Sensationsfund: Kanonen der spanischen Galeone „San José“ am Meeresgrund Foto: dpa

Der Schatz der „San José“ weckt Begehrlichkeiten: Neben der US-Firma Sea Search Armada dürften gleich mehrere Länder Anspruch auf die Fracht der Galeone erheben.

Bogota - Der Jubel über den historischen Fund ist noch nicht verklungen, da tauchen bereits die ersten Fragen auf, wie es nach der Lokalisierung der sagenumwobenen spanischen Galeone „San José“ vor der kolumbianischen Küste weitergehen soll. Wie kompliziert ist es, eine jahrhundertealte Galeone aus Holz zu bergen? Und vor allem: Wem gehört der Schatz, dessen Wert zwischen drei und 17 Milliarden Dollar (umgerechnet 2,8 bis 15,6 Milliarden Euro) liegen soll?

Kaum hatte Präsident Juan Manuel Santos die frohe Botschaft vom Fund des Schiffes verkündet, meldeten sich auch schon potenzielle Mitbesitzer. Die US-amerikanische Firma Sea Search Armada beansprucht die Hälfte des noch zu bergenden Vermögens und beruft sich auf Vorarbeiten und Verträge. Allerdings hatte ein US-amerikanisches Gericht ein ähnliches Ansinnen bereits 2011 abgeschmettert. Damals war die „San José“ allerdings noch nicht gefunden. Nun aber, wo elf Tonnen Gold- und Silbermünzen, unzählige Silberbarren, Smaragde und Goldstücke in greifbarer Nähe scheinen, hat ein Anwalt des Unternehmens Blut geleckt. Eine juristische Auseinandersetzung scheint wahrscheinlich.

Politisch brisant ist indes auch das spanische Anspruchsdenken. Auf eine Meldung der kolumbianischen Medien, dass das spanische Kulturministerium die kolumbianische Regierung wissen ließ, dass sie genauestens über den Fund informiert werden möchte, reagierten die sozialen Netzwerke in Kolumbien empört. Immerhin stammen das Gold und Silber aus dem Besitz indigener Ureinwohner der Region, die von den spanischen Kolonialherren skrupellos ausgeplündert wurden. Spanien strebe eine einvernehmliche Regelung an, erklärte Außenminister José Manuel García-Margallo am Montag, unterstrich aber, dass Madrid die Eigentumsrechte beanspruche. „Dies war ein staatliches Schiff, und es gehört dem Staat, unter dessen Flagge es fuhr.“ Doch auch Peru, woher ein Teil des Schatzes stammt, und Panama, von wo aus das Schiff zu seiner letzten Fahrt aufbrach, könnten Ansprüche anmelden.

Kolumbiens Präsident fürchtet Ansturm von Schatzsuchern

Noch spannender ist allerdings die Frage, wie das Schiff gehoben und dann irgendwann einmal in einem neuen, schmucken Museum in der kolumbianischen Kolonialstadt Cartagena ausgestellt werden soll. Bislang steht fest, dass das Schiff anhand von eindeutigen Initialen in den Kanonen identifiziert wurde. Doch bislang war noch kein Taucher vor Ort, nur eine Spezialkamera hat den Fundort gefilmt. In welchem Zustand die Galeone ist, ob und wie viel Gold und Silber auf dem Meeresgrund liegt, ist noch nicht bekannt. Oder noch nicht veröffentlicht.

Präsident Santos hat viele Details für sich behalten, offenbar fürchtet er, dass ein Ansturm auf die Fundstelle einsetzen könnte. „Das wird eine langwierige und schwierige Operation“, sagte eine Sprecherin des Präsidenten den Stuttgarter Nachrichten. „Tatsache ist, dass wir dafür Experten verpflichten werden, die diesen archäologischen Schatz bergen sollen.“ Spannend dürfte auch die Frage werden, wie die Schätze sicher an Land gebracht werden. Überfälle auf einen Frachter, der Milliardenwerte transportiert, sind heutzutage nicht mehr ausgeschlossen.

Der Fund dürfte aber noch eine ganz andere Auswirkung auf die Region haben. Insgesamt 1100 spanische Galeonen befinden sich nach Angaben der kolumbianischen Regierung noch auf dem Meeresgrund. Die Entdeckung der „San José“ dürfte zu einem neuen Boom von Schatzsuchern führen, die sich vom Reichtum der „San José“ inspirieren lassen. Die Karibik steht vor einem neuen Goldrausch.