Seine Heidschnucken sind Andreas Holzwarth ans Herz gewachsen. Foto: Archiv (Kuhnle)

Andreas Holzwarth ist Hobby-Schäfer in Ludwigsburg und hat wegen der Blauzungenkrankheit schon ein Tier aus seiner kleinen Heidschnucken-Herde einschläfern lassen müssen.

Die Heidschnucken von Andreas Holzwarth haben ein schönes Schafsleben. Grasen, wiederkäuen, ausruhen, sich von Spaziergängern bestaunen lassen . . . Über dem Idyll auf ihrer Weide in Ludwigsburg-Hoheneck hängt dennoch eine dunkle Wolke. Die Blauzungenkrankheit hat auch hier schon zugeschlagen. Vergangene Woche musste der Hobby-Schäfer eines seiner Tiere einschläfern lassen. Aktuell hat ein weiteres Schaf Symptome.

Andreas Holzwarth macht sich Sorgen, was da auf ihn und auf seine Schäfer-Kollegen noch zukommt. Nachdem die Niederlande und Nordrhein-Westfalen stark betroffen waren, war am 8. August die Blauzungenkrankheit bei Schafen im Rems-Murr-Kreis ausgebrochen und breitet sich seither auch im Südwesten aus. Vergangene Woche waren es zwei Fälle im Landkreis Ludwigsburg, aktuelle sind es drei und ein Verdachtsfall, bei dem die Blutuntersuchung noch nicht abgeschlossen ist (Stand 28. August).

16 Heidschnucken gehören zu der kleinen Herde von Andreas Holzwarth. 17 waren es noch vor einigen Tagen. Bis ein dreijähriges, bislang kerngesundes, kräftiges Mutterschaf plötzlich apathisch abseits der Herde stand. Es hatte Fieber und viel Schleim im Maul. Der Tierarzt stellte fest, dass der Hals so angeschwollen war, dass das Tier erstickt wäre. „Da war leider nichts mehr zu machen, er hat es erlösen müssen“, berichtet Holzwarth.

Der Schafzüchter ist traurig, schließlich sind ihm seine Heidschnucken ans Herz gewachsen. Seit den 1970er Jahren hat die Familie eine kleine Herde, seit 15 Jahren ist er ihr Schäfer. Für Holzwarth, den man in seinem rot-weiß geringelten Shirt vom Eierstand auf dem Ludwigsburger Wochenmarkt kennt, sind die Schafe arbeitsreiches Hobby und Entspannung zugleich. Der 55-Jährige macht gerne „Sheepwatching“. Setzt sich also alleine oder mit Freunden auf sein grünes Sofa mitten auf die Weide, trinkt Kaffee und beobachtet seine Herde.

Momentan ist nichts mit „Sheepwatching“. Das Veterinäramt hat Andreas Holzwarth geraten, es in diesen Zeiten lieber bleiben zu lassen. Auch wenn von dem Virus, das die Schafe befällt, keine Gefahr für Menschen ausgeht. Die Blauzungenkrankheit wird durch so genannte Gnitzen, also minikleine Stechmücken, auf die Schafe übertragen. Die Schafe können sich weder untereinander noch Menschen anstecken. Auch Fleisch und Milchprodukte können bedenkenlos konsumiert werden, sagen Experten.

Ein Tier musste eingeschläfert werden

Sheepwatching auf dem Sofa ist derzeit nicht drin. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Zwar nicht gemütlich vom Sofa aus, aber dennoch engmaschig und intensiv hat Andreas Holzwarth seine Heidschnucken zur Zeit im Auge. So hat er auch bemerkt, dass eines der im Frühjahr geborenen Lämmer – jetzt schon ein junger Bock – nicht fit ist. Auch er hat Fieber. Ansonsten geht es dem Tier aber wohl ganz gut. „Er frisst auch mit gutem Appetit“, sagt der Hobby-Schäfer. „Ich hoffe, dass er durchkommt.“

Drei Schafe wollten sich nicht impfen lassen

Das verstorbene Schaf und der aktuell vermutlich an dem Virus erkrankte junge Bock gehören übrigens zu den drei Heidschnucken in der Herde, die nicht gegen die Blauzungenkrankheit geimpft sind. Der Ludwigsburger hatte seine Schafe gleich, als die Krankheit Anfang August in den Südwesten schwappte, vom Tierarzt impfen lassen.

Allerdings gab es unter seinen Schäfchen drei, die sich partout nicht einfangen lassen wollten, um sich vom Tierarzt die Injektion geben zu lassen. „Meine Impfverweigerer“ nennt Andreas Holzwarth sie augenzwinkernd. Er hofft, dass sie dennoch gut durchkommen, wie auch die anderen Tiere. Und er bleibt positiv: „Ich denke und hoffe, dass wir das Virus in Griff bekommen.“