Martin Kusej, bald Chef am Wiener Burgtheater. Foto: APA

Kleider machen Leute. Oder auch nicht. Um das herauszufinden, unterziehen wir den Kleidungsstil bekannter Persönlichkeiten einem Stilcheck. Heute: Martin Kusej.

Stuttgart - Wer in einem Fotoalbum blättert, das mit zahllosen Aufnahmen von Familientreffen im ehemaligen Jugoslawien bestückt ist, wird ein Kleidungsstück oft wiedersehen: die Jeansjacke. Kein Cousin, kein jüngerer Onkel, der nicht irgendwann in einer Jeansmontur posiert hätte, auch weil das Tragen langer Haare und einer US-Markenjeans als dekadent und subversiv galt. Im sozialistischen Jugoslawien war die Mode für jüngere Leute wichtig. Und da man im Unterschied zu den anderen Genossen im Ostblock in den Westen reisen durfte, waren die Züge aus dem italienischen Triest voller Einkaufstüten. Darin Jacken und Hosen, möglichst Originale von Levi’s.

Anti-Hartmann-Style

Martin Kusej ist Österreicher, genauer: ein Kärntner Slowene. Slowenien war einmal eine Teilrepublik Jugoslawiens. Das Denken in Systemen und Ideologien ist Kusej, der noch Intendant am Bayrischen Staatsschauspiel ist, gewissermaßen in die Wiege gelegt. Deswegen interessiert er sich als politisch denkender, österreichkritischer Theatermacher besonders für die Verwerfungen in den postsozialistischen Staaten. Von 2019 an wird Kusej das Wiener Burgtheater leiten. Der 56-Jährige hatte sich schon einmal um die Leitung der berühmten Bühne beworben, damals machte der Deutsche Matthias Hartmann das Rennen, ein schicker Porsche-Fahrer. Jetzt die späte Genugtuung: Zur Pressekonferenz im Kunsttempel erschien der designierte Burgtheaterchef recht lässig im Anti-Hartmann-Style, in einer Jeansjacke über einem blauen proletarischen Hemd und ähnelte einem renitenten Ossi, der sich nicht aufhalten lässt. Die Jeansjacke war und bleibt das Erkennungsmerkmal des Unangepassten, die Uniform des Grenzgängers. Ein bisschen cool, aber auch ein wenig lächerlich.