Die Paketkastenanlage ermöglicht rund um die Uhr den ­Empfang und die Versendung von Päckchen. Foto: Michael Steinert

Keine Paketsendung verpassen, auch wenn man nicht Zuhause ist? Im Scharnhauser Park ist dies nun möglich. Dort wurde für 93 Haushalte eine gemeinsame Paketkastenanlage in Betrieb genommen.

Ostfildern - Wer kennt das nicht? Ein Paket mit der im Internet bestellten Hose soll geliefert werden – und man ist nicht zu Hause. Dann befindet sich lediglich eine Benachrichtigung im Briefkasten, und das sehnlichst erwartete Päckchen muss abgeholt werden oder wird erst Tage später geliefert. Eine sogenannte Paketkastenanlage, die am Dienstag an einem Mehrfamilienhaus im Scharnhauser Park in Ostfildern vorgestellt worden ist, soll dieses Problem lösen.

Entwickelt hat die Anlage der Briefkastenhersteller Renz aus Kirchberg/Murr. Ihm zufolge kann sie als „bundesweit erstes Pilotprojekt“ von den 93 Haushalten der Wohnanlage in der Ostfilderner Bettina-von-Arnim-Straße 4 in den kommenden zwei Jahren kostenlos getestet werden. Die Bewohner sind künftig davon unabhängig, wann der Paketdienst ihre Bestellung liefert. Denn der Mitarbeiter der Zustellerfirma autorisiert sich mittels eines Chips an einem Empfangsmodul, tippt dort die Größe des Pakets – von S bis XL – ein und wählt aus einer Liste den Namen des Empfängers. Schon öffnet sich ein passendes der 31 Fächer, in dem er den Karton deponiert. Derjenige, für den er bestimmt ist, wird über die Anlage per E-Mail oder SMS informiert, dass sein Paket geliefert wurde. Er hat ebenfalls über einen Chip und den Touchscreen Zugriff auf das Fach.

Auch Versenden möglich

Aber auch umgekehrt funktioniert die elektronische Anlage, deren Erfindung laut Karin Autenrieth vom Bau- und Heimstättenverein Stuttgart „der Veränderung des Konsumverhaltens geschuldet ist“. Denn es ist auch möglich, sein Paket zurückzuschicken oder aber ein neues aufzugeben. In dem Fall wird der entsprechende Paketdienst benachrichtigt, dass ein in der Anlage hinterlegtes Versandpaket abzuholen ist. Neben dem Service für die Bewohner schont das Angebot Karin Autenrieth zufolge auch die Umwelt, weil so manche Fahrt zur erneuten Anlieferung oder Abholung des Pakets entfalle.

Voraussetzung ist, mit dem jeweiligen Paketdienst einen Ablagevertrag und mit dem Gebäudeeigentümer eine Nutzungsvereinbarung abzuschließen. Für Service, Wartung und Softwareaktualisierungen falle monatlich nicht mehr als eine Gebühr von höchstens einem Euro an, erklärt Ralf Benzler, der Renz-Vertriebsleiter Deutschland. Drei weitere Pilotanlagen sollen in den nächsten Wochen in Kornwestheim, Reutlingen und Villingen-Schwenningen installiert werden. „Im Januar wollen wir damit an den Markt gehen“, sagt Benzler. Interessant sei das Angebot zunächst für Mehrfamilienhäuser von Wohnungs- und Baugenossenschaften. Angesichts der Tatsache, dass rund 90 Prozent der Deutschen Waren online bestellten, geht Armin Renz, der Geschäftsführer des Briefkastenherstellers, davon aus, dass solche Anlagen zu einem „elementaren Bestandteil unseres Lebensalltags“ werden könnten.