Tennisstar Novak Djokovic bei der Verleihung der Laureus World Sports Awards in Berlin Foto: AP

Kleider machen Leute. Oder auch nicht. Um das herauszufinden, unterziehen wir den Kleidungsstil bekannter Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur einem Stresstest – und zwar regelmäßig an dieser Stelle. Heute: Novak Djokovic

Stuttgart - Leistungssportler, die mal nicht in ihrer Arbeitskleidung in der Öffentlichkeit auftauchen, wirken stets etwas unbeholfen. Gerade Tennisprofis sehen in Ausgehklamotten auf Galas mit wenigen Ausnahmen wie Konfirmanden mit Reizblase aus, deren Mütter vor der Umkleidekabine die Auswahl abgesegnet haben.

Auch der Weltranglistenerste im Tennis, Novak Djokovic, war sich wohl bewusst, dass er auf dem Platz eine bessere Figur abgibt, als etwa bei der Verleihung der Laureus World Sports Awards in Berlin, wo er wenig überraschend zum weltbesten männlichen Sportler gekürt worden ist. Der Körper des 28-jährigen Serben ist einfach nicht für den Smoking gemacht. Arme und Hals sind sehr lang geraten, der Nacken ist muskulös. All das ist von Vorteil bei einem Netzangriff beim Grand-Slam-Turnier, aber nicht beim Schaulauf auf dem roten Teppich.

Die Älteren werden sich noch an Cherno Jobatey erinnern

Doch der Tennisstar verzichtete auf die Lackschuhe und konterkarierte die Uniformität seines Aufzugs sinnigerweise durch weiße Sneaker des Modells „Superstar“ eines bekannten Sportausrüsters. Bekannt wurde die ironische Brechung der feinen Kleiderregeln Ende der 80er Jahre, man nannte den Stil Crossover. Die Älteren werden sich noch an Cherno Jobatey erinnern, den früheren Fernsehmoderator des ZDF-Morgenmagazins, der zu Anzügen meist Basketballstiefel trug.

Irgendwann schlüpften Hans und Franz in Turnschuhe und Crossover war die Mode der Einfallslosen. Doch seit kurzem gilt es wieder als cool, sich auf weichen Sohlen zu präsentieren, warum, weiß kein Mensch. Wahrscheinlich haben die Sportartikelhersteller mehr in Werbung investiert als die herkömmlichen Schuhmanufakturen. Die einzige Bedingung für diese Saison: Es müssen schneeweiße Latschen sein. Und noch ein Tipp: Wer keinen Sponsor hat wie Djokovic, muss zum Smoking auch nicht unbedingt die Firma mit den drei Streifen überziehen. Es geht auch noch ironischer.