Auch sie wird sich nicht in Stuttgart zeigen: Caroline Peters als liberale Bürgermeisterin in den „Empörten“. Foto: Walz/Festspiele

Es war ein Prestigeprojekt von Burkhard Kosminski. Jetzt aber sagt der Schauspiel-Intendant die Übernahme der mit den Salzburger Festspielen produzierten AfD-Groteske von Theresia Walser ab – und damit auch den Auftritt von Caroline Peters. Warum?

Stuttgart - Als wär’s der Schlagzeilen – Stichwort Opernsanierung – noch nicht genug, macht jetzt auch das Schauspiel der Staatstheater von sich reden: „Die Empörten“ von Theresia Walser, als Koproduktion mit den Salzburger Festspielen ebendort im August uraufgeführt, wandern nicht nach Stuttgart. „Aus dispositorischen und künstlerischen Gründen“ werde die Inszenierung nicht ins Schauspiel übernommen, heißt es in einer Pressemitteilung des Hauses. Geplant war die Stuttgarter Premiere im Januar.

Auch wenn die Salzburger Uraufführung der „Empörten“ kein Triumph, sondern nur ein – umstrittener – Achtungserfolg war, ist die Absage eine Hiobsbotschaft. Die Produktion war ein Prestigeprojekt des regieführenden Intendanten Burkhard Kosminski, der das Stuttgarter Schauspiel damit zum ersten Mal seit fast zwanzig Jahren wieder zum wichtigsten Sommerfestival der Welt brachte. Entsprechend flossen eine Menge Ressourcen in das Unternehmen. Ideell, weil Walser ihre „finstere Komödie“ gezielt als Auftragsarbeit für Stuttgart/Salzburg geschrieben hat. Finanziell, weil Stuttgart mit rund einem Drittel an den vermutlich nicht geringen Produktionskosten beteiligt war – und schließlich personell, weil zum fünfköpfigen Ensemble als prominente Gäste auch André Jung und Caroline Peters zählten. Diese zwei Ausnahmespieler – Caroline Peters ist die neue Salzburger Buhlschaft – nicht im hiesigen Schauspiel sehen zu können, dürfte das Publikum am meisten schmerzen.

Heikler AfD-Stoff

Was aber hat es mit den „dispositorischen und künstlerischen Gründen“ für die Absage auf sich? „Ich wollte mit dem Team weiter an der Inszenierung arbeiten“, sagt Burkhard Kosminski im Gespräch mit unserer Zeitung, „aber eine längere Probenphase ließ sich wegen den eng getakteten Dispositionen sowohl hier im Haus als auch bei den auswärtigen Gastspielern nicht realisieren.“ In ihrer Groteske setzt sich Theresia Walser offensiv mit dem neuen Rechtspopulismus auseinander – und Kosminskis Antwort legt nahe, dass er diese Auseinandersetzung gerne künstlerisch noch vertieft hätte. Insofern zeugt sein Verzicht auf die Übernahme auch von einer gewissen Größe: Wer Kunst macht, muss sich gelegentliches Scheitern eingestehen können. Kosminski, so scheint’s, kann es.

In Salzburg stießen „Die Empörten“ in der Tat auf ein gespaltenes Echo. Selbst wenn man in der Aufführung keine Bühne für ausländerfeindliche und rechtspopulistische Positionen sehen wollte, wie das ein entsetzter Rezensent tat, konnte man den Eindruck gewinnen, dem heiklen AfD-Stoff hätten ein paar Probentage mehr gut getan. „Das Spiel von André Jung und Caroline Peter zu beobachten, ist ein Riesenvergnügen“, hieß es in der Uraufführungskritik dieser Zeitung, „und darüber vergisst man fast, dass die ‚Empörten’ noch nicht durchweg zünden. Im Januar kommt die Inszenierung nach Stuttgart – genügend Zeit, um vermasselte Pointen nachzujustieren.“

Nun kommt sie nicht – und als Ersatz nimmt Kosminski ein anderes Stück neu ins Programm auf: „An und Aus“ von Roland Schimmelpfennig, eine Mannheimer Übernahme, radikal upgedatet vom Intendanten selbst. Premiere: 15. Mai.