Das Gesicht der armenischen Oppositionsbewegung: Nikol Paschinjan. Foto: AFP

Kleider machen Leute. Oder auch nicht. Um das herauszufinden, unterziehen wir den Kleidungsstil bekannter Persönlichkeiten einem Stilcheck. Heute: Nikol Paschinjan.

Stuttgart - Auf dem Balkan und noch weiter im Osten begegnet man auf Dorfplätzen, die in keinem Reiseführer erwähnt werden, gern mal Männern in Tarnkleidung. Sie führen Selbstgespräche, wirken selten nüchtern und riechen nach Regendusche. Klugerweise meidet man jeglichen Blickkontakt. Ob es sich bei den Gestalten um Schweinezüchter in stallfreundlicher Arbeitskleidung oder um Ex-Freischärler mit chemiewaffentauglicher Achselnässe handelt, weiß man nie so genau.

Modische Marotten von Halbstarken

Nikol Paschinjan, Armeniens Mann der Stunde und Stimme der Opposition, verkörpert solch einen osteuropäischen Klischeeprovinzler. Der 42-Jährige trägt beim Bad in der Menge Schirmmütze, Rucksack und Camouflage-T-Shirt. Eigentlich ein stilistischer Fauxpas, denn nicht jeder protestierende Demokrat kann mit der Kampfmontur etwas anfangen. Doch das militaristische, ja martialische Auftreten, das in westlichen Fußgängerzonen längst als modische Marotte von halbstarken Stylern, Pseudopunkern und Gangsta-Rappern durchgeht, wird in einem krisengeschüttelten Staat wie Armenien zur vertrauensbildenden Maßnahme. Nikol Paschinjan gibt den Mann des Volkes, er ist das Gegenteil eines korrupten Anzugschnösels im postsowjetischen Verwaltungsapparat.