Das Schafwoll-Festival in Oberstenfeld-Gronau lockt auch in der 22. Ausgabe die Besucher an. Trotz sommerlicher Hitze munden dabei auch die kulinarischen Angebote – nicht nur vom Lamm.
Sengende Hitze am Samstag über dem Ortsteil Gronau. Da tragen die alten Bäume auf dem Areal von Veranstalter-Familie Theiss zum Wohlbefinden bei. Sie spenden beim 22. Schafwoll-Festival den Schatten, den die Besucher suchen. Es sind im Vergleich zu den Vorjahren etwas weniger an diesem Tag, an dem das Thermometer mal wieder über 30 Grad klettert. Das stellt auch Klaus Ebenhöch fest, der seine Frau Andrea Hunger-Ebenhöch regelmäßig auf Märkte begleitet, wo sie ihre naturgetreuen wie fantasiegeprägten Kreaturen aus Märchenwolle anbietet.
„Wir sind schon das 18. Jahr hier“, sagt der Ehemann, der „heute keine ewig langen Schlangen vor den Speisentheken sieht“. Auch seien weniger Stände vertreten als die Jahre zuvor. Doch eines ist geblieben: Zum Schafwoll-Festival nach Gronau kommen vielfach besondere Gäste, diesen Eindruck vermittelt die Veranstaltung. Die meisten, darunter Liebhaber von natürlichen Produkten, bringen Zeit mit: zum Staunen, Suchen und Finden. Für Gespräche und gegenseitigen Austausch. Und, wie sich zeigt, für manche kulinarische Leckerei.
Das Angebot auf dem Schafwoll-Festival
Alles rund ums Schaf:
- Schafmilcheis
- Schafmilchseife
- Schafskäse
- Schaffell-Artikel
- Filz-Produkte
- Webwaren
- Mode aus verschiedener Schafwolle
- Deko
- Nudeln
- Brot und Wurst
- Handwerk wie Spinnen, Weben, Filzen oder Körbeflechten Alles rund ums Schaf wird geboten. Avanti/Avanti
Die Veranstalter achten bei der Auswahl der Stände sehr genau auf deren Angebot. Softeis, Zuckerwatte und Co. gibt es beim Schafwoll-Festival nicht.
Ein Aufstrich inspiriert von Mon Cherie
Etwa solche aus dem Angebotssortiment der Familie Theiss, die rund vierzig Helfer braucht, um Durst und Hunger der Gäste zu stillen – meist Fleischgerichte vom Lamm – oder ob es Leckeres aus der Vielfalt der anbietenden Stände ist. Natascha’s Gartenträume etwa bieten Ausgefallenes für Liebhaber süßer wie herzhafter Naschereien. Der Clou dürfte der Aufstrich „Mon Cherie“ sein. Hier vereinen sich Sauerkirschen aus dem heimischen Garten mit dem bekannten Praliné zu einer cremigen Kreation. Und Bärlauch trifft bei Natascha Heuberger auf neue Partner: Walnuss und Butter. „Ich versuche immer, etwas Neues zu machen“, sagt die junge Frau. Erwartungsvoll wird an ihrem Stand probiert. Gleich einige Male wandert ein Gläschen oder auch ein Fläschchen Hochprozentiges in die Tasche der Kunden.
Ihr Mann René Ritter, der in Marbach mit seinem Kollegen Marco Heidelberg eine Jagd hat, bietet Wildprodukte von Reh, Wildschwein oder Hirschkalb an. Probierle gibt’s auch hier. Dass sich das Kreatin aus den Haaren der Alpakas bei der Seifenherstellung in Lauge löst, macht sich Antje Henke zu Nutzen. Ihre Alpakaseifen, die „gut für die Haut sind“, befinden sich neu im Sortiment der Seifensiederin.
Yvonne Döring sitzt ein paar Zelte weiter mit Socken an einem Spinnrad, das sie unaufhörlich tritt. Interessiert schauen ihr die vorüberziehenden Besucher zu, zwischen Dörings Händen bildet sich ein langer Wollfaden. Döring gehört zur Handspinngilde, die sich einmal monatlich, jeden ersten Samstag, bislang in Beilstein trifft. Die als meditativ empfundene Tätigkeit gefällt der Spinnerin, die sich mit ihrem Hobby, das sie seit neun Monaten ausübt, nebenbei als produktiv empfindet. „Es macht mich stolz, wenn ich Sachen tragen kann, deren Wolle ich selbst gesponnen habe.“ Auch, wenn man, besonders am Anfang, „schwangere Regenwürmer“ spinnt, wie es ihre Kollegin, Angela Richter bezeichnet, die mit weiteren Frauen das Handwerk vorführt.