bei der nur ganze drei Zuschauer dabei sein können. Foto: dpa

Mit Sturm und Drang in eine neue Zeit: In Stuttgart beginnt mit dem „Urgötz“ die Intendanz des Ex-Berliners Armin Petras. Für das Startwochenende hat er gleich sechs Premieren angesetzt - darunter eine Aufführung, bei der nur ganze drei Zuschauer dabei sein können.

Stuttgart - Mit einer Premiere des „Urgötz“ hat am Freitagabend im Schauspiel Stuttgart die erste Spielzeit unter der Intendanz von Armin Petras begonnen. Die Regie bei dem Goethe-Stück führte Simon Solberg. Er hat das gesellschaftskritische Sturm-und-Drang-Werk um den Reichsritter von Berlichingen in die Zukunft verlegt. Ein Zuschauer habe zwar mit lautstarkem Protest den Raum verlassen, sagte eine Sprecherin am Abend - aber genau eine solche Polarisierung sei das Ziel der neuen Intendanz.

„5 morgen“ in der Spielstätte Nord ist erste eigene Iszenierung von Petras

Die erste eigene Inszenierung von Petras soll am Samstagabend das von seinem Alter Ego Fritz Kater geschriebene Stück „5 morgen“ in der Spielstätte Nord sein. Darin geht es um Überlebensstrategien von Großstädtern angesichts eines Katastrophenalarms.

Petras war zuletzt Intendant am Berliner Gorki-Theater. Für sein Stuttgarter Engagement tauschte er große Teile des Ensembles aus und fragte viele neue Regisseure an. „Das soll anstrengend sein, das wird intensiv, aber niemals lau“, hatte der 49-Jährige einige Tage zuvor seine Spielzeit umrissen. Vorgänger Hasko Weber arbeitet nun in Weimar. Für das Wochenende hat Petras gleich sechs Premieren angesetzt. Kurz nach dem „Urgötz“ am Freitag startete „Die Reise“ über die Jugend des späteren Lebensgefährten der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin, Bernward Vesper.

Neben Petras' eigenem Stück inszeniert Jan Bosse am Samstag die Bergman-Adaption „Szenen einer Ehe“ mit Joachim Król in der Hauptrolle. Das „Autostück. Belgrader Hund“ wird in einem fahrenden Pkw nur für die drei Fahrzeuginsassen gespielt. Den Abschluss bildet Tschechows „Onkel Wanja“ am Sonntag, inszeniert von Robert Borgmann. Mit der neuen Spielzeit kehrt das Theater nach jahrelanger Renovierung auch wieder ins Schauspielhaus zurück. Zunächst waren für den Umbau ein Jahr und 24 Millionen Euro Kosten geplant gewesen. Daraus wurden drei Jahre und etliche Millionen Euro mehr.