Die Herde des Familienunternehmens Mundinger besteht aus insgesamt 76 Schafen und wird als Bio-Rasenmäher auf verschiedenen öffentlichen oder gewerblichen Grünflächen eingesetzt. Foto: dpa

Zum schadstofffreien Mähen braucht es keinen selbstfahrenden Elektro-Rasenmäher: Ein Böblinger Familienunternehmen vermietet Schafe.

Stuttgart - Ein perfekter Rasen ist meist mit viel Arbeit verbunden – Hilfe soll der sogenannte Biomäher bieten: „Der Rasen wird für Sie gemäht, völlig schadstofffrei gepflegt und ökologisch gedüngt, während Sie sich anderen Aufgaben widmen können“, wirbt die Firma Mundinger aus Renningen im Kreis Böblingen. Gemeint ist nicht ein selbstfahrender Elektro-Rasenmäher, sondern eine gewöhnliche Schafherde.

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Grünflächen mit dem Biomäher pflegen

„Aus insgesamt 76 Schafen besteht unsere Herde und wird auf verschiedenen öffentlichen oder gewerblichen Grünflächen eingesetzt“, sagt Michael Mundinger, Betriebsführer des Familienunternehmens Mundinger. Seine Mäher-Alternative preist er damit an, dass die Schafe den Rasen nicht nur schadstofffrei kürzen, sondern auch düngen würden. Die Tiere würden mit ihren Klauen den Boden auflockern und stabilisieren. Dadurch könnten die nährstoffreiche Exkremente der Schafe ideal aufgenommen werden – das Graswachstum werde unterstützt.

Ein Herz für Tiere wird groß geschrieben

Das landwirtschaftliche Unternehmen Mundinger vermietet zwei alte Haustierrassen: Die Grau Gehörnte Heidschnucke und das Ouessantschaf, ein bretonisches Zwergschaf.

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Geschäftsführer Michael Mundinger betont, dass seine Landwirtschaft „ein Herz für Tiere“ großschreibe: „Erst seit etwa drei Jahren züchten wir Herdbuchtiere – natürlich nach Rassestandards. Die relativ kleinen Mutterschafen tragen nur ein Lamm aus, das heißt unsere Herde wächst nur langsam.“ Um alle Biomäher-Anfragen abzudecken, schlachte das das Unternehmen deshalb im Moment noch keine Lämmer. Doch Mundinger möchte „in ein, zwei Jahren mit den Schafen in die Fleischproduktion gehen“ und „zumindest die Lamm Böcke schlachten“.

Die Schafe an sich sind für den Kunden kostenlos

Seine Schafe an sich seien kostenlos zu mieten, sagt Michael Mundinger: „Die Tiere bleiben in unserem Besitz und die Kunden bezahlen nur einen Dienstleistungsbeitrag“.

Mundinger erzählt, dass die Schafe zur Zeit auf zwei Firmenflächen stehen: Ein Architekturbüro in Leonberg und ein Solarpark in Pforzheim mieten jeweils eine kleine Herde. Auch Privatpersonen würden Interesse an dem Biomäher zeigen und ließen beispielsweise ihre Streuobstwiese kürzen. Die Anzahl der Schafe hinge dabei von der Größe des Rasenplatzes ab. „Bei einem Garten, der zehn Quadratmeter groß ist, schicken wir nur drei Schafe hin.“

Für ein Schulprojekt werden die Tiere gebucht

Seit März seien fünf Schafe in der Obhut des Albertus-Magnus-Gymnasium in Sommerrain, Bad Cannstatt. Dort werden die Schafe nicht wie sonst üblich von der Familie Mundiger behütet, denn der Sozialpädagoge Michael Weber hat eine Schaf-AG ins Leben gerufen.

Weber spricht von einer „dreifachen Win-Situation“: Der Hausmeister sei entlastet, durch das Abknabbern von Wurzeln werden Gebäudeschäden vermieden und natürlich die Freude der Schüler sei entscheidend. „Ende Juni wurden wir mit einem Lämmchen beglückt“.

Das Interesse der Schüler an dem Projekt sei enorm: Auch in den Ferien würden sie kontrollieren, ob es den Schafen gut geht. Die Schule überlege nun die Herde auch über den Winter zu halten.

Keine vergleichbare Konkurrenz

In der Regel überstehen die Tiere zum Beispiel in Gewächshäusern von Gärtnereien die kalten Monate. „Im Winter kamen unsere Tiere auch schon auf dem Weihnachtsmarkt in Zuffenhausen zum Einsatz. Wir haben dort eine lebende Krippe dargestellt.“, sagt Michael Mundinger. Außerdem wurden seine Schafe schon für einen Mittelaltermarkt gebucht, um den traditionelle Beruf des Schäfers zu zeigen – die Tiere sind also nicht nur Teil des Biomähers.

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Bei der Frage nach Konkurrenz meint der Gründer, dass es „schon Schäfer in der Region gibt“, aber ihm sei Niemand bekannt, der zum Beispiel auch seine Tiere zum Kürzen von kleinen Rasenflächen vermieten würde.

Zunächst nur als private Gartenhilfe gedacht

Die Idee mit dem Biomäher sei zufällig entstanden, sagt Mundinger. Seine Familie war in erster Linie nur in der Industrie tätig: Seit 1948 stellt die K.P.Mundinger GmbH Feuchtigkeits-Messgeräten her. Im Jahr 2008 hat er mit seinem Vater den Brennholzhandel Mundinger gegründet – dieser expandierte schnell. Zu der eigenen Grünland- und Waldpflege wurde das Unternehmen auch landwirtschaftlich aktiv: Die Mundingers begannen Schweinemast und zogen mit einer Pferdepension nach.

Durch die drei verschiedenen Tätigkeiten fehlt der Familie die Zeit zum Mähen – dafür haben sie sich drei Schafe angeschafft. Zuerst grasten die Tiere nur auf dem Betriebsgelände, später ließen sich die Mundigers auch bei ihrer privaten Gartenarbeit unterstützten. Ihr Grundstück liegt Mitten im Ort, deshalb erregten die Schafe schnell Aufsehen. Es wurde gefragt, ob man die Tiere mieten könne – schlussendlich überredeten Nachbarn die Familie Mundiger zu dem Biomäher.