Bei der Plattenbörse in der Schwabenlandhalle sind alle Genres vertreten. Foto: Eva Herschmann

Rund 200 Fans arbeiten sich bei der Schallplatten- und CD-Börse in der Fellbacher Schwabenlandhalle durch Berge aus schwarzem Vinyl.

Oft schon wurde sie totgesagt, die gute alte Schallplatte. Doch die Scheibe läuft noch längst nicht auf der letzten Rille. Bei der Schallplatten- und CD-Börse in der Schwabenlandhalle in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) haben sich mehr als 200 Fans durch Berge von schwarzem Vinyl gearbeitet. Denn auch Sammler stehen noch immer auf die Platte.

 

Die ersten Schallplattenbörsen wurden Ende der 1970er Jahre von Musikliebhabern in kleinen privaten Rahmen organisiert. Dort gab es alles – von Mainstream bis hin zu Raritäten. In den 90er Jahren drohte zwischenzeitlich die Compact-Disc, kurz CD, die Platte vom Markt zu verdrängen. Doch die Scheibe behauptete sich – und sie dreht sich bis heute als LP, Maxi-Single oder Single. Während die CD als Tonträgermedium Rückgänge verzeichnet und die Download- und Streamingdienste wegen der digitalen Konkurrenz weniger verdienen, ist für die Musikindustrie die Schallplatte wieder zu einer der einträglichsten Einkommensquellen geworden. Nahezu jede neuere Veröffentlichung erscheint auch als Schallplatte.

Wer Platten wirklich schätzt, kauft „lieber das Original“

Weil viele der begehrten Wieder- und Neuveröffentlichungen nur limitiert und einige bedeutende Interpreten gar nicht mehr auf Vinyl erscheinen, haben auch die Schallplattenbörsen wieder Konjunktur, und auf diesen seien die echten Sammler zu finden, erklärt Aussteller Thomas Schmid aus Metzingen. Denn neue Platten, gerade Nachpressungen, seien zwar oft billiger, aber auch von schlechterer Qualität. „Sie sind oft minderwertig gepresst. Wer Platten wirklich wertschätzt, kauft deshalb lieber das 50 Jahre alte Original, und auch nicht im Internet.“

Schallplatten müssten nicht nur gehört, sondern auch gesehen werden, findet Michael Fischer. „Ich habe mir schon viele Platten gekauft, einfach, weil mir das Cover gut gefallen hat“, sagt der Händler und Sammler aus Frankfurt, der seinen Stand im Foyer der Schwabenlandhalle aufgebaut hat. Auch diesmal hat er nicht nur verkauft, sondern auch selbst einige Scheiben erstanden. Ein paar originale Ostpressungen seien darunter, natürlich auch von den Puhdys, einer der bekanntesten DDR-Bands, erklärt Fischer. „Und ein paar alte Beach-Boys-Platten für zwei Euro das Stück.“

Verkauft hat Michael Fischer in Fellbach auch. „Obwohl sonst mehr los war“, sagt er mit Blick auf den überschaubaren Besucherandrang. So sei unter anderem ein jüngerer Sammler auf der Suche nach der ersten Rainbow-Platte bei ihm fündig geworden. „Der war total glücklich.“ Vielleicht sei das Stuttgarter Frühlingsfest auf dem Wasen schuld am übersichtlichen Andrang, mutmaßt derweil der Veranstalter Wolfgang Korte. „Oder das schöne Frühlingswetter.“

Ein Autogramm von Freddie Mercury – allerdings nicht als Schnäppchen

Die ernsten Sammler hält weder das eine noch das andere ab. Überwiegend männliche Besucher – von denen nicht wenige ihren Musikgeschmack mit einem Tour-Shirt ihrer Lieblingsband sichtbar zur Schau tragen – wühlen sich durch Massen von Schallplatten. Das Angebot in allen Genres, von Avantgarde-Klassik über Schlager bis Punk und von Abba bis ZZ Top, ist riesig. Und es gibt neben Raritäten in Vinyl auch Original-Unterschriften auf Plattencovers oder Fotos. Darunter die von Freddie Mercury, dem Leadsänger der legendären britischen Formation Queen, und den restlichen Bandmitgliedern – wenn auch nicht zum Schnäppchenpreis.

Auf dem T-Shirt von Holger Kimmerle prangt kein Band-Logo: „Suche Rambo 1 + 2 Papp-Aufsteller“ steht auf der breiten Brust des Reutlingers. Denn in Fellbach gibt es auch eine DVD-, Film- und Comicabteilung. Der 51-jährige Kimmerle, der als Model und Personal Trainer arbeitet, 2011 zum Gesicht Baden-Württembergs gewählt wurde und als Nebendarsteller im Stuttgarter Tatort „Verblendung“ sowie bei Soko Stuttgart zu sehen war, löst gerade seine 40-jährige Sammlung von Film-Büchern und -Plakaten auf. „Ich will mich auf Sylvester Stallone konzentrieren. Hauptsächlich auf seine Rambo-Filme.“