Der FC Arsenal wird ohne den früheren Bundesligastar Henrich Mchitarjan zum Finale der Europa League nach Baku reisen. Die Vergabe an Aserbaidschans Hauptstadt gerät damit erneut in die Kritik.
London/Frankfurt - Schallende Ohrfeige für die UEFA-Bosse: Der FC Arsenal wird im Finale der Europa League am 29. Mai in Baku gegen den Londoner Stadtrivalen FC Chelsea auf den früheren Bundesligastar Henrich Mchitarjan verzichten. Damit ist endgültig klar, dass sich die Europäische Fußball-Union (UEFA) mit der äußerst umstrittenen Auswahl von Aserbaidschans Hauptstadt als Austragungsstätte des Endspiels ein Eigentor geschossen hat.
Grund für die Entscheidung des 13-maligen englischen Meisters, bei dem Mesut Özil, Shkodran Mustafi und Bernd Leno unter Vertrag stehen, sind Bedenken hinsichtlich der Sicherheit des Armeniers Mchitarjan. Dabei geht es in erster Linie um den Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien hinsichtlich der Region Berg-Karabach. „Es ist eine dieser Partien, die wir als Spieler nicht oft haben. Es tut mir sehr weh, dass ich es verpasse“, schrieb der Offensivspieler bei Instagram: „Ich werde meine Teamkollegen anfeuern. Bringt es nach Hause.“
Zuvor hatte Arsenal verlauten lassen, dass der Verein „sehr enttäuscht“ darüber sei, ohne Mchitarjan nach Baku reisen zu müssen. „Wir haben alle Optionen geprüft, nach einer Diskussion mit Micki und seiner Familie aber gemeinsam entschieden, dass er nicht mitreisen wird“, erklärten die Gunners. Der Klub habe der UEFA geschrieben und seine schweren Bedenken dargelegt.
Endspielort für Arsenal „inakzeptabel“
In dieser Saison spielten die Londoner in der Gruppenphase bereits in Aserbaidschan gegen Qarabag Agdam, verzichteten beim Auswärtsspiel (3:0) wegen des Konflikts jedoch auf den früheren Dortmunder. Auch 2015, als Mchitarjan noch beim BVB unter Vertrag stand, ließ der Bundesligist den 30-Jährigen beim Auswärtsspiel bei FK Qäbälä zu Hause.
Schon in der vergangenen Woche hatte Arsenal ungewöhnlich harsche Kritik am Endspielort geäußert und ihn als „inakzeptabel“ bezeichnet. Ursachen dafür waren Reiseprobleme für die Anhänger und die Verteilung der Eintrittskarten. Die Londoner erhalten für die Begegnung im 68.700 Zuschauer fassenden Olympia-Stadion 6000 Tickets. Baku ist 4500 Kilometer von der britischen Hauptstadt entfernt. Die Engländer beklagten vor allem die geringen Kapazitäten des Flughafens in Baku.
„Wir sind bitter enttäuscht, dass wir nur 6000 Arsenal-Fans die Möglichkeit eröffnen können, bei diesem Spiel dabei zu sein. Und das in einem Stadion mit einem Fassungsvermögen von über 60.000“, hieß es in einer Erklärung. Selbst für die 6000 Anhänger werde es schwer, rechtzeitig nach Baku zu reisen, um dem Spiel beizuwohnen.
In Baku wird bei der EM 2020 gespielt
Die Regierung Aserbaidschans teilt die Sicherheitsbedenken von Spieler und Klub dagegen nicht. Eine Sprecherin des Außenministeriums sagte der französischen Nachrichtenagentur AFP: „Trotz des schwierigen Verhältnisses zwischen Aserbaidschan und Armenien kann Mchitarjan das Europa-League-Finale in Baku spielen.“ Auch der Generalsekretär des aserbaidschanischen Fußball-Verbandes AFFA, Elkhan Mamdov, verwies auf Sicherheitsgarantien gegenüber der UEFA und meinte: „Er hätte hier keine Probleme.“
Die Vergabe von sportlichen Großveranstaltungen nach Aserbaidschan hatte in der Vergangenheit immer wieder zu Kritik geführt, da das Land von Präsident Ilscham Alijew autoritär regiert wird. Amnesty International prangert immer wieder Verstöße gegen die Menschenrechte an.
Dennoch fanden 2015 die European Games in Baku statt. Im kommenden Jahr werden dort drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale der paneuropäischen Fußball-EM ausgetragen. Auch die Formel 1 macht in Baku Station.