Im Schaudepot des Spielkartenmuseums finden sich zahlreiche Schätze. Foto: Natalie Kanter

Das Deutsche Spielkartenmuseum in Leinfelden-Echterdingen beherbergt Schätze aus aller Welt. Es ist ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt. Dennoch gibt es konkrete Pläne es loszuwerden. Warum eigentlich?

Von Natalie Kanter

Die Zukunft des Deutschen Spielkartenmuseums in Leinfelden-Echterdingen steht auf der Kippe. Am 25. März wird der Gemeinderat entscheiden, ob das Museum, das Schätze aus aller Welt beherbergt, also ein Alleinstellungsmerkmal der Kommune ist, sich aber bisher nicht an ein breites Publikum richtet, sondern die Spielkarten-Liebhaber-Szene bedient und bereits seit 13 Jahren stark eingeschränkte Öffnungszeiten hat, abgewickelt wird.

 

Der Kulturausschuss des Gemeinderates hat sich dafür ausgesprochen, den Vertrag der Stadt mit dem Landesmuseum Württemberg zu kündigen und die Stelle der fachwissenschaftlichen Museumsleitung nicht mehr zu besetzen – also einen klaren Schnitt zu machen. Die Fraktion der Freien Wähler/FDP hat den Antrag gestellt, der bei den meisten Fraktionen auf Gegenliebe stieß.

„Wir können dieses Spielkartenmuseum in unserer Stadt nicht mehr betreiben“, sagte Fraktionschef Eberhard Wächter. „Das ist keine kommunale Aufgabe, sondern ein Spezialthema. Dieses Museum verbindet keiner mit unserer Stadt.“ Er ist sich sicher, dass das Land nach der Vertragskündigung eine Lösung für die Sammlung finden muss und wird; die Schätze also nicht verloren gehen. „Angesichts der Haushaltslage gilt es jetzt endlich die Reißleine zu ziehen“, sagte Sabine Onayli (L.E. Bürger/DiB). Auch Barbara Sinner-Bartels (SPD) glaubt nicht, dass es gelingen werde, das Thema Spielkarten künftig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Allein die CDU sprach sich dagegen aus, „dieses Juwel abzuschaffen“ und „mit einem Federstrich wegzuwischen, was Menschen über Jahre hin aufgebaut haben“, wie sich Claudia Zöllmer ausdrückte. Sollte sich das Land nach der Vertragskündigung entscheiden, sich dennoch nennenswert finanziell zu beteiligen, will man neu entscheiden. Diesen Vorschlag hat Grünen-Stadtrat Maximilian Kreft ins Spiel gebracht.

Die Stadtverwaltung hatte eigentlich andere Pläne. Dass das wissenschaftliche Forschen und Publizieren in der Nische Spielkarten seine Heimat künftig bei staatlichen Museen und Institutionen haben soll, wurde schon bei einer Klausurtagung besprochen und das hat Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell nun erneut in der Ausschusssitzung betont. Dort berichtete er auch, dass Gespräche der Stadtverwaltung mit dem Landesmuseum Württemberg und dem Wissenschaftsministerium zur Zukunft des Museums ergebnislos verlaufen seien. Das Land sei nicht bereit, sich finanziell oder personell zu beteiligen. Er und Oberbürgermeister Otto Ruppaner schlugen den Fraktionen dennoch den Kompromiss vor, das Museum als eine Art Spielkartenmuseum light in eine gesamtstädtische Museumskonzeption zu integrieren und die Sammlung organisatorisch dem Kulturamt zuzuordnen. Die Stadt werde so oder so eine solche Konzeption brauchen – auch um das Stadtmuseum, das Stadtarchiv, das Mühlenmuseum und das Feuerwehrmuseum in die Zukunft zu führen, betonte derweil Wolfgang Haug (FDP). Er ist seit Jahrzehnten der ehrenamtliche Leiter des Stadtmuseums.

Der Vorschlag der Stadtverwaltung

Mit ihrem Vorschlag wollte die Verwaltung nicht nur 80 000 Euro Personalkosten und 25 000 Euro Sachkosten pro Jahr sparen, sondern auch einen niederschwelligen Zugang zu den Spielkarten-Schätzen ermöglichen. Damit die Faszination der Karten fortan ein breites Publikum ergreift, sollten sie nicht nur im Schaudepot und damit im Keller der Schönbuchschule gezeigt werden, sondern auch im Leinfelder Haus, in den Stadtbüchereien oder in der Musikschule. Die Mehrheit des Kulturausschuss konnte sich damit aber nicht anfreunden.