Vertreter von Stadt, Transnet BW und den beteiligten Firmen beim Spatenstich für das Großprojekt in Wendlingen. Foto: /Kerstin Dannath

Von Wendlingen aus wird das Stromnetz in Baden-Württemberg kontrolliert. Weil die Energiewende neue Anforderungen an die Steuerung stellt, modernisiert die EnBW-Tochter Transnet BW in den kommenden Jahren ihre Schaltzentrale. Das ist geplant.

Im Zuge der Energiewende wachsen die Anforderungen an das Hochspannungsnetz. Die Transnet BW trägt dem mit einer Modernisierung ihres Starkstromzentrums in Wendlingen Rechnung. Von dort aus steuert die EnBW-Tochter ihr Übertragungsnetz im Land. Weil der Anteil erneuerbarer Energien zunimmt und die Einspeisung ins Stromnetz dadurch volatiler wird, bedarf es moderner Technologie, um die Spannung für Endverbraucher konstant zu halten. Nach einer dreijährigen Planungs- und Genehmigungsphase erfolgte nun in Wendlingen der Spatenstich für das Projekt.

 

Strom wird von 380 Kilovolt auf 110 Kilovolt transformiert

„Das wird eine Operation am offenen Herzen“, sagte Transnet-BW-Geschäftsführer Werner Götz. Denn die Versorgung müsse auch während der Baumaßnahmen gewährleistet bleiben. Bis alle neuen Komponenten in Betrieb sind, bleibt die bestehende Technik im Einsatz. Die alte Anlage habe sich nach über 30 Jahren eine Modernisierung verdient, so Götz. Das Wendlinger Umspannwerk hat eine wichtige Rolle im Netz der Transnet BW: „Hier pocht praktisch das Herz von Baden Württemberg.“ Denn in Wendlingen wird der ankommende Strom von der Höchstspannungsebene (380 Kilovolt) auf die Spannungsebene des Verteilnetzes (110 Kilovolt) transformiert und dann weiter ins Land verteilt.

Die Modernisierung wird wohl frühestens 2031 abgeschlossen sein

Für das Gelingen der Energiewende entscheidend ist aber zugleich, dass der Stromtransport auch in die andere Richtung funktionieren: Lokal erzeugter Strom wird vom Verteilnetz ins Hochspannungsnetz geleitet. „Es ist ein hochkomplexes Projekt und deshalb wird es relativ lange dauern, bis alles fertig ist“, erklärte Götz. Nach derzeitigem Planungsstand soll dies 2031 der Fall sein.

Im Zuge der Arbeiten werden die bestehende, auf 380 Kilovolt ausgelegte gasisolierte Schaltanlage sowie das zugehörige Betriebsgebäude neu erstellt und einer der Transformatoren durch ein leistungsfähigeres Modell ersetzt. Zusätzlich wird die Netzanbindung im Norden des Betriebsgeländes angepasst. Herzstück der Arbeiten ist jedoch der Neubau einer Blindleistungskompensationsanlage namens Statcom. Dafür wird die Fläche der Anlage erweitert, Transnet BW hatte bereits 2022 die Lauterwiesen im Osten des Umspannwerks erworben.

Statcom gleicht Schwankungen im Stromnetz aus

Statcom wird bereits im zweiten Quartal 2025 ans Netz gehen und soll zunächst noch ihre Vorgängerin unterstützen. Die Anlage kann ganz unmittelbar auf wechselnde Bedingungen im Netz reagieren und das Spannungsniveau aufrecht erhalten. In der Vergangenheit haben Generatoren in Großkraftwerken diese Aufgabe übernommen.

„Das ist ein wichtiger Tag für die Stadt und für die Energiesicherheit im Land“, freute sich Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel beim Spatenstich. Er lobte vor allem die Transparenz bei dem Vorhaben: „Es ist wichtig, die Menschen auch bei der Errichtung oder Erneuerung von kritischer Infrastruktur mitzunehmen.“